Mannheim/Rhein-Neckar, 14. November 2019. (red/pro) Der neue Polizeipräsident Andreas Stenger hat in Rekordzeit geschafft, was niemandem seiner Amtskollegen zuvor gelungen ist. Seine Selbstdarstellung ist allgemeines Thema. Leider handelt es sich nicht um eine Imagekampagne, um auch den „kleinen Streifenbeamten“ zu respektieren, vom Rechtsstaat gar nicht zu reden, sondern um „den Andreas“ und wie toll der ist.
Kommentar: Hardy Prothmann
Das RNB ist für harte Einordnung bekannt. Nun gut. Die deutlichste Fehlbesetzung eines – wenn auch nur indirekt politischen Amtes – ist die Personalie Andreas Stenger.
Der neue Polizeipräsident hat es innerhalb weniger Monate erfolgreich erreicht, dass eines der besten Polizeipräsidien in ganz Deutschland in Freund und Feind gespalten ist.
Wer Karriere machen will, entscheidet sich fürs Stiefellecken, wer Polizist ist, ist verzweifelt.
Über Facebook wird der Mann als „unser“ beworben.
Das RNB hat bekanntermaßen viele Kontakte in die Polizei hinein und es gibt keine, nochmal, keine positiven Rückmeldungen zum neuen Präsidenten. Zumindest nicht von den guten Kontakten aus vielen Jahren enger Zusammenarbeit und bestem Austausch.
Ganz im Gegenteil gibt es große Sorgen, dass man, im Gegensatz zu früher, in gutem Kontakt mit dem RNB steht oder stehen könnte.
Unsere Kontakte wissen, dass beim RNB Quellenschutz heilig ist, trotzdem geht die Angst um. Nochmal: Es geht die Angst um. Es gibt keine Sorgen, keine Bedenken – es geht um Angst.
Zumindest ist das mein Eindruck und ich bin seit 30 Jahren im Job, mir ist noch nie eine Quelle verbrannt, ich habe häufig mit Quellen zu tun gehabt, die Sorgen hatten und ich habe viele Stories nicht gemacht, immer dann, wenn ich nicht 100 Prozent Quellenschutz gewährleisten konnte.
Deswegen ist diese Botschaft auch wichtig für alle rechtschaffenden Polizeibeamten im Präsidium Mannheim. An unserer Kommunikation hat sich nichts geändert. Ich habe bereits in der Vergangenheit immer das vertrauliche Gespräch geschätzt und geschützt. Keine Quelle hat jemals Nachteile erlitten.
Diese Sorge war auch unter früheren Präsidenten nie unbegründet, denn Beamte unterliegen besonderen Pflichten, sind aber auch Menschen mit Meinungen und nicht immer auf Linie mit der Führung. Aber ANGST habe ich ich in diesen Jahren nie erlebt.
Neu ist, dass ich den Eindruck habe, dass Herr Stenger ein System aus Misstrauen und Angst aufbaut. Das kann ich nicht als Tatsache behaupten, das ist meine Meinung, das empfinde ich so aus den Kontakten, die ich habe.
Ich empfehle allen, die eine eigene Meinung haben, die rechtskonform ist und sich an Sachen orientiert, mit mir weiter den Austausch zu halten und mir Hinweise und Informationen zu geben. Wie gesagt – Quellenschutz ist heilig, im Zweifel verwende ich Informationen nicht, wenn ich die Quelle nicht schützen kann.
Das RNB arbeitet nun über zehn Jahre kritisch mit der Polizei, aber vor allem konstruktiv. Viele Stories zum Vorteil der Polizei und einzelner, konkreter Beamter gehen auf Hinweise von Personen zurück, die uns Hintergründe geliefert haben, ohne die wir keine zutreffende, journalistische Beurteilung hätten vornehmen können.
Herr Stenger hat als neuer Präsident verfügt, dass das RNB Einnahmeverluste hat, weil er den Informationszugang für die Pressestelle und Direktoren gekündigt hat. Dazu stellt sich mir die Frage: Wie doof kann man eigentlich sein?
Uns ist bekannt, dass das RNB und insbesondere meine Person seit der Ära Stenger als „Problem“ gesehen werden. Da kann ich noch frecher fragen: Wie groß kann ein Lattenschuss sein?
Herrn Stenger ist offenbar unsere Berichterstattung zur Polizei vollständig unbekannt und wenn nicht, ist er vollständig unfähig, sich einer begründeten Kritik zu stellen.
Die begann damit, dass wir kritisiert haben, dass er zu selten in Uniform auftritt und „Freibeuter-Selfies“ auf Facebook nicht vorbildhaft für einen Polizeipräsidenten sind.
Diese Kritik ziehen wir zurück. Der neue (unser) Polizeipräsident macht in Uniform überhaupt keine gute Figur. Die sieht irgendwie „lumpig“ an ihm aus, sie sitzt nicht, sie macht keinen Eindruck. Man sieht ihm an, dass er diese nicht mit Stolz trägt – geht so Vorbild?
Ich meine, nein.
Möglicherweise ist es besser, wenn er weiter in schlacksigen Sakkos auftritt. Damit repräsentiert er aber nicht die Beamten des Polizeipräsidiums Mannheim, sondern nur sich selbst.
Als Behördenleiter hingegen ist er besser beraten, den bislang nicht und erst mit ihm eingeführten Personenkult abzuschaffen. Selbst die Pressestelle von Frau Dr. Merkel würde niemals nicht „unsere Bundeskanzlerin“ formulieren. Auch den PR-Leiten von Ministerpräsident Kretschmann ist dies fremd wie auch dem Dienstherren Strobl.
„Mein Polizeipräsident“ ist Herr Stenger nicht und ich kenne sehr, sehr viele Polizisten, die dienstlich zwar die Anordnungen des Chefs durchführen, aber privat sagen: Nicht mein Präsident.