Heddesheim/Rhein-Neckar, 12. Mai 2013. Das Heddesheimblog.de und die anderen Ortsblogs gibt es nun seit vier Jahren – wir freuen uns sehr, dass wir diese vier Jahre überstanden haben und uns vor Ort, in der Region und sogar darüber hinaus etablieren konnten. Ein Blick zurück ist immer auch einer nach vorne.
Von Hardy Prothmann
Ein Termin für unser Jubliläum ist nicht ganz einfach zu finden gewesen. Am 28. April habe ich den ersten Artikel aus und über Heddesheim veröffentlicht: „Alles gut oder alles schlecht mit Pfenning in Heddesheim?“ Damals noch auf einer Unterseite bei blogger.de. Weil die Zugriffe schnell mehr wurden, zog das Heddesheimblog.de unter eigenem Namen auf einen eigenen Server um. Das war am 12. Mai 2009.
Im Dezember kam das Hirschbergblog.de dazu, im Februar 2010 das Ladenburgblog.de, im Novemer 2010 das Weinheimblog, im Januar 2011 das Rheinneckarblog.de, im April 2011 das Viernheimblog.de und Laudenbachblog.de, Hemsbachblog.de, Schriesheimblog.de, Dossenheimblog.de, Edingenneckarhausenblog.de und Ilvesheimblog.de starteten im Januar 2012. Wir haben also viele Starttermine für entsprechende Jubiläen. Die Entscheidung fiel auf den 12. Mai 2009, weil dieses Datum der Start einer für die Region neuen Form von Lokaljournalismus ist.
Vom Zufall zum Projekt…
Anfangs wollte ich der Heddesheimer Bevölkerung durch meine Recherchen aufzeigen, dass die lokale Monopolzeitung ihre Leserinnen und Leser schlecht informiert – ob aus Unvermögen oder planvoll lasse ich bis heute dahingestellt. Das Heddesheimblog ist also als eine Art „Bürgerjournalismus“ gestartet – als Heddesheimer Bürger fühlte ich mich schlecht informiert und habe eine „Gegenöffentlichkeit“ hergestellt. Ein blödes Wort – denn diese transparente Information ist ja alles andere als „gegen die Öffentlichkeit“. Aber so nennen viele sogenannte „nicht-etablierte“ Medienangebote – etablierte Medien hätten meine journalistischen Recherchen nicht gebracht. Früher hötte niemand davon erfahren – dank Internet gibt es immer weniger Schweigespiralen.
Mit dem Umzug und dem Namen war das Heddesheimblog.de also in der Welt. Einen Plan, was das Heddesheimblog.de einmal werden sollte, hatte ich, ehrlich gesagt, nicht. Viel hat sich ergeben. Auch, dass ich, obwohl eigentlich chancenlos, plötzlich bei der Kommunalwahl 2009 als freier Kandidat die FDP-Liste gewonnen hatte und danach knapp drei Jahre als partei- und fraktionsfreier Gemeinderat im politischen Ehrenamt mitwirkte. Auch das besonders: Durfte ich journalistisch arbeiten und gleichzeitig Entscheidungsträger sein? Auf diese Frage gibt es keine einfache Antwort – ich habe mit größtmöglicher Transparenz einen Weg gesucht, dies miteinander zu vereinbaren. Mit meinem Umzug nach Mannheim musste ich das Mandat abgeben, die Frage stellt sich also nicht mehr.
…zum System…
Viele andere Fragen stellen sich mir und meiner Redaktion jeden Tag. Bei Terminen, bei Themen, die wir bearbeiten. Spätestens 2010 reifte langsam, aber sicher der Plan, ein Netzwerk von Lokalzeitungen aufzubauen und dafür ein Unternehmen zu gründen. Mittlerweile freuen wir außerordentlich anerkannte Unternehmen als Werbekunden und sind als Medium in der Region ein Begriff – für die Leser wie für Institutionen und Behörden sowie große Teile der Politik. Und zwar weit über die Region hinaus, weil das Heddesheimblog.de in der Branche für eine hohe Aufmerksamkeit gesorgt hat. Denn die Journalismus-Branche erlebt eine extrem heftige Krise – mehrere Tageszeitungen wurden in den vergangenen Monaten eingestellt, allein seit Herbst 2012 haben rund 1.400 Journalisten und Mitarbeiter von Verlagen ihren Job verloren.
…gegen Filz….
Wir halten gegen den Trend und versuchen uns mitten in der Krise zu etablieren. Das ist mit sehr viel Arbeit, Energie und vor allem Überzeugung verbunden: Journalismus ist wertvoll und wichtig für funktionierende Demokratien. Und der kleinste, aber wichtigste Teil jeder Demokratie ist da, wo die Menschen leben – vor Ort. Also lokal. Aber insbesondere hier wird der Journalismus überwiegend von Monopolmedien gemacht, die häufig mit Politik, Wirtschaft und anderen verfilzt sind und mangels Konkurrenz erhebliche Qualitätsdefizite haben.
…für Aufklärung…
Die Macht der Meinung ist den verantwortlichen Personen in Politik und Gesellschaft wohl bekannt und der Kampf darum wird mit teils heftigen Mitteln geführt: Beleidigungen, nächtliche Telefonanrufe, Gewaltandrohungen, das Streuen von Gerüchten, Druck auf unsere Werbekunden, juristische Abmahnungen am Fließband – es gibt nichts, was ich noch nicht erlebt habe, in diesen vier Jahren. Wenn ich diese Schattenseite aufführe, dann, um transparent zu machen, wie „ernst“ uns manche sehen. Denn unsere transparente Arbeit wird von allen, die keine Transparenz wünschen, gefürchtet. Mit großer Freude stelle ich aber fest, dass die Mehrheit der politisch interessierten Menschen unsere Arbeit schätzt – auch, wenn man vielleicht andere Standpunkte oder Meinungen vertritt.
Unsere redaktionelle Linie ist eine ganz traditionelle im Sinne der Aufklärung: Nur wer die Fakten und Meinungen anderer kennt, kann sich selbst eine Meinung bilden. Und sich beispielsweise über Kommentare selbst einbringen und zur Meinungsbildung beitragen.
Früher haben Journalisten als „Gatekeeper“ bestimmt, was die Menschen erfahren haben. Heute gibt es das Internet und viele Journalisten haben bis jetzt noch nicht verstanden, dass sie längst nicht mehr die „Themensetzer“ sind und über Herrschaftswissen verfügen. Mein kleines Team und ich arbeiten im Verbund mit anderen Teams in ganz Deutschland (Istlokal.de) daran, die sehr guten Errungenschaften des klassischen Journalismus durch moderne Elemente zu erweitern. Natürlich setzt Journalismus weiterhin Themen und natürlich wählt Journalismus Themen aus, weil man nicht über alles berichten kann – aber die Menschen können viel besser kontrollieren als früher, ob man seine Arbeit auch ordentlich macht. Und im Kontakt mit der Redaktion fließen viele Impulse der Leserinnen und Leser in unsere Arbeit ein.
…auch in der Zukunft…
Vier Jahre sind noch keine lange Zeit und angesichts der vielen Arbeit wie im Flug vergangen. Wir hoffen, auch in den kommenden Jahren mit spannenden Themen, investigativen Recherchen, kritischen Analysen aber auch unterhaltenden Beiträgen an der Meinungsbildung positiv teilhaben zu können. In 36 Jahren feiern wir dann hoffentlich den 40. Geburtstag.
An dieser Stelle möchte ich mich stellvertretend für das ganze Team bei allen Leserinnen und Lesern für die Aufmerksamkeit und bei sehr vielen Menschen für die gute Zusammenarbeit ganz herzlich bedanken. Einige haben uns Glückwünsche übermittelt, was uns natürlich sehr freut.
Und dass, obwohl wir natürlich auch Fehler in dieser Zeit gemacht haben – insbesondere ich als verantwortlicher Redakteur. Hier bitten wir um Rücksicht – meine Kollegen und ich sind auch nur Menschen. Und wir machen unsere Fehler ebenfalls transparent, statt sie zu verschweigen. Auch das gehört zur öffentlichen Verantwortung.
…wie immer kritisch.
In den nächsten Tagen werde ich mich mit einer großen Bitte an Sie wenden – wir haben nach dem Vorbild unseres Berliner Partners Prenzlauerberg-Nachrichten.de einen Freundeskreis gegründet und würden uns freuen, wenn Sie diesem beitreten. Wir bieten unsere Informationen von Beginn an kostenfrei an und werden das auch so fortführen. Damit entgehen uns allerdings Einnahmen, die wir mit einem Verkauf erzielen könnten. Wir wollen aber niemanden zwingen, den „ganzen Sack“ kaufen zu müssen, wenn man nur Teile benötigt. Also werben wir um Ihren freiwilligen „Abo“-Betrag als Gegenleistung für unsere Arbeit.
Ganz besonders freue ich mich über Grußworte, die uns in den vergangenen Tagen erreicht haben, uns loben, aber auch kritisch kommentieren – der Artikel wird durch weitere Grußworte ebenfalls in den nächsten Tagen ergänzt werden.
Vier Jahre sind rum – wir freuen uns auf die nächsten vier.
In diesem Sinne
Ihr
Hardy Prothmann & Team