Mannheim, 04. Februar 2016. (red/hmb) Seit 2010 findet alle zwei Jahre im Wechsel zwischen Mannheim und Ludwigshafen die Ausstellung „Deltabeben“ statt. Im Mannheimer Kunstverein, der Kunsthalle Mannheim und Port 25 – Raum für Gegenwartskunst werden noch bis zum 28. März Werke von Künstlern der Region ausgestellt. Ein breites künstlerisches Spektrum und eine perfekt abgerundete Vielfalt – eine Ausstellung, die man sich nicht entgehen lassen sollte.
Von Hannah-Marie Beck
Eine lebendige Reihe, die nicht starr ist, die sich jedes Mal von Neuem erfindet – so wie sich auch die Kunst immer wieder neu erfindet,
so beschreibt Martin Stather, Ausstellungsleiter im Mannheimer Kunstverein, das Konzept von Deltabeben. Die Ausstellung präsentiere ein Bild der Kunstszene der Region, welches in zwei Jahren, wenn die Reihe in Ludwigshafen fortgesetzt wird, dann schon wieder ganz anders sein kann und wird.
Die Ausstellung ist Raum für Raum ein besonderes Erlebnis – unglaublich abwechslungsreich und doch in sich stimmig. Eigentlich sind es drei Ausstellungen, in der Kunsthalle, dem Mannheimer Kunstverein und Port 25 – doch sie bilden gemeinsam ein großes Gesamtwerk.
Grenzenlose Kreativität
Präsentiert werden die Werke von 30 Künstlern und Künstlerkollektiven, die weitestgehend aus der Region kommen. Dabei haben viele der Künstler ihren eigenen Ausstellungsraum.
Jede Arbeit hat genügend Platz, um sich nicht mit anderen zu stören – dadurch erhält man einen tiefen Einblick in das, was die Künstler machen,
sagt Inge Herold, die stellvertretende Direktorin der Kunsthalle. Dabei gibt es keinen Themenschwerpunkt; breit gestreut über alle künstlerischen Techniken werden Fotografien, Video- und Performancekunst, Arbeiten auf Papier, Graffiti, Skulpturen und Installationen.
Das hätte schief gehen und wild durcheinander gewürfelt wirken können. Doch es geht voll auf und erfolgreich sind die Werke auf den Ausstellungsort abgestimmt worden – die Kunsthalle präsentiert zum Beispiel überwiegend fragile und sehr persönliche Arbeiten.
Vielfältige Ausstellung in der Kunsthalle
I – Me – Myself
Immer wieder werfen sich zwei Personen diese Worte wie Fragen und Antworten zu. Der erste Raum der Kunsthalle ist gänzlich leer, die Ausstellung beginnt mit einer Klanginstallation von Imran Utku.
Geht man weiter, so kommt man an sechs fragilen Holztischen vorbei: Ein Zusammenspiel unterschiedlicher Materialien, dass drei Generationen von Frauen innerhalb der Familie der Künstlerin Kirsten Achtermann behandelt. Die Tische sind mit persönlichen Gegenständen wie Fotografien, Texten und Stofffragmenten bestückt.
An den Wänden hängen die beeindruckenden Kopigraphien der Künstlerin Andrea Esswein: Sie hat Pflanzen, Objekte und Menschen auf Kopierer gelegt und aus einzelnen Kopien Stück für Stück ein Bild zusammengesetzt.
Vorbei an einer Filmpräsentation, eine Treppe hinab, kommt man in den größten Raum der Ausstellung: Dort ist die Installation „Ausstellungskiste“ des Heidelberger Künstlers Mathias Bacht zu sehen. In Form von Stoffbahnen bildet er den Grundriss eines Hauses ab.
Neben zwei Tuschezeichnungen wird in diesem Raum auch „Nest“ von Claudia Urlaß ausgestellt. Aus Wäschetrocknerflusen hat die Künstlerin, ohne Kleber und Gestell, ein weiches Bett geschaffen. Man möchte sich am liebsten hineinkuscheln, doch es ist so fragil, dass einem diese Erfahrung verwehrt bleibt.
Ein Highlight der Ausstellung in der Kunsthalle sind die Zeichnungen von Christiane Schlosser aus Viernheim: Ohne Linial zieht sie so dünne Linien über das Papier, dass es aus der Ferne leer wirkt. Oder sie überzieht 18 Blätter mit Linien und setzt nur einmal pro Zeile ab.
Den Abschluss bildet Adam Cmiels mystisches Paralleluniversum. Seine Rauminstallation führt auf den fremden, fiktiven Planeten „Esier Eid“ und dennoch lassen sich viele Brücken zum Planeten Erde erkennen.
„Deltabeben. Regionale 2016“ ist eine ganz besondere Ausstellung, die vor allem durch eine Bandbreite an unterschiedlichsten Werken und ein in sich stimmige Konzept begeistert.
Zu dem Format gehört aber nicht nur die Ausstellung der Kunsthalle, sondern auch die im Mannheimer Kunstverein und Port 25 – Raum für Gegenwartskunst. Dort gibt es noch mehr von der Vielfalt und Qualität des künstlerischen Arbeitens in der Region zu sehen.
Die Vernissage findet gemeinsam mit der Ausstellung „Abstrakt nach ’45 – Die Künstlersammlung Harry Köglers“ am 04. Februar statt, von 19:00 bis 21:00 Uhr haben die Kunsthalle Mannheim und der Mannheimer Kunstverein geöffnet. Eine Aftershow-Party wird ab 20:30 in Port 25 – Raum für Gegenwartskunst gefeiert.