Ladenburg/Rhein-Neckar, 21. Juli 2017. (red/pro) Wir alle sind dankbar für den ehrenamtlichen Einsatz der freiwilligen Feuerwehren und auch den Berufsfeuerwehren. Daran gibt es keinen Zweifel. Diese Dankbarkeit heißt nicht, dass Kritik nicht erlaubt oder sogar notwendig ist. Aktuell gab es einen Großbrand in Ladenburg – und dieser wird durch Fotos der Feuerwehr Ladenburg dokumentiert. In unzulässiger Weise. Der folgende Beitrag ist explizit eine Kritik an diesen konkreten Fotos, aber vielmehr ein Appell, dass Feuerwehren und andere auch an Recht und Gesetz gebunden sind.
Von Hardy Prothmann
Ich hab auch mal frei. Als mich die Nachricht des Großbrands erreicht hatte, wusste ich, dass das ne große Nummer ist. Insbesondere für die Feuerwehr Ladenburg. Zu groß, um alleine damit fertig zu werden. In jedem anderen Ort wäre das auch so gewesen.
Ich habe unzählige Feuerwehreinsätze begleitet. Und ich habe so richtig viel Respekt vor dem Engagement der Kameraden. Egal, ob ehrenamtlich oder hauptberuflich. Feuereinsätze sind nie planbar, sie kommen oft zur Unzeit und wenn sie kommen, herrschen Alarm und oft auch Lebensgefahr.
Ich bin aktuell nicht so einsatzfähig, wie ich das gerne wäre. Die Prozesse, die der Großverlag Mannheimer Morgen gegen mich angestrengt hat, haben Spuren hinterlassen. Das hat enorm viel Energie und Kraft gekostet und ich muss mich neu zentrieren. Kraft tanken. Um fit zu bleiben.
Schon allein aus Respekt vor diesem Engagement dokumentiere ich so viele Einsätze wie möglich.
Feuerwehrleute können mich hoffentlich verstehen. Sie müssen enorm viel Energie aufbringen. Das ist deckungsgleich mit meinem Job. Aber sie werden meistens nicht existenzbedrohend verklagt – das ist ein Unterschied.
In den allermeisten Fällen können Feuerwehrleute Schäden verringern, manchmal retten sie Leben, manchmal bergen sie Tote und manchmal sorgen sie “nur” dafür, dass ein Brand kontrolliert wird, weil eine Bekämpfung utopisch ist. Und oft rasen sie zum Einsatz, nur um festzustellen, dass es einen Alarm, aber keine Bedrohung gab.
Diese Einsätze sind besonders nagend – denn “Fehlalarme” dürfen nicht dazu führen, dass es an der Motivation für echte Einsätze fehlt. Für mich gibt es keine Fehlalarme – jeder Alarm ist einer und ich habe tiefen Respekt vor der bedingungslosen Einsatzbereitschaft der Feuerwehren. Wenn der Pipser losgeht, weiß niemand, was der Einsatz bringen wird.
Auch bei uns geht der Pipser häufig los – wir wissen auch nie, was Masse ist, wir können den Job aber nicht ehrenamtlich erledigen, sondern müssen diesen “vermarkten”. Unsere Haupteinnahmequelle ist Werbung und dazu kommen freiwillige Zahlungen von Lesern und seit September 2016 ein Pay-Angebot.
Zur aktuellen Kritik an der Feuerwehr Ladenburg, die wir gut kennen und die wir schätzen, aber leider als “pars pro toto” thematisieren müssen.
Die Feuerwehr Ladenburg hat Fotos aus dem Innern eines Brandorts veröffentlicht.
Das kann man für einen “Eindruck” gut finden, tatsächlich hat die Feuerwehr Ladenburg Grundrechte verletzt. Art. 13 GG. Die Feuerwehr Ladenburg hat überhaupt kein Recht und schon gar keine Pflicht, solche Fotos zu veröffentlichen.
Ganz im Gegenteil können solche Fotos hochproblematisch sein. Es sind Nummernschilder zu sehen und andere Informationen, die möglicherweise die Rechte von anderen Personen massiv verletzen.
Ich weiß, dass es gewisse Kreise gibt, die diesen Artikel zu nutzen versuchen, um gegen meine Person, gegen mich als Journalist, eine Front aufzubauen: “Seht her, der Prothmann will die Feuerwehr beschädigen.”
Wer das behauptet, ist ein Dummkopf. Davon gibt es leider auch in der Feuerwehr einige.
Ich äußere eine dringend gebotene Kritik. Es ist grundsätzlich nicht zulässig, aus dem Innern von Privat- oder Geschäftsräumen Fotos zu veröffentlichen. Im Zweifel hat man unter Umständen sehr berechtigte Klagen “an der Backe”.
Wir nutzen Fotos von Feuerwehren für unsere Berichte – solange sie aus einer “Panorama”-Perspektive gemacht worden sind und einen “Überblick” bieten. Wenn es ins Detail geht, ins private oder geschäftliche Innere, nehmen wir Abstand. Das geht niemanden was an.
Mitglieder der Feuerwehr Ladenburg verfügen über Mobiles wie auch andere Feuerwehrleute sonstwo. Es ist extrem einfach, Fotos und Videos zu machen – ab dem Moment, ab dem diese veröffentlicht werden, betritt man eine neue Spähre.
Ich warne die von mir insgesamt geschätzten Feuerwehren absolut davor, Bildmaterial ohne fachlich verständige inhaltliche Prüfung in Umlauf zu bringen. Feuerwehr ist Feuerwehr. Punkt. Das ist kein Journalismus. Wer anfängt, Informationen zu verbreiten und auch Bildmaterial, mag Feuerwehr sein, wird aber zum Sender. Und da gelten andere Gesetze.
Der Reiz zur Inszenierung ist groß – das verstehe ich. Ich verstehe auch die Not, zu dokumentieren, für was man sich einsetzt. Aber ich warne davor, sich auf Felder zu begeben, die man nicht im Griff hat.
Das müsste eigentlich jeder Feuerwehrmann und jeder, der für diese verantwortlich ist, verstehen. Man schickt niemand in unkalkulierbare Gefahren. Und wenn man einen gut gemeinten Hinweis erhält, beseitigt man die Gefahr.
Die Feuerwehr Ladenburg sollte zur Abwehr von Schaden alle Fotos aus dem Innern des Einsatzortes löschen.
Es gibt auch noch einen weiteren Aspekt: Möglicherweise behindern solche Fotos die Ermittlungen der Polizei, denn hier könnte Täterwissen zu erkennen sein, sofern es sich um Brandstiftung handeln sollte.