Mannheim, 20. Januar 2016. (red/ms) An der Stadtentwicklung scheiden sich die Geister: Im Ausschuss für Umwelt und Technik (AUT) diskutieren Stadträte und Bürgermeister regelmäßig kontrovers – und nehmen sich dafür gerne ein paar Stunden Zeit. Auch am Dienstag hat es eine Weile gedauert, bis man sich einigen konnte: Die Entwicklung des Benjamin Franklin Village ist derzeit das bedeutendste Projekt der Mannheimer Politik. Da wird viel gezankt und gegiftet im Gemeinderat. Doch am Ende der Debatte herrschte am Dienstag große Einigkeit.
Es geht um „die bedeutendste Fläche, auf der noch Stadtentwicklung möglich ist,“ sagt Baubürgermeister Lothar Quast. Die Konversion sei eine Jahrhundertchance, mit der sich Mannheim die Möglichkeit biete, fast alle Defizite, die der Wohnungsmarkt aufzeigt, auszugleichen.
Franklin im Gesamten ist in fünf Teile unterteilt. Zwar gibt es eine Gesamtkonzeption, wie die zusammenhängende Fläche zu einem neuen, eigenständigen Stadtteil entwickelt werden soll. Allerdings gibt es für jeden Teil eine individuelle Detailplanung.
Ungeklärte Details
Daher sind die Konzepte auf einem sehr unterschiedlichen Stand. So ist die Planung für die Gebiete „Sullivan“ und „Funari“ vergleichsweise noch nicht besonders konkret. Für die Offizierssiedlung – quasi das Villenviertel von Franklin – liegt dagegen bereits der Bebauungsplan aus.
Am Dienstag diskutierte der Gemeinderat den Bebauungsplan für Franklin-Mitte, wo schwerpunktmäßig Wohnnutzung stattfinden soll. Bis zu 8.000 Menschen sollen hier eine Heimat finden. Für das Zentrum ist eine Einkaufsmeile mit Nahversorgung und Einzelhandel vorgesehen.
Über das Grundsätzliche ist der Gemeinderat sich einig – an den Details scheiden sich die Geister. Etwa: In welchem Verhältnis sollen preisgünstige Mietwohnungen und hochwertige Eigenheime angeboten werden. Darüber streiten sich vor allem CDU und die Linke immer wieder.
Ansonsten sind vor allem gestalterische Elemente umstritten. Im Mai tauchte in den Planungen plötzlich eine sogenannte Europa-Achse auf, die das gesamte Gebiet schräg durchtrennt. Mit dem Gemeinderat war das zunächst nicht abgesprochen und traf zunächst auf wenig Gegenliebe. Inzwischen ist die Achse so fest eingeplant, ohne dass je über dieses „Detail“ abgestimmt wurde.
Wettbewerb für Hochpunkte
Umstritten sind nach wie vor die Hochpunkte, die „Franklin ein markantes Charakteristikum mit Wiedererkennungswert“ verschaffen sollen. Zwischenzeitlich war seitens der Stadtplanung vorgesehen, vier Hochhäuser in Buchstabenform zu errichten, die zusammen das Wort „HOME“ bilden sollten.
Dieser Idee standen große Teile des Gemeinderats und ganz besonders die CDU ablehnend gegenüber. Nach derzeitigem Stand sind die „HOME“-Hochhäuser wieder aus der Planung verschwunden. Vorerst soll nur festgelegt werden: Die markanten Hochpunkte – deren genaue Gestaltung noch unklar ist – sollen maximal 48 Meter hoch werden.
Dafür sind gegenwärtig nur noch drei Standorte vorgesehen. Um ein ansprechendes Konzept zu finden, soll ein Architekten-Wettbewerb durchgeführt werden. Auch hier werden die Details voraussichtlich für Diskussionen sorgen. Den Zwischenstand der Planung konnte der AUT dem Gemeinderat allerdings einstimmig als Beschlussvorlage empfehlen.