Mannheim/Rhein-Neckar, 15. Mai 2014. (red/ms) Der Angeklagte Emil S. ist höchstwahrscheinlich nicht nut der Mörder von Gabriele Z. (20), sondern auch der Mann, der im August 2013 eine 48-jährige Frau in Speyer überfallen und zusammengeschlagen hat. Seine DNA wurde unter den Fingernägeln des Opfers festgestellt. Zunächst war der einzige Tatverdächtige ein Türke – und zwar, weil er oft blaue Kleidung trug.
Von Minh Schredle
Bei dem Übergriff auf die 48-jährige Frau aus Speyer tappte die Polizei lange Zeit im Dunkeln. Das ist ihnen auch nicht zu verdenken, weil es kaum Anhaltspunkte gab: Zwar wurde DNA-fähiges Material sichergestellt, allerdings ließen sich in der Datenbank keine Treffer dazu finden.Es handelte sich um einen bislang unbekannten Täter.
Das Opfer verlor bei dem Übergriff ihre Brille und konnte den Täter “nur schemenhaft” wahrnehmen, weil sie eine starke Sehschwäche hat. Sie glaubte allerdings erkennen zu können, dass der Angreifer blaue Kleidung trug.
“Er passte genau auf die Täterbeschreibung”
Dieser Anhaltspunkt brachte die Polizei auf einen “Verdächtigen”: Einen Mann, der sich gelegentlich in Tatortnähe aufhielt und dabei oft einen Blaumann trug. Deswegen wurde seine Wohnung durchsucht. Ihn nahm man mit und verhörte ihn auf dem Polizeirevier.
Ein Kommissar, der ebenfalls als Zeuge zu dem Vorfall befragt wurde, fand das angemessen – schließlich habe der Mann “genau auf die Täterbeschreibung gepasst” – die es eigentlich nicht gab. Das einzige, was die Geschädigte über den Angreifer sagen konnte, war, dass er ungefähr 1,70 groß war und vielleicht blaue Kleidung getragen hat.
DNA-Probe negativ
Bei der Polizei entnahm man ihm eine DNA-Probe, die er freiwillig abgegeben haben soll. Anschließend habe man ihn verhört, schildet eine Kommissarin:
Er hatte kein Alibi. Angeblich soll er nach der Arbeit die ganze Zeit mit irgendwelchen Computerspielen beschäftigt haben. Sein Bruder wohnt in der gleichen Wohnung. Aber der hat ihn nicht gesehen.
Das ist jedoch scheinbar nichts Ungewöhnliches für sie: Die beiden Brüder leben zwar in einer Wohnung, haben ihren Aussagen zufolge aber wenig Kontakt. Überhaupt scheint der “Verdächtige” kein allzu ausgeprägtes soziales Umfeld zu haben. Er sei ein Einzelgänger und habe nicht allzu viele Freunde.
Die DNA-Probe war negativ. Also lies man ihn schließlich gehen. In der gesamten Zeit soll der Mann “irgendwie belustigt” gewirkt haben. Die vernommene Polizistin sagte über ihn:
Ein komischer Kauz. Am Ende hat er sich noch dafür entschuldigt, uns so viele Umstände gemacht zu haben.
Die Polizistin scheint diese Aussage offensichtlich ernst genommen zu haben – auf die Idee, dass der Mann sich vielleicht ironisch geäußert hat, kommt sie nicht.