Mannheim/Rhein-Neckar, 13. Mai 2014. (red/pm) Der Schillerpreis 2014 wurde am Sonntag im Schauspielhaus des Nationaltheaters Mannheim an den Journalisten, Schriftsteller, Filmemacher und Drehbuchautor Georg Stefan Troller verliehen.
Information der Stadt Mannheim:
„Mit der Verleihung des Schillerpreis der Stadt Mannheim möchten wir daran erinnern, dass Georg Stefan Trollers außerordentlich fruchtbares Lebenswerk eine breite Öffentlichkeit erreicht und gesellschaftliche Wirkung entfaltet hat. Es gehört daher zum wichtigen Kulturgut dieses Landes. Das wollen wir mit dem renommiertesten Kulturpreis dieser Stadt würdigen“, sagte Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz bei der Verleihung des Preises an Georg Stefan Troller.
Trollers Wirken sei überaus produktiv. Über 150 Dokumentarfilme, sechs Drehbücher, 16 Bücher, mindestens 2000 Interviews sind das Ergebnis seines jahrzehntelangen ungebrochenen Schaffens. Seine betont subjektive Befragungsweise, seine einfühlsame wie kritische Methode der Personenbefragung sei zum Vorbild für viele Journalisten geworden, betonte Kurz in seiner Ansprache.
Bei der Entgegennahme des Preises sagte Troller, er sei glücklich und geschmeichelt, fast überfordert vor so vielen Menschen. Der Idealismus habe mit Schiller zu tun und habe auch alle Juden bewegt. „Insofern und bei allem himmelweiten Unterschieden zu Schiller, möchte ich mich heute zu ihm bekennen“, so Troller.
Leben und Werk
Im Anschluss an die Preisverleihung interviewte der Regisseur, Journalist und Fernsehproduzent Gero von Boehm den Schillerpreisträger. Er ließ dessen Leben und Werk Revue passieren und stellte die Frage, wer denn nun eigentlich Georg Stefan Troller sei. „Für mich ist Troller einer der letzten großen Wiener Literaten. Einer der ganz Großen. Einer, der Literatur mit anderen Mitteln, nämlich dem Mitteln des Dokumentarfilms erzählt. Dieses beherrscht er wie kaum ein anderer. Er ist einer der letzten großen Erzähler“, urteilte von Boehm über Trollers Lebenswerk.
Filmausschnitte aus „Personenbeschreibung“ mit Charles Bukowski, Muhammad Ali, dem Vietnamveteran Ron Kovic gewährten Einblicke in die Portraits und Dokumentationen, die Troller als biographischen Erkundungen verknüpft mit zeithistorischen Recherchen geschaffen hatte. Troller sagte, die Interviews seien eine Schmeichelsituation, aber auch eine Beichtsituation. Es gehe den Interviewten auch um Selbsterklärung ihrerseits zu wissen, wer sie sind. Wenn diese Situation eintrete, dann gäbe es einen wunderbaren Film. Zum Abschluss des Festaktes las Troller aus seinem neuen Buch „Mit meiner Schreibmaschine“, das auf sein Leben zurückblickt.
Auszug aus der Begründung des Preisgerichts
Georg Stefan Troller verkörpert mit seiner Biografie ein Stück europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts. […] Seine Veröffentlichungen, Drehbücher, Bücher und Hörbücher zeichnen sich durch eine präzise Sprache aus und haben bis heute stilprägend gewirkt. […]
Mit seiner Sendereihe „Personenbeschreibung“ hat er eine bis heute kaum erreichte Form der Porträtkunst im Fernsehen entwickelt. Seine ebenso einfühlsame wie kritische, in über 2000 Interviews erprobte Methode der Personenbefragung inspirierte Generationen von Filmautoren und Journalisten.
Über Georg Stefan Troller
Geboren 1921 in Wien, floh 1938 vor den Nationalsozialisten nach Frankreich, dann in die USA. Er kam als amerikanischer Soldat zurück nach Deutschland und Österreich. Seit 1949 lebt er in Paris. Berühmt wurde er in den sechziger Jahren mit der Fernsehsendung „Pariser Journal“, danach lief seine „Personenbeschreibung“ über mehr als zwei Jahrzehnte.
Troller hat bedeutende Dokumentarfilme („Mord aus Liebe“; „Unter Deutschen“; „Amok“) gedreht und zahlreiche Bücher veröffentlicht Unter anderem schrieb er Anfang der 80er Jahre das Drehbuch zu Axel Corti´s TV- Trilogie „Wohin und zurück“. Am soeben eingerichteten „Boulevard der Stars“ (Berlin) wurde Georg Stefan Troller neben anderen Größen Deutschen Filmgeschehens mit einem der Sterne bedacht.
Über den Schillerpreis: Mit dem Schillerpreis der Stadt Mannheim werden Persönlichkeiten geehrt, die „durch ihr Schaffen zur kulturellen Entwicklung in hervorragender Weise beigetragen haben.“ Er wurde anlässlich des 175. Jubiläums des Nationaltheaters im Jahre 1954 gestiftet und erinnert an das Wirken des jungen Dramatikers, dessen „Räuber“ 1792 in Mannheim uraufgeführt wurden. Der Schillerpreis der Stadt Mannheim ist mit 10.000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre vergeben.“