Rhein-Neckar/Mannheim, 28. März 2013. (red/pm) Immer mehr Mannheimer Gymnasien kehren zurück von „G8“ zu „G9“. Nicht nur die Politik oder die Gesamtelternbeiräte beziehen zu diesem Stellung, sondern auch die Vereine. Denn häufig sind auch sie die Leidtragenden der bisherigen Entwicklung zu Ganztagesschule und G8. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft, Bezirk Mannheim e.V., begrüßt die Rückkehr zu „G9“ daher ausdrücklich.
Information der DLRG, Bezirk Mannheim e.V.:
„Den „Schritt zurück nach vorn“ begrüßen wir als Verein ganz ausdrücklich. Wir mussten in den vergangenen Jahren erkennen, dass die sozialen Systeme „Verein“ und „Ehrenamt“ durch derartige Entwicklungen immer stärker belastet wurden. Gleichzeitig fordern die Politik und z.T. auch die Wirtschaft eine immer größere Übernahme von Aufgaben durch Vereine. Ein Widerspruch, der durch den demographischen Wandel und den damit insgesamt einhergehenden Nachwuchsbedarf verstärkt wird und die Vereine als gesellschaftstragende Systembestandteile besonders schwächt.
„Morgens in der Schule, Mittags Hausaufgaben und danach Zeit für das Leben“, so kommentiert Dr. Fabian Widder, Stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft, Bezirk Mannheim e.V., die Absicht von immer mehr Schulen in Mannheim, zum neunjährigen Gymnasium zurückzukehren. Der Kopf der Mannheimer Wasserrettungsorganisation, selbst Vater zweier Kinder, sieht darin eine dringend erforderliche Entwicklung in der Schullandschaft. Junge Mitglieder in Vereinen würden heutzutage unter massivem Leistungsdruck leiden. Die Vereine und deren gesellschaftlicher Auftrag seien durch die hohen Anforderungen an die, auch als Nachwuchs für die Organisationen wichtigen, jungen Menschen und deren fehlende freie Zeit zur eigenen sozialen Entfaltung gefährdet.
Zu hohe Anforderungen an den Nachwuchs
Die DLRG hat in Mannheim weit mehr als 2.300 Mitglieder – bis zu zwei Drittel davon sind Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. „Wir mussten in der vergangenen Zeit immer stärker feststellen, dass gerade unsere jungen Mitglieder für die Aufgaben im Wachdienst, im Wasserrettungsdienst, der Schwimmausbildung und der Jugendarbeit an Nachmittagen und Abenden nur noch eingeschränkt zur Verfügung stehen. Sie sind durch das G8 so extrem gebunden, dass selbst die Wochenenden für Nacharbeiten und Prüfungsvorbereitungen genutzt werden müssen.“ Freie Zeit, um sich Hobbys zu widmen und dabei noch „social skills“ und lebensrettende Handgriffe zu lernen, blieb den Schülern in den letzten Jahren immer weniger.
Dabei haben Vereine wie die DLRG ganz besondere Vorteile. „Gerade schwächere Schüler, die im sozialen Umfeld ihre Stärke gefunden haben und durch ihre Mitwirkung in Vereinen Selbstbewusstsein und Kompetenzen für ihren schulischen und beruflichen Werdegang tanken konnten, bleiben heute so auf der Strecke“, urteilt Widder. Die Phasen nach der Schule und am Wochenende seien vollgepfropft mit Hausaufgaben und der Vorbereitung auf Klausuren – der hohe Druck habe schon einige der jugendlichen Mitglieder weit über die persönliche Belastungsgrenze hinausgetragen. Um in der Schule überhaupt noch mitzukommen, werde jede Minute genutzt. Damit bliebe keine Zeit mehr für den mentalen und sportlichen Ausgleich – geschweige denn für ein Ehrenamt. „Vielmehr müssen wir um jede ehrenamtliche Stunde Dienst kämpfen, müssen mitunter aber auch psychische Hilfestellung geben, damit sich die Kinder und Jugendlichen nicht ganz durch den Leistungsdruck vom sozialen Umfeld abkoppeln lassen“, sorgt sich der DLRG-Mann um das Wohlergehen seiner jungen Mitglieder.
Die bisherige Entwicklung der Schulpolitik im vergangenen Jahrzehnt erscheint dem Vertreter eines der fünf größten Vereine Mannheims kurzsichtig. „Auf Kosten der persönlichen Entwicklung junger Menschen, aber auch eines der bedeutsamsten Systeme in unserer Gesellschaft, dem Ehrenamt, wurde der sinnvolle Freizeitausgleich geopfert.“, hofft Widder nun auf eine baldige, möglichst weitgehende Umkehr von G8. Man werde die Entwicklung um die G9-Schulen aufmerksam verfolgen.“