Rhein-Neckar, 01. Juni 2012. (red) Die insolvente Drogeriemarktkette Schlecker wird zerschlagen. Die Gläubiger haben keine Chance auf Fortführung des Unternehmens gesehen, wie der Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz heute mitteilte. Rund 13.000 Mitarbeiter verlieren damit ihren Arbeitsplatz. Potenziellen Investoren scheuten Folgekosten durch 4.500 Arbeitsschutzklagen.
Von Hardy Prothmann
Am Ende haben auch die zwei übrig gebliebenen möglichen Investoren, der Karstadt-Eigner Nicolas Berggruen und der US-Investor Cerberus Capital Management, abgewinkt. Entscheidend waren das Fehlen einer Transfergesellschaft und vor allem 4.500 Kündigungsschutzklagen – jeder zweite der bislang 9.000 gekündigten Mitarbeiter hatte Klage eingereicht. Eine staatliche Unterstützung durch verschiedene Bundesländer war an einem Nein durch die FDP gescheitert. Ein Sprecher der mit Pressearbeit beauftragten Agentur komm.passion (Düsseldorf) sagte uns auf Nachfrage:
Das Risiko durch die Klagen wurde von den Investoren eingepreist. Diese Kosten haben eine Übernahme unattraktiv gemacht.
Jetzt verlieren die verbliebenen rund 13.000 Mitarberinnen bis Ende Juni ihren Arbeitsplatz. Ab Ende kommender Woche soll der Abverkauf der Waren beginnen. Dieser Prozess würde einige wenige Wochen laufen. Gleichzeitig sucht der Insolvenzverwalter Käufer für teils profitable Auslandsgesellschaften, Immobilien und Logistiklager. Der Konzern wird in „Einzelteilen“ verkauft – auch regionale Interessenten können sich an den Insolvenzverwalter wenden und Angebote abgeben.
Die Gläubiger sind zahlreich, die Hauptgläubiger, der Kreditversicherer Euler-Hermes, die Markant Handels- und Industriewaren-Vermittlungs AG, die Agentur für Arbeit Ulm, die Gewerkschaft verdi und der Gesamtbetriebsrat, hatten wochenlang nach Lösungen gesucht, aber offensichtlich keine geeignete gefunden. Auch geforderte Einsparungen bei den Lohnkosten von mindestens 15 Prozent waren nicht erreicht worden – immerhin aber 10,5 Prozent. Gerade die Lohnkosten waren wohl aber Dreh- und Angelpunkt der Verkaufsverhandlungen.
Anders bei der Schlecker-Tochter „IhrPlatz“ – hier hatte es in Summe nur drei Kündigungsschutzklagen gegeben, die knapp 4.000 Mitarbeiter dürfen auf eine Zukunft hoffen. Auch für die Tochter Schlecker XL soll es weitergehen.
Die Gläubiger werden sich nochmals am 05. Juni versammeln – danach läuft die Abwicklung. Der Ehinger Unternehmer Anton Schlecker, der sein Unternehmen 1975 gegründet hatte, ist als persönlich haftender Gesellschafter selbst auch insolvent. Nach Aussage von komm.passion wird der Insolvenzverwalter darauf achten, dass es keine „vermögenssichernden“ Transfers gegeben habe und diese würden rückgängig gemacht, sofern vorhanden.