Weinheim, 26. Februar 2018. (red/pro) Seit Januar leitet Sven Lillig (38) die Stabsstelle Feuerwehr und Katastrophenschutz der Stadt Weinheim. Zuvor war er Kommandant der freiwilligen Feuerwehr Bad Schwalbach. Am 01. März löst Lillig dann Reinhold Albrecht als Kommandant der Feuerwehr ab – der hat heute Geburtstag und wird am 28. Februar in den Ruhestand verabschiedet, bleibt aber aktiver Feuerwehrmann.
Von Hardy Prothmann
Reinhold Albrecht darf als Legende bezeichnet werden. Über 40 Jahre ist er im aktiven Dienst, davon 20 Jahre als Kommandant. Der großgewachsene Weinheimer wirkt immer gelassen freundlich, aber präsent konzentriert und strahlt dadurch Autorität aus. Heute wird er 60 Jahre alt – unseren Glückwunsch!
In der Ruhe liegt die Kraft
„Ich trete hier in große Fußstapfen“, sagt Sven Lillig über seinen Vorgänger und der meint: „Der Sven passt da schon rein.“ Seit Jahresbeginn begleitet Reinhold Albrecht seinen Nachfolger im Amt, damit der Neustart reibungslos funktioniert:
Ab März ist er dann auch der Kommandant aller Wehren und ich ziehe mich erstmal zurück, damit klar ist, dass der Neue das Sagen hat. Später bin ich dann wieder als Feuerwehrmann im Einsatz.
Sven Lillig bringt es auf über 20 Jahre bei der Feuerwehr und arbeitete zuletzt als Projektingenieur für Brand- und Explosionsschutz bei Siemens. In Bad Schwalbach war er seit 2009 Stadtbrandinspektor der Feuerwehr – im Ehrenamt. Weinheim kennt er schon länger, von der Freizeitseite:
Ich gehe gerne in die Therme im Miramar.
Eine Wohnung in Weinheim hat er bereits zum Jahresende bezogen.
Die ruhig-konzentrierte Ausstrahlung hat er wie Reinhold Albrecht. Und er bringt etwas mit, was Albrecht sehr interessant findet:
Im Vergleich zu Baden-Württemberg sind die Hessen viel weiter, was die Standardisierung der Einsätze und Einsatzmittel angeht.
Neben den umfangreichen Zusatzqualifikationen bringt Sven Lillig dieses Wissen mit nach Weinheim. „Feuerwehrorganisationsverordnung“ heißt das bürokratische Wort, kurz FwOV.
Kommunikation ist einsatzentscheidend
Obwohl die Weinheimer häufig mit angrenzenden Wehren in Südhessen, hier vor allem Viernheim und Birkenau gemeinsame Einsätze haben, gibt es viel Optimierungsbedarf – beispielsweise bei der technischen Kommunikation: „In Hessen gibt es seit 2010 Digitalfunk. In Baden-Württemberg ist das noch ein „Projekt“. Kommunikation ist im Zweifel aber einsatzentscheidend“, sagt Lillig. Aktuell behilft man sich, indem die hessischen Wehren an der Landesgrenze noch die alten Geräte vorhalten oder die Weinheimer welche an die Kollegen ausleihen.
Ein großes Projekt wird irgendwann in den kommenden Jahren die Gesamtfeuerwehr Weinheim sein. „Ideen dazu gibt es seit 2003“, sagt Albrecht. Von der Fläche könnte der Standort der Abteilung Stadt ausgebaut werden – dafür braucht es zuvor aber den politischen Willen.
Rund 1.000 Einsätze pro Jahr
Die Abteilung Stadt hat 103 aktive Mitglieder, hinzu kommen die Wehren in Rippenweier, Ritschweier, Oberflockenbach, Sulzbach und Lützelsachsen/Hohensachsen. In Summe sind es 316 aktive Feuerwehrleute, davon 39 Frauen. Die Jugendfeuerwehr hat 157 Mitglieder, 58 davon sind in der Kindergruppe. Das Durchschnittsalter der Aktiven liegt bei rund 40 Jahren. Wie im Bundestrend melden sich immer weniger freiwillig: „Die Anerkennung und Förderung des Ehrenamts werden wir ausbauen müssen“, sagt Lillig, der aus eigener Erfahrung weiß, welche Herausforderung eine ehrenamtliche Tätigkeit bedeutet.
Rund 1.000 Einsätze leisten die Weinheimer Wehren pro Jahr, im vergangenen Jahr waren es 849 Feuerwehreinsätze (davon 128 Brände) und 137 Brandwachen: „Die Kollegen schaffen hier als Ehrenamtliche ganz enorm“, stellt der neue Chef respektvoll fest. Auf 13.000 Einsatzstunden bringen es die Freiwilligen – 42 Personen konnten gerettet werden. Reinhold Albrecht hat vor Jahren ein „Abrechnungssystem“ eingeführt. Auf Basis von angenommen 25 Euro Bruttostundenlohn ergibt das eine Kostenersparnis für die Stadt von rund 334.000 Euro.
Anm. d. Red.: Redaktionsleiter Hardy Prothmann bedankt sich stellvertretend für alle Mitarbeiter bei Reinhold Albrecht für eine stets ausgezeichnete Zusammenarbeit. Herrn Albrecht haben wir bei vielen Einsätzen als klugen, erfahrenen und kompetenten Einsatzleiter erlebt. Auch als Führungskraft, der die Balance zwischen Meinungsstärke und Loyalität gekonnt beherrscht. Als Ansprechpartner war er quasi immer erreichbar. Insbesondere schätzen wir seine Achtung vor dem Ehrenamt, aber auch dem Journalismus. Er hat die Feuerwehr Weinheim über zwei Jahrzehnte nicht nur hervorragend geleitet, sondern vorangebracht – auch, indem er Aufgaben an seine Abteilungskommandanten delegierte. Hier ist Ralf Mittelbach, Abteilungskommandant Stadt, insbesondere zu nennen, der aus unserer Sicht die weit und breit beste Öffentlichkeitsarbeit für eine freiwillige Feuerwehr aufgebaut hat. Dem neuen Kommandanten Sven Lillig wünschen wir ein gute Hand als neuem Kommandanten. Die erste Erfahrung mit ihm haben wir schon gemacht und freuen uns auf eine sehr gute Zusammenarbeit. Am 28. Februar wird Herr Albrecht durch Oberbürgermeister Heiner Bernhard und Hermann Schröder, Innenministerium, feierlich bei einem Empfang in der Stadthalle entlassen.
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Info kompakt:
Der gebürtige Wiesbadener Sven Lillig (38, ledig, keine Kinder) war Stadtbrandinspektor der Feuerwehr Bad Schwalbach und ist neuer Leiter der Stabsstelle Feuerwehr und Katastrophenschutz der Stadt Weinheim. Ab März löst er Reinhold Albrecht als Kommandant Feuerwehr Gesamt der sechs Abteilungen ab. 316 Feuerwehrleute sind im aktiven Dienst. Besondere Herausforderungen ergeben sich durch den Saukopftunnel und die umliegenden Autobahnen. Die Feuerwehr Weinheim ist häufig mit südhessischen Wehren gemeinsam im Einsatz – beispielsweise beim Großbrand in der Naturin gab es Unterstützung durch hessische Wehren.
Information der Feuerwehr Weinheim:
Der Aufgabenbereich Feuerwehr- und Katastrophenschutz ist beim Dezernat II der Stadtverwaltung Weinheim als Stabsstelle (II 03) angegliedert und teilt sich in die Aufgabenschwerpunkte:
a) Feuerwehrwesen
b) Katastrophenschutz
c) vorbeugender Brandschutz
Die organisatorische Leitung des Feuerwehrwesens erfolgt nach dem Feuerwehrgesetz Baden-Württemberg durch den/die jeweiligen Oberbürgermeister/in bzw. Bürgermeister/in einer Gemeinde. Unter dem Begriff Feuerwehr verbergen sich alle Tätigkeitsfelder die damit zu erfüllen sind. Die Freiwillige Feuerwehr Weinheim mit ihren sechs Abteilungsfeuerwehren und 330 aktiven Feuerwehrangehörigen, der Jugendfeuerwehr und der Altersabteilung sind unter der Führung eines Kommandanten zusammengeschlossen. Die Rechten und Pflichten der Feuerwehr regelt das Feuerwehrgesetz Baden-Württemberg, für die Weinheimer Feuerwehr hat der Gemeinderat der Stadt Weinheim eine Feuerwehrsatzung sowie eine Feuerwehrentschädigungssatzung verfasst.
Die zweite Säule beinhaltet den Katastrophenschutz der Stadt Weinheim. Aufgabenschwerpunkt ist hierbei die Koordination der Katastrophenschutzeinheiten (Deutsches Rotes Kreuz, Deutsche Lebensrettungsgesellschaft, freiwillige Feuerwehren einschl. der Werkfeuerwehren) innerhalb des Stadtgebietes der großen Kreisstadt Weinheim. Organisatorische und präventive Aufgaben im Katastrophenfall sowie die Erstellung von Risiko- und Gefährdungsanalysen und die Fortschreibung der Katastropheneinsatzpläne für die Stadt Weinheim sind die wesentlichen Arbeitsinhalte.
Beim vorbeugenden Brandschutz werden Aufgaben nach gesetzlichen Vorgaben der Landesbauordnung Baden-Württemberg sowie den einschlägigen Rechtsvorschriften wahrgenommen. Hauptarbeitsgebiet sind brandschutztechnische Stellungnahmen bei Bauvorhaben sowie die Durchführung von Brandverhütungsschauen in Betrieben, gewerblichen Einrichtungen und bei Behörden.