Mannheim, 13. August 2019. (red/pm) „ANIMA – Ankommen in Mannheim“ – unter dieser Überschrift startete die Stadt Mannheim im Jahr 2016 ein flächendeckendes bedarfsgerechtes Beratungsangebot für südosteuropäische EU-Zuwandererinnen und Zuwanderer in schwierigen sozialen Lagen. Die Stadt Mannheim hat erfolgreich eine weitere Förderung bei der Europäischen Union für das wichtige Ziel der Integration von Zuwanderern beantragt und erhält rund 736.000 Euro Fördergelder für die Jahre 2019 und 2020.
Information der Stadt Mannheim:
„ANIMA verhilft den Zuwanderern zu mehr Selbstständigkeit und schafft Vertrauen in hiesige Institutionen, damit ihnen Wege aus schwierigen Lebenssituationen aufgezeigt werden können. Das ist wichtig, damit Integration vor Ort gelingen kann“, erläutert Claus Preißler, Integrationsbeauftragter der Stadt Mannheim die Motivation, sich um die Fördermittel zu bewerben. Und er fügt hinzu: „Dieses Projekt ergänzt die bestehenden Integrationsmaßnahmen für Zuwandererinnen und Zuwanderer aus Bulgarien und Rumänien. Hier verfügen wir mit dem Integrationsfonds über ein Maßnahmenbündel aus integrativen Projekten in den Bereichen Bildung, Sprachförderung, Familie und Erstinformationen.“
Ankommen in Mannheim: Kooperationen zur Förderung der Integration
Das ANIMA-Projekt wird im Kooperationsverbund zwischen der Stadt Mannheim, dem Caritasverband Mannheim, Diakonischen Werk Mannheim und dem Paritätischem Wohlfahrtsverband bis Ende 2020 fortgeführt. „Die Integration von Zuwanderern aus Südosteuropa ist immer noch eine aktuelle Herausforderung für Mannheim, die wir nur gemeinsam meistern können. Umso mehr freut es mich, dass wir auch weiterhin auf diese gute Zusammenarbeit bauen können“ betont Claus Preißler.
Der Beratungsansatz von ANIMA verfolgt das Ziel, besonders benachteiligten EU-Zugewanderten Zugang zu Beratungs- und Unterstützungsstrukturen zu erleichtern. Dafür wird muttersprachliches Beratungspersonal eingesetzt, um die hier neu ankommenden Zuwandererinnen und Zuwanderer systematisch und aktiv auf ihrem Weg der Integration in die Gesellschaft zu begleiten. Sie werden dabei unterstützt, selbst Lösungen zu finden und selbst die passenden Regelangebote wie Migrationserstberatung, Integrationskurse, etc. zu nutzen.
ANIMA II mit neuem Schwerpunkt: Stärkung von Familien mit Kindern
Das Folgeprojekt knüpft an die bisherigen Erfolge an und wird um einen neuen Schwerpunkt ergänzt: die besondere Förderung von Familien mit Kindern im Vorschulalter. Denn die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass 80% der bei ANIMA beratenen Personen in Familien mit Kindern leben. Die Kinder sollen möglichst frühzeitig bestehende Bildungs- und Freizeitangebote nutzen und in die vorschulischen Betreuungsstrukturen eingebunden werden. Ausgebaut werden auch spezielle Gruppenangebote, mit denen im Ergebnis die familiäre Gesamtsituation verbessert werden kann, z.B. spezielle Gruppenangebote für Eltern, insbesondere Mütter. In diesem Format können Themen wie Kindererziehung, gesunde Ernährung, schuldenfreies Haushalten, Bildung, Spracherwerb mit Kinderbetreuung bedarfsgerecht vermittelt werden.
Die bereits etablierten und bekannten Standorte der ANIMA-Beratungsstellen werden im Folgeprojekt beibehalten. Neben den stark von Zuwanderung geprägten Stadtteilen Neckarstadt-West und Innenstadt/ Jungbusch ist ANIMA auch weiterhin im Mannheimer Süden im Stadtteil Rheinau und im Norden in Schönau lokalisiert. Darüber hinaus werden regelmäßige Sprechzeiten in den Stadtteilen Hochstätt, Waldhof und Neckarau angeboten.
Hintergrund zum EU-Förderprogramm EHAP
Das EU-Förderprogramm EHAP – Europäischer Hilfsfonds für die am stärksten benachteiligten Personen leistet einen Beitrag zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung als ein Kernziel der Europa-2020-Strategie. In Deutschland werden aus Mitteln des EHAP Projekte für hier lebende Menschen unterstützt, die unter Armut leiden und keinen oder nur unzureichenden Zugang zu den lokal oder regional vorhandenen Hilfeangeboten haben. Das sind besonders benachteiligte neuzugewanderte Unionsbürgerinnen und -bürger, darunter Eltern mit Kindern im Vorschulalter sowie Wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Personen.
In Deutschland wird der EHAP vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales und dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend umgesetzt. In der zweiten Förderrunde wurden bundesweit 67 Projekte ausgewählt, die mit insgesamt rund 40 Millionen Euro gefördert werden.
Informationen zur Zuwanderung aus Rumänien und Bulgarien nach Mannheim
Seit dem 1. Januar 2007 sind Rumänien und Bulgarien EU-Mitgliedsstaaten, womit für Bürger*innen dieser Länder die EU-Freizügigkeit gilt. Seitdem ist Mannheim deutlich durch Neuzuwanderung aus diesen Ländern geprägt:
Deutlicher Anstieg der Zuwanderung aus Rumänien und Bulgarien: Mittlerweile leben etwa 11.500 rumänische und bulgarische Staatsangehörige in Mannheim, darunter ca. 5.500 rumänische und ca. 6.000 bulgarische Staatsangehörige. Im Jahr 2006 lebten etwa 1.500 Staatsangehörige aus den beiden Ländern in Mannheim.
Deutliche räumliche Konzentration in der Stadt: Über 50 % der bulgarischen und 30 % der ru-mänischen Staatsangehörigen leben in den Stadtteilen Neckarstadt-West und Innenstadt/Jungbusch. Vor allem bei rumänischen Staatsangehörigen ist eine zunehmende Verteilung über alle Stadtteile zu beobachten, so leben beispielsweise ca. 13 % der Rumän*innen in Rheinau.
Immer mehr Familien mit Kindern kommen nach Mannheim: Unter den Zugewanderten sind etwa 2000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre, davon sind etwa 800 Kinder jünger als 6 Jahre alt.
Zuwanderung aus Südosteuropa ist durch eine hohe Fluktuation gekennzeichnet: Monatlich werden in Mannheim etwa 200 Zuzüge rumänischer und bulgarischer Staatsangehöriger gemeldet. Bei etwa 17 % der Zuzüge handelt es sich um Wiederzuzüge, sowohl aus dem Ausland als auch aus anderen Kommunen Deutschlands. Ein großer Teil der Personen verlässt Mannheim auch wieder: So sind im Jahr 2018 etwa 3.700 Bulgar*innen und Rumän*innen nach Mannheim zugezogen, im selben Jahr sind 2.700 aus Mannheim fortgezogen. Dauerhaft ist ein Anstieg von 600 bis 1.000 Personen aus Südosteuropa pro Jahr zu erkennen.
Fokus Schönau: Auf der Schönau leben etwa 12.700 Menschen. 47 % der Bewohner*innen im Stadtteil haben einen Migrationshintergrund, das sind etwa 6.000 Personen. Davon haben etwa 3.200 eine ausländische Staatsangehörigkeit, wovon etwa 400 Bulgar*innen und Rumän*innen sind. Damit sind 12 % der ausländischen Bevölkerung auf der Schönau rumänische oder bulgarische Staatsangehörige. Zum Vergleich: In Mannheim haben 14 % der ausländischen Bevölkerung eine rumänische oder bulgarische Staatsangehörigkeit.
Von den 400 Bulgar*innen und Rumän*innen auf der Schönau sind etwa 100 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre. Das Geschlechterverhältnis ist mit einem Frauenanteil von 49 % ausgeglichen.“