Schriesheim/Rhein-Neckar, 30 November 2014. (red/pol/w) Beim Brand eines Dachstuhls eines Mehrfamilienhauses in der Talstraße kam am Samstag ein Mann ums Leben, die Dachstuhlwohnung brannte völlig aus, der Sachschaden beläuft sich auf ca. 250.000 Euro. Der Brand hat eventuell einen Totalschaden angerichtet. Feuerwehr und Rettungskräfte waren über viele Stunden mit insgesamt 150 Personen im Einsatz.
Von Hardy Prothmann
Das war eine sehr schwierige und unübersichtliche Lage,
schildert Kommandant Oliver Scherer den Einsatz von gestern Abend, der sich in der Hauptsache bis in die Nacht um 3:30 Uhr hinzog und erst am Vormittag nach 10 Uhr beendet werden konnte. Solange war die Talstraße komplett für den Verkehr gesperrt.
Schon auf der Anfahrt war eine starke Rauchentwicklung sichtbar. Die Talstraße und Schmale Seite waren komplett verraucht. Kommandant und Einsatzleiter Oliver Scherer alarmierte schon auf der Anfahrt die Feuerwehr Dossenheim nach. Insgesamt hat die Feuerwehr Schriesheim 125 Aktive, 60-80 sind meist unmittelbar einsatzfähig, davon 35-40 aus der Abteilung Stadt.
Schwierige Lage
Beim Eintreffen der Feuerwehr standen die Dachstühle von zwei aneinander gebauten Gebäuden im Vollbrand. Daraufhin verschafften sich die Atemschutztrupps der Feuerwehr gleichzeitig Zugang zu den beiden Gebäuden um in die Dachgeschosse vorzudringen. Parallel dazu wurde über die Drehleiter ein Wenderohr vorgenommen und ein B-Rohr zur Riegelstellung zu den Nachbargebäuden aufgebaut. Diese Maßnahmen zeigten auch schnell Erfolg, so dass eine Brandausbreitung verhindert werden konnte und man rund 45 Minuten nach der Alarmierung das Feuer unter Kontrolle hatte, schildert Herr Scherer die Lage vor Ort:
Man musste von Anfang an davon ausgehen, dass sich noch eine Person in dem Gebäude befand. Dennoch war das Vordringen in das Brandgeschoss sehr schwierig. Zum einen lag das an dem fortgeschrittenen Brand, dadurch war die Holztreppe ins Dachgeschoss starke in Mitleidenschaft gezogen. Zum anderen lag das auch an den Umbauten und der Gebäudestruktur die eine Orientierung und Vorgehen stark behinderten. Es musste eine Zwischenwand gewaltsam geöffnet werden um an den Brandherd vorzudringen.
Mann verbrennt bis zur Unkenntlichkeit
Bis zu vier Trupps waren gleichzeitig im Innenangriff zur Menschenrettung und Brandbekämpfung im Einsatz. Der im Haus vermutete 64 Jahre alte Bewohner wurde schließlich entdeckt – bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.
Gegen 20:45 Uhr konnte dann „Feuer aus“ gemeldet werden:
Die Nachlöscharbeiten gestalteten sich als äußert schwierig und zogen sich bis 03:30 Uhr in die Länge. Das hat richtig viel Zeit und Kraft gekostet,
sagt der Kommandant und lobt alle Beteiligten für den Einsatz. Gegen 01:00 Uhr war noch die Feuerwehr Hirschberg angefordert worden, um die Nachlöscharbeiten voranzutreiben. Die Kameraden der Schriesheimer Wehr waren nach Stunden erschöpft.
„Kniehoch gesammelte Materialien“
Die Brandbekämpfung gestaltete sich so schwierig, weil „die Wohnung etwa kniehoch mit verschiedenen gesammelten Materialien angefüllt war, die bei dem Brand eine gute Nahrung für das Feuer waren.“ Hier schwelte der Brand teilweise weiter, so dass mit dem Abtragen begonnen werden musste. So wurde ein Teil des Unrates aus dem Gebäude geschafft und in eine Absetzmulde geräumt und dort abgelöscht.
Gegen 03:30 Uhr konnten die Maßnahmen erfolgreich abgeschlossen werden und die letzten auswärtigen Kräfte wurden nach Hause entlassen. Eine Brandwache der Feuerwehr Schriesheim blieb bis 09:00 Uhr vor Ort.
Zur Betreuung der Angehörigen und Bewohner des Gebäudes waren auch die Seelsorger des Rhein-Neckar-Kreis hinzugezogen worden. Ebenso wurde im weiteren Verlauf noch ein Bauchsachverständiger des Technischen Hilfswerks alarmiert, um die Stabilität des Gebäudes zu begutachten. So viel steht fest: Bewohnbar ist das Gebäude nicht mehr. Ebenso das benachbarte Gebäude. Laut Herrn Scherer hat es seit gut 15 Jahren keinen Brandtoten mehr gegeben.
150 Personen im Einsatz
Während der Hauptphase des Einsatzes stand die Feuerwehr Ladenburg mit einem Löschfahrzeug und Personal im Haus der Feuerwehr in Bereitschaft um bei möglichen Paralleleinsätzen in Schriesheim und Dossenheim den Grundschutz zu übernehmen.
Auch der Rettungsdienst war mit einem Großaufgebot vor Ort. Neben einem Notarzt und mehreren Rettungswagen war auch die Schnelle Einsatzgruppe (SEG) Nord des DRK Weinheim mit Kräften vor Ort. Vom DRK wurde auch die Versorgung der eingesetzten Kräfte organisiert, teilte Herr Scherer mit.
Um 10:45 Uhr waren alle Maßnahmen der Feuerwehr abgeschlossen und der Einsatz beendet. Die Ortsdurchfahrt Schriesheim war in dem Bereich bis zum Ende des Einsatzes gesperrt.
Weitere Verletzte gab es nicht. Der Sachschaden am Gebäude wird auf rund 200.000 Euro und der Schaden am Inventar auf rund 50.000 Euro geschätzt. Ein Dobermann konnte unverletzt aus dem Gebäude gerettet und der Besitzerin übergeben werden – während des Einsatzes verblieb er in der Erdgeschosswohnung, weil er nicht gefährdet war und man nicht wusste, wie das Tier auf die Feuerwehrleute reagieren würde.
Im Einsatz waren insgesamt 150 Personen:
- Von den Feuerwehren waren 92 Personen mit 20 Fahrzeugen.
- Der Rettungsdienst war mit 7 Personen, davon 1 Notarzt und 4 Fahrzeugen vor Ort.
- Der Sanitätsdienst und die SEG Nord waren mit 24 Personen und 8 Fahrzeugen vor Ort.
- Von Seiten des Rhein-Neckar-Kreises waren der stellvertretende Kreisbrandmeister Axel Schuh und der Unterkreisführer Roy Bergdoll an der Einsatzstelle.
- Die Polizei und Kriminalpolizei war mit 13 Beamten und mehreren Fahrzeugen an der Einsatzstelle.
- Von Seiten der Stadt Schriesheim waren der Bürgermeister Hansjörg Höfer und der Leiter des Ordnungsamtes Willy Philipp vor Ort und machten sich Bild der Lage.
- Von der EnBW und von der WVE Schriesheim war je ein Mitarbeiter vor Ort um die Energiezufuhr zu dem Gebäude abzustellen.
- Das Feuerwehrseelsorgeteam war mit 8 Kräften vor Ort.