Mannheim/Rhein-Neckar, 20. Oktober 2013. (red) Mannheim kann aufatmen. Die Polizei hat am Samstag den tatverdächtigen Mörder von Gabriele Z. gefasst. Ein Abgleich der DNA war positiv. Der 40-jährige Bulgare hatte am 08. August eine 48-jährige Frau in Speyer überfallen und vor drei Tagen zwei 13 und 17 Jahre alte Mädchen in Grünstadt. Ermittlungsleiter Ralf Würtenberger sagte auf der heutigen Pressekonferenz: „Wir haben einen sehr, sehr gefährlichen Sexualstraftäter gefasst.“
Von Hardy Prothmann
Die Erleichterung ist den Vertretern der Polizei und Staatsanwaltschaft Mannheim anzusehen. Nach dem brutalen Mord an der litauischen Studentin Gabriele Z. (20) in der Nacht vom 03. auf den 04. Oktober 2013 standen die Behörden unter einem enormen Erfolgsdruck. Insbesondere, nachdem klar war, dass der Täter bereits am 08. August eine 48-jährige Frau in Speyer überfallen hatte.
Eine 60-köpfige Sonderkommission wurde unter der Leitung von Kriminaloberrat Ralf Würtenberger gebildet. Ermittlungsleiter war Kriminalhauptkommissar Erhard Becker.
Polizeipräsidentin Caren Denner sagte:
Wir haben den Mörder gefasst. Dieser Mann kann keine weiteren Taten begehen.
Oberstaatsanwalt Oskar Gattner sagte:
Der Mann hat die Tat in Abrede gestellt – nach unserer Auffassung ist er nach der Spurenlage überführt.
Der Einsatzleiter Erhard Becker:
Wir konnten den Mann gestern gegen 17 Uhr festnehmen und zahlreiche Beweisstücke, auch Sachen von Gabriele Z., in seiner Wohnung sicherstellen. Heute Nacht wurde ein Wissenschaftler um 23 Uhr beauftragt und um 04:15 Uhr hatten wir das Ergebnis, dass es sich um den Täter handelt. Wir haben sehr viele offene und verdeckte Ermittlungen durchgeführt, um diesen Fall schnellstmöglich aufzuklären. Wir konnten zwei weitere Überfälle in Speyer und Grünstadt nachweisen – diese Opfer hatten Glück, überlebt zu haben.
In Grünstadt waren zwei 13 und 17 Jahre alte Mädchen vor drei Tagen, am 17. Oktober, am frühen Abend im Bereich einer Bahnhofsunterführung von Emil S. überfallen worden – die 17-Jährige konnte sich mit Hilfe einer Schere wehren. Körperliche Spuren beim Täter deuten darauf hin, dass sie ihn dabei leicht verletzt hat. Diese Spuren müssen aber noch ausgewertet werden. Der Tatort am Grünstadter Bahnhof liegt nur 400 Meter Lauflinie vom Wohnhaus des Täters entfernt.
Die Polizei weiß noch nicht, ob es darüber hinaus noch weitere Überfälle gegeben hat. Dies werde zur Zeit noch geprüft. Der Täter schweigt bislang zu den Taten. Herr Becker sagte, dass man erhebliche Kräfte im Stadtgebiet in den vergangenen 16 Tagen im Einsatz hatte, um für Sicherheit zu sorgen. Die Überfälle seien vermutlich spontan vorgenommen worden, weil der Täter die Lage für sich als „günstig“ eingestuft hatte.
Der Täter hat sich bei der Festnahme nicht widersetzt. Er wurde in einem Haus in Grünstadt festgenommen, wo er mit anderen Arbeitern aus Südosteuropa und Deutschland wohnte. Man hat Speichermedien beim Täter mit persönlichen Daten der Opfer sowie weitere Gegenstände wie das Handy von Gabriele Z. gefunden. In Bulgarien soll der 40-jährige Täter bereits mehrere Jahre im Gefängnis gesessen haben. Er wirkte auf die Polizei „empathielos“. Auf Nachfrage bestätigte Einsatzleiter Becker:
Kaltblütig – das passt zu unserem Bild vom Täter.
Ermittlungsleister Ralf Würtenberger sagte weiter:
Wir haben einen sehr, sehr gefährlichen Sexualstraftäter gefasst.
Ob der Täter ein „Opfermuster“ hatte, ist auch unklar. Es gibt Hinweise, dass ihn lange blonde oder brünette Haare angezogen haben. Ebenfalls unklar ist, ob er seine Beute verkaufen oder selbst nutzen wollte.
Brisant: Die Polizei hat erst nach der Festnahme am späten Samstagnachmittag bei der Untersuchung der gefundenen Speichermedien die Verbindung zum Überfall in Grünstadt vor drei Tagen feststellen können. Die Staatsanwaltschaft wird wegen Mordes anklagen – in den beiden anderen Fällen aktuell wegen schwerer Raubstraftaten. Eventuell werden die beiden Anklagen noch in „versuchter Mord“ geändert.
Die Ermittlungen in den Fällen Speyer/Grünstadt übernimmt die Staatsanwaltschaft Frankenthal.