Weinheim, 04. Mai 2015. (red/pm) Ein guter Bildungsstandort gibt auch auf die Schwachen Acht – das ist die Intention der schulischen Inklusion, also des gemeinsamen Unterrichtens von Kindern mit und ohne Handicap. Auf diesem für die Pädagogik ziemlich neuen Feld ist Weinheim als Bildungsregion im Land Baden-Württemberg deutlich weiter als andere. In 14 von 17 Grundschulen im Raum Weinheim gibt es inklusive Bildungsangebote, sowie in drei von drei Werkrealschulen.
Information der Stadt Weinheim:
„„Es ist ein Netzwerk entstanden, eine Atmosphäre des Wollens und des Kümmerns“, beschrieb Arnulf Amberg, der in Weinheim Sonderpädagoge und Leiter der Maria- Montessori-Schule ist. Laut Statistischem Landesamt beträgt der Anteil inklusiv beschulter Kinder an der Gesamtzahl der Schüler 1,64 Prozent. Damit liegt Weinheim vor den benachbarten großen Städten Heidelberg (1,23 Prozent) und Mannheim (0,87 Prozent) und weit vor den anderen Großen Kreisstädten Schwetzingen (0,41 Prozent) und Sinsheim (0,26 Prozent).
Im Zuge eines Modellversuchs des Staatlichen Schulamtes Mannheim wird in Weinheim seit 2011 auch inklusiv beschult. Im nächsten Jahr werden es rund 90 Kinder sein, die „ganz normal“ in die Schule gehen können. „Wir sind auf einem hervorragenden Weg“, wertete auch Stadträtin Cornelia Münch-Schröder, die von Beruf ebenfalls Sonderpädagogin ist.
„AKI“ treibt Inklusion voran
Der Arbeitskreis Inklusion (AKI) treibt als Motor die Inklusion an den Schulen im Raum Weinheim seit ihren Anfängen ambitioniert voran. „Aber wir brauchen noch mehr Unterstützer und wohlwollende Begleiter“, erklärte Annette Trube, die zweite Sprecherin des Arbeitskreises. Sie konnte von der Entwicklung ihrer Tochter Maxima erzählen, die als Kind mit Behinderung in der Joachim-Gelberg- Grundschule in Lützelsachsen inklusiv beschult wird. Das Mädchen sei „sozial integriert und knüpft viele Freundschaften“.
Diese persönliche Erfahrung deckte sich auch mit der fachlichen Einschätzung von Katja Hoger, der Geschäftsführenden Rektorin der Weinheimer Grundschulen. „Wir sollten diese große Vielfalt als Chance begreifen“, sagte sie, dies sei ein „grundlegendes Prinzip der inklusiven Beschulung“.
Weitere Finanzierung unklar
Allerdings wurde das Thema auch differenziert diskutiert. Unter anderem wurde eine „klare Linie des Landes im Hinblick auf die weitere Finanzierung“ vermisst. „Inklusion ist nur gut, wenn sie gut gemacht ist“, lautete eine weitere Äußerung. Alles in allem sei dieser vergleichsweise sehr weit fortgeschrittene Ausbau der inklusiven Beschulung für die Stadt durchaus ein großer Kraftakt.
Annette Trube fand in der Sitzung aber auch kritische Worte. Zu viele Eltern seien zu wenig informiert – und stünden nur deswegen einer Inklusion skeptisch gegenüber. Von den weiterführenden Schulen erwarte man sich eine bessere Willkommenskultur und eine Angebotshaltung. Nach dem positiven Anfang in den Grundschulen müsse es jetzt in den weiterführenden Schulen weitergehen.“