Heidelberg/Stuttgart/Rhein-Neckar, 24. Juli 2014. (red) Aktuell ist die Aufregung groß. Das Lager PHV sei völlig überfüllt, heißt es. „Haarsträubende Zustände“ schreibt die RNZ. Doch stimmt das? Bei einem differenzierten Blick nicht.
Von Hardy Prothmann
Auf dem Gelände der früheren US-Kaserne Patrick Henry Village (PHV) lebten 8.000 Menschen – aktuell sind es rund 2.500 Flüchtlinge. Es könnten hier also theoretisch drei Mal so viel Flüchtlinge untergebracht werden.
Von einer „völligen Überfüllung“ ist auf den ersten Blick überhaupt nichts zu sehen. Das Gelände ist sehr großzügig und weitläufig. Ganz im Gegenteil wirkt das Gelände eher „verlassen“, so groß ist es.

Großzügiges, weitläufiges Gelände – von „Überfüllung“ kann auf dem Gelände keine Rede sein.
Zu wenig Schlafräume
Doch die Überfüllung gibt es: Bei den Schlafplätzen. Deshalb sind aktuell noch rund 3oo Menschen im Offizierscasino des „Pavillon“ untergebracht. Hier reichen sich Feldstockbetten aneinander. Privatspähre ist hier kaum möglich – sozialer Stress durch die Enge der Unterbringung nicht von der Hand zu weisen.

Bettenlager im Offizierscasino. Voll belegt waren hier auf engstem Raum 400 Flüchtlinge untergebracht, aktuell sind es noch rund 300.
Warum nicht weitere Gebäude ertüchtigen?
Lösbar wäre das Problem innerhalb kürzester Zeit, wenn man weitere Gebäude ertüchtigen würde. Wie gesagt – das Gelände haben früher 8.000 Menschen bewohnt.
Verglichen mit dem Kreislager in Schweztingen ist PHV ein Paradis auf Erden und ganz sicher ein viel besserer Ort als die trostlose Massenunterkunft in Sinsheim oder in der Mannheimer Pyramidenstraße.
In Hamburg werden Zeltlager errichtet, um Flüchtlinge unterzubringen. Aktuell hat der Rhein-Neckar-Kreis bekannt gemacht, dass man die Kreissporthalle in Wiesloch zur Unterbringung von 200 Flüchtlingen nutzen will.
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In der „Zahnklinik“ ist die Verwaltung von PHV.
Not in my backyard
Warum ist aber die Aufregung so groß in Heidelberg und dem Stadtteil Kirchheim mit seinen 16.000 Einwohnern? Nicht der angebliche Platzmangel ist das Problem, sondern die Zahl der Flüchtlinge.
Not in my backyard – wenn es zutrifft, dann hier. Das Kasernengelände liegt weitab der Wohnbebauung von Kirchheim. Angeblich sind 3.000 Flüchtlinge zu viel für den Ort – dabei leben die nicht im Ort.

Polizisten im Gespräch mit Flüchtlingen.
Supermarkt und Dienstleistungen auf PHV?
Klar, sie kommen in den Ort, um dort einzukaufen. Sie laufen rein und wieder raus. Offenbar ist man vor Ort total überfordert mit dem Anblick so vieler dunkelhäutiger und fremd aussehender Menschen.
Klar ist auch – es gibt mit wachsender Zahl der Flüchlinge auch mehr Kriminalität. Die allerdings besteht überwiegend aus Diebstahlsdelikten. Auch das ist zu organisieren – es braucht mehr Polizei und andere Dienste, um den vielen neuen Menschen adäquat zu begegnen.
Selbstverständlich auch eine angemessene soziale Betreuung. Andere Forderungen wie ein Bus-Shuttle haben viele nicht zu Ende gedacht. Das wird noch mehr Flüchtlinge in den Ort und in die Stadt bringen, weil man dann bequem dorthin kommt und nicht den langen Fußweg nehmen muss.
Auf die Idee, auf dem PHV-Gelände Einkaufsangebote unterzubringen, also Getränke und Nahrungsmittelverkauf und sonstige Dinge des täglichen Bedarfs, ist man noch nicht gekommen. Warum eigentlich nicht? Warum nicht auch einen Frisör und andere Dienstleister auf das Gelände lassen?
Platz genug gibt es dafür.
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Leider nimmt nicht jeder seinen Müll mit.

Überfüllt?

Toilettenanlagen für die Flüchtlinge im Casino.

Info-Tafel mit Listen, wer zum Röntgen muss.
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Donnestagnachmittag 16:00 Uhr

Kleiderkammer.

Keiner macht die junge Frau an, obwohl die jungen Männer sie bemerkt haben.

Durch die Kleidung ist es hier und da ein wenig wie Afrika.

Kein Asylbewerber, sondern ein Amerikaner, der hier arbeitet und Späßchen macht.