Rhein-Neckar, 07. März 2017. (red) Facebook geht hart gegen Hass-Postings vor. Aktuell hat es den Chefredakteur des Rheinneckarblog getroffen – er wurde für einen Tag gesperrt, kann nichts auf seinem Account, auf der RNB-Seite posten und auch nicht chatten. Während Facebook vor Hass-Kommentare überquillt, wird ein Journalist gesperrt, der über rassistische Äußerungen berichtet. Interessant.
Facebook macht ernst und geht gnadenlos gegen “Hass-Kommentatoren” vor – aktuell gegen den Journalisten Hardy Prothmann, der wegen des folgenden Posts für einen Tag gesperrt worden ist:
Was genau an dem Post gegen die “Gemeinschaftsstandards” verstößt, erklärt Facebook nicht. Ist es die Kombination “rassistisch” plus “Flüchtling” plus “Neger”?
Hat das ein Mensch entschieden oder ein Algorithmus? Hat ein Facebook-Mitarbeiter sich ein Bild gemacht oder nur ein Computer automatisiert entschieden? Niemand weiß es und Facebook teilt das auch nicht mit.
Erstaunlich ist die Sperrung, betrachtet man sich echte Hass-Kommentare und massive Beleidigungen, die täglich zuhauf auf Facebook veröffentlicht werden.
Die Sperrung ist komplett – weder auf dem privaten Account, noch auf der Facebook-Seite sind Posts möglich, auch der Chat ist abgeschaltet. Im Hilfebereich heißt es:
Falls du vorübergehend für das Versenden von Nachrichten blockiert wurdest, kann es sein, dass du vor Kurzem eine große Menge von Nachrichten verschickt hast oder deine Nachrichten als nicht willkommen gemeldet wurden.Diese Blockierung ist vorübergehend und du kannst weiterhin andere Facebook-Funktionen verwenden, um währenddessen mit deinen Freunden in Verbindung zu bleiben. Nachdem die Blockierung aufgehoben wurde, sende Nachrichten bitte nur an Personen, die du persönlich kennst. Achte dabei darauf, dass du den Namen verwendest, den du auch im Alltag verwendest, damit die Personen, denen du Nachrichten sendest, dich erkennen.
Beachte hinsichtlich deiner Blockierung Folgendes:
- Blockierungen sind vorübergehend und können mehrere Stunden oder Tage dauern.
- Wir können diese Blockierung nicht aufheben.
Um weitere Blockierungen zu vermeiden, reduziere oder vermeide dieses Verhalten (sende z. B. weniger Nachrichten pro Tag, markiere Personen nur auf Fotos, auf denen sie tatsächlich zu sehen sind, und lade nur Personen ein, die du kennst, und die an der Teilnahme an den Veranstaltungen interessiert sein könnten). Andernfalls könnte dein Konto dauerhaft gesperrt werden.
- Wenn Inhalte gegen die hier ausgeführten Gemeinschaftsstandards verstoßen, ergreifen wir möglicherweise entsprechende Maßnahmen.
- Wir können Seiteninhaber auffordern, ihren Namen und ihr Facebook-Profil mit einer Seite zu verknüpfen, die grausame und taktlose Inhalte enthält, auch wenn diese Inhalte nicht gegen unsere Richtlinien verstoßen.
- Das Melden von Inhalten garantiert nicht, dass diese Inhalte entfernt werden, da sie möglicherweise nicht gegen unsere Richtlinien verstoßen.
- Unsere Prüfer werden sich an dich wenden, wenn sie wissen möchten, weshalb ein Beitrag unter Umständen gegen unsere Richtlinien verstößt. Wenn du Inhalte meldest, teile uns bitte mit, weshalb die Inhalte entfernt werden sollten (handelt es sich z. B. um Nacktdarstellungen oder Hassbotschaften). Auf diese Weise können wir sie zur Prüfung an die entsprechende Person senden.
- Die Entscheidungen unserer Prüfer können sich gelegentlich ändern, nachdem sie zusätzlichen Kontext zu bestimmten Beiträgen erhalten haben oder neue, gewalttätige Inhalte auf einer Seite oder in einem Facebook-Profil erscheinen.
- Die Anzahl der Meldungen hat keinen Einfluss darauf, ob etwas entfernt wird. Inhalte werden nie einfach nur aus dem Grund entfernt, weil sie mehrfach gemeldet wurden.
- Die Folgen, die sich aus Verstößen gegen unsere Gemeinschaftsstandards ergeben, variieren und sind von der Schwere des Verstoßes und dem bisherigen Verhalten der jeweiligen Person auf Facebook abhängig. Beispielsweise verwarnen wir jemanden unter Umständen bei seinem ersten Verstoß, aber bei weiteren Verstößen können wir das Recht der Person, Beiträge auf Facebook zu posten, einschränken, oder die Person für Facebook sperren.
Es gibt keine “grausamen” oder “taktlosen” Inhalte, auch keine “Nacktdarstellungen” oder “Hassbotschaften”. In zehn Jahren auf Facebook gab es keine einzige Verwarnung. Welches “bisherige Verhalten” irgendwie problematisch sein sollte, erschließt sich nicht.
Interessant ist, dass Facebook nun auch Journalisten sperrt, die über rassistische Äußerungen berichten. Für das Rheinneckarblog ist das eine neue Erfahrung – wir nutzen Facebook geschäftlich und stellen fest, dass die Verlässlichkeit mangelhaft ist.
Kurios – auch dieser Post wurde gelöscht. Dabei handelt es sich um einen geteilten Beitrag der tagesschau:
Eine Bitte an unsere Leserschaft – da Hardy Prothmann nicht selbst posten kann, bitten wir um Ihren Post. Verbreiten Sie die Nachricht, dass Facebook Journalisten sperrt, die über rassistische Äußerungen berichten. Denn das ist neu und hat einen gewissen Nachrichtenwert.
Anm. d. Red.: Verschiedene Personen versuchen Hardy Prothmann über Chat zu erreichen. Die Nachrichten werden zugestellt – es gibt aber durch die Sperre keine Antwortmöglichkeit.
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