Mannheim, 08. Dezember 2015. (red/ms) Flüchtlinge werden in Bussen und Bahnen nicht nach Fahrkarten gefragt? Das hört man in Mannheim und Umgebung immer wieder. Und wenn es so wäre, wäre das eine Unverschämtheit gegenüber allen, die für den Transport bezahlen. „Was steckt dahinter?“, wollten unsere Leser wissen. Laut der rnv ist es „nur ein Gerücht“.
Von Minh Schredle
Immer wieder hört man Geschichten über Flüchtlinge, dass sich einem die Haare sträuben. Ein Extrembeispiel: In Heidelberg soll ein Pferd gestohlen und geschlachtet worden sein – das ist zwar nie passiert. Und trotzdem halten sich Gerüchte wie diese hartnäckig und verbreiten sich rasend schnell.
Meistens hat irgendjemand etwas von einem anderen jemand gehört, der einen kennt, der das wissen muss, weil… – warum auch immer. Oder ein Facebook-Profil mit obskurem Falschnamen behauptet, es mit eigenen Augen gesehen zu haben, wie… was auch immer.
Vermischung von Halbwahrheiten
Aktuell macht folgende Geschichte die Runde: Im Nahverkehr der rnv würden Kontrolleure Flüchtlinge nicht nach ihren Fahrkarten fragen. Eine „Anweisung von Oben“ wird dann gerne mit verheißungsvollem Zwinkern behauptet, wobei in der Regel offen bleibt, wer denn konkret „da oben“ sitzt und was genau seine Motive sind. Oder es werden wilde Spekulationen darüber aufgestellt, allerdings immer ohne fundierte Beweise.
Aber man hat ja so ein Gefühl, dass irgendwas nicht stimmt. Manchmal bringt jemand auch ohne irgendeine böse Absicht etwas durcheinander und vermischt zwei Halbwahrheiten zu einer vermeintlichen Wahrheit.
Woran lässt sich „der Flüchtling“ eigentlich identifizieren?
Wie René Weintz aus der Unternehmenskommunikation der rnv gegenüber unserer Redaktion bestätigt, gibt es eine solche Anweisung „natürlich nicht“ – wie sollte das auch umgesetzt werden, fragt er:
Woran sollen unsere Mitarbeiter denn bitte einen Flüchtlinge erkennen? An der Nase? Vielleicht, weil jemand einen Bart trägt?
Er stellt klar:
Es gibt keine Sonderbehandlung für schwarzfahrende Flüchtlinge. Für alle unsere Gäste gelten gleiche Bedingungen: Wer ohne gültigen Fahrschein erwischt wird, muss das erhöhte Beförderungsentgeld in Höhe von 60 Euro zahlen.
Alle Fahrgäste würden kontrolliert – da mache man keine Ausnahmen. Selbstverständlich habe man schon Flüchtlinge beim Schwarzfahren erwischt – wie auch Deutsche, Türken und auch allen anderen Nationen, die hier in der Region vertreten sind. Einen massiven Anstieg erschlichener Dienstleistungen könne man darüber hinaus nicht erkennen. Im Gegenteil:
An allen unseren Automaten, die sich in der Nähe von Flüchtlingsheimen befinden, können wir eine deutliche Umsatzsteigerung verzeichnen.
Man biete eine Dienstleistung an und für diese Dienstleistung erwarte man von jedem, der auf sie zurückgreift, eine angemessene Entlohnung: „Die Regeln sind klar und daran hat sich selbstverständlich jeder zu halten. Da gibt es gar nichts zu diskutieren.“
Andere Handhabung bei der Deutschen Bahn
Im Gegensatz dazu ist es offenbar zutreffend, dass Flüchtlinge keine Fahrscheine benötigen, um mit der Deutschen Bahn zu reisen. Kontrolleure würden Flüchtlingen „Ersatzfahrscheine“ ausstellen, wenn die Flüchtlinge sie überzeugen können, wirklich Flüchtlinge zu sein – das berichten Medien wie die Süddeutsche oder Spiegel online.
Die Welt erklärt das folgendermaßen: Normalerweise erhielten Flüchtlinge nach ihrer Registrierung eine Gutscheinkarte, die sie bei der Bahn gegen einen richtigen Fahrschein eintauschen könnten. Diesen bräuchten sie, um von ihrer Registrierungsstelle zum Ort ihrer Unterbringung zu reisen. Nach den stark angestiegenen Zahlen der vergangenen Wochen und Monate sei diese Praxis allerdings nicht mehr zu handhaben, weswegen die Bahn eine unbürokratische Lösung benötige.