Mannheim/Rhein-Neckar 04. Oktober 2012. (red/xmu) Am 02. Oktober wechselte die Universität Mannheim öffentlich ihren Rektor: Nach elf Jahren gibt Professor Hans-Wolfgang Arndt, seines Zeichens Jurist, sein Amt ab. Mit der Wahl seines Nachfolgers Ernst-Ludwig von Thadden macht die Universität Mannheim eine deutliche Aussage: Als Professor für Wirtschaft und Finanzen mit internationalem Renommee und Leiter der Graduiertenschule für Ökonomie und Sozialwissenschaften repräsentiert von Thadden den aktuellen Kurs der Universität Mannheim zur Spezialisierung, oder auf Neudeutsch „Profilschärfung“, in Richtung Wirtschaftswissenschaften.
Von Xiaolei Mu
Klassische Musik im Barocken Rittersaal. Das Ambiente ist denkbar festlich, als Altrektor Arndt seinem Nachfolger von Thadden die Amtskette umhängt. Die Spitzen der Mannheimer Universität zeigen sich von ihrer besten Seite und nutzten die symbolträchtige Veranstaltung, um sich selbst und ihre Universität ausgiebig zu feiern. Der Vorsitzende des Universitätsrats, Professor Max Kaase, sowie die Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Bündnis90/Die Grünen) überschütteten Altrektor Arndt mit lobenden Worten und würdigen seinen Beitrag zur Strukturreform,
mit der die Universität Mannheim international wettbewerbsfähig gemacht wurde.
Die besagte Strukturreform, die Arndt 2005 ankündigte, verlief nicht ohne Kritik: Studierende und Professoren, besonders aus der Philosophischen Fakultät, der damals die Auflösung drohte, äußerten sich vehement gegen den Anfangsentwurf des Rektorats.
Hochschulrats-Vorsitzender Kaases lässt den Konflikt nur erahnen, als er von „berechtigten wie unberechtigten Lattenschlägen“ spricht, die das Rektorat während der letzten Jahre „zu verkraften hatte“.
Bei der Rektoratsübergabe selbst ist von dieser Kritik fast nichts mehr zu spüren, auch nicht beim Grußwort der AStA-Sprecherin Isabel Stockton, was wohl daran liegt, dass der Initialentwurf jener Strukturreform sich durch viele Diskussionen und Kompromisse zu wandeln und anzupassen hatte.
Wissenschaftsministerin Theresia Bauer betonte das tiefe Interesse der Politik an den Mannheimer Wirtschaftsabsolventen, deren Stärken besonders in ihrer interdisziplinären Ausrichtung im Studium liege. „Unternehmer müssen kreativ sein, deshalb können sie auch von Künstlern lernen“. Allerdings hatte sie auch eine Wunschliste an den neuen Rektor.
Einer dieser Wünsche war eine schnellere Anpassung des studentischen Lehrplans an aktuellen Themen. Ministerin Bauer zitierte eine Studentin des Volkswirtschaftslehre aus Mannheim, die vor einem Jahr zur aktuellen Finanz-und Wirtschaftskrise nur eine Doppelstunde im universitären Curriculum gefunden hatte.
Ich habe den Eindruck, dass die Wirtschaftswissenschaften bei der aktuellen Finanz-und Wirtschaftskrise etwas ratlos dastehen.
Ein weiterer Wunsch war, dass gerade bei einer starken Philosophischen Fakultät „die Ethik im Wirtschaftsstudium nicht nur am Rande, sondern in die Mitte des Studiums rücken sollte“.
Der Entertainer
Höhepunkt des Abends war die Rede von Altrektor Arndt. Mit gekonnter Rhetorik, Charme und einer kabarettreifen Vorstellung ließ er seine Amtszeit Revue passieren und dankte der Universitätsverwaltung, seinen Kollegen aus dem Rektorat, aber auch all den Stiftern, Förderern und Spendern aus der Wirtschaft für deren wertvolle Unterstützung.
Einen Kritikpunkt an Ministerin Bauer äußerte er aber auch, als er davon sprach, dass
der Hochschulrat es nicht verdient hat, auf eine beratende Funktion abgestuft zu werden.
Damit bezog sich Altrektor Arndt auf einen Punkt im Koalitionsvertrag von Grün-Rot, den Universitätsrat zu entmachten. Eine Maßnahme, die dafür sorgen soll, dass sich die Universitäten vom Modell einer „unternehmerischen Hochschule“ entfernen.
Als Professor von Thadden als letzter Redner des Abends das Wort ergriff, würdigte er als erstes die unterhaltsame Vorstellung seines Vorgängers.
Wir haben bei der internen Planung eigentlich soviel-und-soviel Zeit für jeden Redner eingeteilt, so dass wir in einer Stunde durchkommen, aber sie, Herr Arndt, haben dreimal so lange geredet, wir wir gedacht haben und ich habe keine Minute davon bedauert.
In Reaktion darauf versprach von Thadden, seine eigene Rede stark zusammenzukürzen, sprach aber dennoch mehrere Punkte an: Er stimmte Ministerin Bauer darin zu, die Lehrpläne der Universität schneller an aktuelle Themen anzupassen und berichtete von seinem fruchtlosen Unterfangen, mit Wirtschaftsforschern aus Europa einen wissenschaftlichen Artikel zur Wirtschaftskrise zu formulieren. „Wir konnten uns auf keinen gemeinsamen Text einigen“, erzählte er. Auch er dankte Vorgänger Arndt für seine Arbeit und freut sich darüber, „dass ihm die Universität in einer guten Position überlassen wurde“:
Unsere Herausforderung liegt in der Lehre und der Forschung.
Rektor Von Thadden unterstrich, dass gute Lehre zu guter Forschung führt und gute Forscher auch gut lehren können. Er sprach sich für eine bessere Umsetzung des Humboldt’schen Bildungsprinzips aus.
Bei der Umsetzung von Humboldts Idealen haben die Amerikanischen Universitäten ihre deutschen Vorbilder längst in den Schatten gestellt.
Er lobte aber auch die bisherigen Leistungen der Universität Mannheim in bundesweiten und internationalen Rankings und betonte, dass „die Business School der Universität Mannheim ein in Deutschland einzigartiges Erfolgsmodell ist“.
Warmen Applaus gab es für alle Redner und zum Abschluss ließen die Gäste den Abend bei einem Sektempfang ausklingen. Mit ihrem Programm hat sich die Universität Mannheim hohe Ziele gesteckt.