Mannheim/Rhein-Neckar, 11. Dezember 2012. (red/pm) Mit Dr. Silvia Bovenschen erhielt eine der geistreichsten Frauen Deutschlands im Schauspielhaus des Nationaltheaters den Schillerpreis der Stadt Mannheim 2012. Die Literaturwissenschaftlerin, Autorin und Essayistin beherrsche „die fröhliche Wissenschaft“, und verstehe es, seit Jahrzehnten immer wieder mit originellen Denkansätzen zu überraschen und die Debatten des Landes zu bereichern, urteilte das Preisgericht.
Information der Stadt Mannheim:
„Der Schillerpreis ist der wohl bedeutendste Preis, den die Stadt Mannheim vergibt“, sagte Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz. Der Preis unterstreiche das Selbstverständnis Mannheims als liberale, offene, demokratische Stadt. Die Preisträgerin Silvia Bovenschen nähere sich in ihren Arbeiten den verschiedenen Themen der Zeit. Ihr Erfolgsbuch „Älter werden. Notizen“ sei ein persönlicher Bericht, aber auch eine Reflektion über eine der zentralen Menschheitsfragen mit aktuellem Bezug. „Bovenschen beschreibt dies nüchtern bis zur Schmerzhaftigkeit, aber auch heiter und im Schönen wie Schrecklichen immer hellsichtig“, so Kurz.
Laudator Denis Scheck betonte in seiner Ansprache die Heiterkeit, die Silvia Bovenschen durch ihr Werk in ihm auslöse. Die Texte Bovenschens „lullen unser Empfinden keineswegs ein, sie steigern es vielmehr, trainieren unsere Empathie, schärfen unser Ohr für die Misstöne unserer Existenz. Bovenschen lesen heißt, auf Du und Du mit dem Tod zu sein, der Gefahr ins Auge zu sehen“, so Scheck. „Silvia Bovenschen wagt es, das Ende zu denken. Unseren individuellen Tod. Aber auch den Tod unserer Spezies. Ja sogar das Ende unseres Planeten. Genau dies ist eine der Quellen ihrer Heiterkeit, dies sich auf ihre Leser überträgt. Es ist die Heiterkeit, die aus der Frage resultiert nach dem, was bleibt.“
Silvia Bovenschen ging in ihrer Preisrede der Frage nach der Ehre und dem Ehrbegriff nach, und nahm damit Bezug auf Schillers „Verbrecher aus verlorener Ehre“. „Wie wird man Menschenfeind?“, fragte Bovenschen, und machte in ihrer Rede deutlich, dass es oft ein schmaler Grat sei, der manchmal allzu schnell überschritten werden könne. Die Jagd nach Ruhm und Ehre wiederum sei ihr schon immer suspekt gewesen, aber teilweise müsse der Ehrbegriff verwendet werden, weil „Anerkennung“ einfach nicht das richtige Wort sei. Sie sei „einigermaßen ehrbar“, sagte Bovenschen zum Abschluss, „vielleicht aus Feigheit oder Schwäche – nein, ich hoffe, dass es die Einsicht war.“
Silvia Bovenschen trug sich ihm Rahmen der Preisverleihung auch in das Goldene Buch der Stadt ein. Die Verleihung wurde begleitet vom Percussionisten Hakim Ludin. Schauspielerin Pegah Ferydoni las aus dem Werk der Preisträgerin.
Hintergrund: Mit dem Schillerpreis der Stadt Mannheim werden Persönlichkeiten geehrt, die „durch ihr Schaffen zur kulturellen Entwicklung in hervorragender Weise beigetragen haben.“ Er wurde anlässlich des 175. Jubiläums des Nationaltheaters im Jahre 1954 gestiftet und erinnert an das Wirken des jungen Dramatikers, dessen „Räuber“ 1792 in Mannheim uraufgeführt wurden. Der Schillerpreis der Stadt Mannheim ist mit 10.000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre vergeben.“