Weinheim, 16. Juli 2018. (red/pro) Oberbürgermeister Heiner Bernhard sparte nicht mit Kritik an den Kosten und der Umbauzeit des Bahnhofs Weinheim, der seit Samstag Hauptbahnhof Weinheim heißt. Letztlich sei man aber froh um den barrierefreien Bahnhof als Bindeglied zwischen den Regionen Rhein-Neckar und Rhein-Main. Die neue Regionalbahn Main-Neckar-Ried-Express verbindet über Weinheim die Strecke Mannheim-Frankfurt.
Von Hardy Prothmann
Der neue Hauptbahnhof ist so eine Art „Weinheim 21“. Ursprünglich sollte der Umbau 1,76 Millionen Euro kosten, als sich der Gemeinderat 2006 erstmals mit dem Projekt beschäftigte. 2011 waren die Kosten auf rund sieben Millionen Euro gestiegen und am Ende kostete das Projekt 8,71 Millionen Euro (davon 2,3 Millionen Euro Planungskosten).
„Wie man das den Bürgern vermitteln soll, hat mir noch keiner erklärt“, sagte Oberbürgermeister Bernhard (SPD) sichtlich ärgerlich. Statt 500.000 Euro schoß die Beteiligung der Stadt auf 1,63 Millionen Euro in die Höhe. (Rhein-Neckar-Kreis: 1,63, Land: 1,88, Bund: 3,57 Millionen Euro) In seiner Rede arbeitete er sich an der Bahn und hier Michael Groh, Regionalbereichsleiter DB Station & Services AG, nur bedingt versöhnlich ab. „Es war höchste Eisenbahn“, sagte Bernhard, der „Dampf ablassen“ musste.
„Ich habe irgendwann aufgehört mitzuzählen, wie oft die Bauzeit verlängert worden ist“, sagte Bernhard. Im Juni 2015 war „Baggerbiss“, Sommer 2016 sollte der Umbau erledigt sein. Michael Groh entgegnete in seiner Rede, dass man „unter rollendem Rad“ habe bauen müssen: „Alle fünf Minuten kam ein Zug durch.“ Das sei logistisch eine Herausforderung gewesen.
Im Zuge der 2. Ausbaustufe der S-Bahn Rhein-Neckar wurden bislang acht Stationen entlang der Strecke Mannheim-Darmstadt ausgebaut. Die Bahnsteige A, B und C mit den Gleisen 1-4 wurden auf 76 Zentimeter erhöht (stufenfreier Ein- und Ausstieg), alle haben einen Personenaufzug. Zudem verkehrt hier der Main-Neckar-Ried-Express als Teil des Gesamtverkehrskonzept der Main-Neckar-Bahn. Rund 7.500 Reisende nutzen täglich die Anschlüsse.
Mannheims Erster Bürgermeister Christian Specht (CDU) sagte als Vorsitzender des Zweckverbands Verkehrsverbund Rhein-Neckar zu Bernhard, dessen Amtszeit am 12. August endet: „Oberbürgermeister veranstalten zum Ende ihrer Amtszeit oft einen großen Bahnhof, den haste jetzt.“ Er bewertete den Hauptbahnhof als „gelebte Verkehrswende“: „Man kommt barrierefrei nach Weinheim, bald fahren Elektrobusse vom Zentralen Omnibusbahnhof ab, es gibt VRN Nextbike oder man steigt in die Ringlinie 5 der RNV ein. Damit stellt sich Weinheim als Mittelzentrum sehr gut auf.“
Landrat Stefan Dallinger (CDU) betonte die Solidarität im Kreis mit dem Projekt, das vorgezogen worden sei und lobte den Landtagsabgeordneten Hans-Ulrich Sckerl (Grüne): „Dessen Einsatz ist der Main-Neckar-Ried-Express zu verdanken.“ An den neuen Oberbürgermeister im Wartestand Manuel Just gerichtet sagte Dallinger: „Am 1. August wird der Bahnhof 172 Jahre alt, in drei Jahren kommt also eine große Feier.“
Eigentlich hätte Sckerl ebenso wie die Kollegen Gerhard Kleinböck (SPD) und Julia Philippi (CDU) teilnehmen wollen – doch dessen Zug aus Stuttgart hatte Verspätung.
Info: Die RB 67/68 bietet täglich stündlich umsteigefreie Verbindungen zwischen Frankfurt (Main) Hbf und Mannheim Hbf bzw. Heidelberg Hbf. Im Bahnhof Neu-Edingen/Friedrichsfeld werden die Zugteile jeweils getrennt oder vereinigt. Die RB 68 fährt darüber hinaus montags bis freitags – von 6 bis 20 Uhr – über Heidelberg Hbf hinaus bis nach Wiesloch- Walldorf (SAP-Standort). An Wochenenden und vor Feiertagen in der Woche verkehren auf der RB 67 zwei zusätzliche Nachtzugpaare zwischen Frankfurt (Main) Hbf und Mannheim Hbf.