Mannheim/Ilvesheim, 26. September 2012 (red/ld) Rund 150 Bürger aus Ilvesheim und Seckenheim demonstrierten gestern für die lang ersehnte Neckarbrücke zwischen Ladenburg und Edingen Neckarhausen, im Anschluss an die L597. Die neue Brücke soll Entlastung bringen. Doch die Landesregierung hat kein Geld für das Projekt. Spätestens 2020 muss die Brücke gebaut werden, sonst läuft die Planfeststellung aus.
Von Lydia Dartsch
Schon vom Ilvesheimer Neckarufer aus sind die Demonstranten für die Brücke aus Seckenheim zu hören: Mit Trillerpfeifen und Vuvuzelas treffen sie sich in der Brückenmitte mit der Ilvesheimer Fraktion. Dann geht es weiter Richtung Ilvesheim, über die Brückenstraße und die Schlossstraße ans Rathaus.
Ilvesheim braucht die „Neue Neckarbrücke / L597
gibt dort ein Banner an der Rathausfassade die Forderung der Bürger wieder. Gemeinderat Peter Riemensperger (Freie Wähler) Ilvesheim argert sich:
Seit 60 Jahren wird uns die Brücke versprochen. Bis heute ist sie nicht realisiert worden.
Es freut ihn, dass von den 200 angemeldeten Demonstranten so viele gekommen sind. Auch die Resonanz einer Unterschriftensammlung in Seckenheim und Ilvesheim stärkt ihm den Rücken.
1.500 Unterschriften habe allein ich gesammelt. Viele Listen liegen noch in den Geschäften aus,
Wie viele Unterschriften es am Ende sein werden, könne er daher noch nicht sagen.
Der Stadtverkehr soll entlastet werden, hoffen die aufgebrachten Bürger. Laut einer Zählung der Stadt fahren 33.000 Fahrzeuge täglich allein über die Ilvesheimer Brücke. Im Planfeststellungsverfahren von 2008 war die Verkehrsbelastung im Jahr 2020 auf nur 26.000 Fahrzeuge geschätzt. Riemensperger sagt empört:
Wir haben die Marke also heute schon übertroffen.
Staus, Lärm und Lkws, die durch Ilvesheim müssen, sind die Folgen. Würde die Brücke zwischen Ladenburg und Edingen-Neckarhausen gebaut, soll das deutlich weniger werden.
Der Neckarbrücke droht das Aus
23 Millionen Euro soll der Bau der Brücke kosten. 380 Millionen Euro groß ist das Budget der Landesregierung für Straßenbauprojekte für die nächsten zehn Jahre. Das Verkehrsministerium in Stuttgart hatte deshalb einen Prioritätenkatalog erarbeitet mit Straßenbauprojekten, die mit dem Geld in den nächsten Jahren umgesetzt werden sollen. Die Neckarbrücke ist dort allerdings nicht vertreten. Sie wurde auf die Warteliste gesetzt – wie alle Projekte über 20 Millionen Euro.
Jetzt fürchten die Ilvesheimer und Seckenheimer, die 2008 durchgeführte Planfeststellung könnte 2020 endgültig ablaufen, wenn nicht vorher mit dem Bau begonnen würde:
Dann wäre das Projekt durch die Hintertür gestorben,
so Riemensperger. Wenn das geschehe, wären die zweieinhalb Millionen Euro, die die Planfeststellung gekostet hatte, umsonst ausgegeben worden.
Vor dem Rathaus entlädt sich die Aufregung der Demonstranten:
Die Zeit drängt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass noch jemand ein Planfeststellungsverfahren anregen wird,
machte Riemensperger deutlich. Winfried Hermann, dem Minister für Verkehr und Infrastruktur, habe die Bürgerinitiative die Unterschriftenliste übergeben wollen. Doch der wolle sie nicht annehmen. Immer wieder haben sie ihn eingeladen, bekräftigt Riemensperger.
Buuhh!
ist von den Demonstranten zu hören.
Es kann nicht sein, dass Hamster besser leben als Menschen,
ruft Jürgen Zink von der Bürgerinitiative Seckenheim in Anspielung auf artenschutzrechtliche Fragen den Demonstranten entgegen und erntet laute Zustimmung durch Klatschen und Zurufen.
Es ist gut, dass Sie von Ihrem Recht der freien Meinungsäußerung Gebrauch machen,
begrüßte der Ilvesheimer Bürgermeister Andreas Metz die Demonstration.
Unterstützt wurde die Kundgabe parteienübergreifend von FDP-Stadtrat Volker Beisel, MdL Georg Wacker (CDU) sowie der MdL Helen Heberer (SPD), die sich spontan bereit erklärte, die Unterschriftenliste im Ministerium zu übergeben.
Hoffnung macht Riemensperger und der Bürgerinitiative eine Äußerung von Staatssekretärin Gisela Splett vom vergangenen Freitag, den 21. September.
Sie sagte uns, man wolle das Planfeststellungsverfahren nicht verfallen lassen,
Einen Plan, wie es weiter gehen könnte, habe sie ihm aber nicht verraten:
Wir wollen uns nicht abspeisen lassen mit halbherzigen Lösungen.