Mannheim, 24. März 2017. (red/momo) Aktualisiert. Die turbulenten Szenen auf der Haupttribühne beim Spiel Waldhof Mannheim gegen Kickers Offenbach sorgen weiter für Unruhe. Zu Anzeigen beim Sportgericht kam es entgegen anders lautender Meldungen bisher aber nicht.
Von Moritz Bayer
Beide Seiten beharren auf ihrer Sichtweise. Während die Mannheimer sagen, Beweismaterial und zahlreiche Zeugenaussagen zu haben, welche die Provokationen der drei verletzten Offenbacher Spieler Daniel Endres, Maik Vetter und Robin Scheu untermauern, bleibt die Offenbacher Sichtweise anders: OFC-Geschäftsführer Christopher Fiori bekennt sich klar zu seinen Spielern und sagt, die entscheidenden Aggressionen wären von den Mannheimer Fans gekommen, man dürfe keinesfalls „die Opfer zu Tätern machen.“
Käme es wie von Offenbacher Seite angekündigt zu einer Anzeige beim Sportgericht, würde dieses zuerst eine Stellungnahme beider Seiten fordern und daraufhin die Ermittlungen aufnehmen. Bisher ist dies aber – entgegen einiger vorschneller Medienberichte – nicht geschehen.
Seit der Saison 2012/2013 ist die vierthöchste deutsche Spielklasse in fünf Regionalligen (Bayern, Südwest, West, Nord und Nordost) unterteilt. Deren Leitung obliegt den jeweiligen Landes- oder Regionalverbänden, also nicht mehr dem DFB. Ebenso fallen dann auch die Themen der Schiedsrichteransetzungen und der Sportgerichtsbarkeit in deren Aufgabenbereich.
Das letzte Wort läge beim Sportgericht
In unserem Fall ist das der Fußball-Regionalverband Südwest, der sich in der Regionalliga Südwest GbR organisiert hat. Das Sportgericht wird derzeit vom Vorsitzenden Dr. Andreas Pitz geleitet. Ihm stehen Stellvertreter Achim Kroth, sowie Helmut Konrad und Matthias Schweitzer zur Seite. Nach den tragischen Todesfällen zweiter Mitglieder des Sportgerichts im Februar werden in absehbarer Zeit aus den Verbänden Südbaden und Hessen zwei weitere Sportrichter nominiert, die dann aber zuerst von der Gesellschafterversammlung eingesetzt werden müssen.
Trotz weitreichender Befugnisse – es gibt keine übergeordnete Instanz zum Sportgericht – ist Stand jetzt nicht mit drastischen Maßnahmen zu rechnen. Vielmehr wäre Felix Wiedemann, der stellvertrende Leiter der Regionalliga Südwest, froh, wenn sich die Situation auch ohne Eingreifen des Verbandes lösen ließe:
Am besten wäre es, die Vereine würden sich untereinander einigen, wir wollen natürlich kein weiteres Öl ins Feuer gießen. Momentan können wir erstmal nur abwarten,
sagt er.
Von Mannheimer Seite wird übrigens aus Eigeninitiative nichts weiteres geschehen, wie uns Pressesprecher Domenico Marinese auf Anfrage mitteilte. Sollten die Offenbacher mit der angekündigten Anzeige doch noch ernst machen, würde man natürlich kooperieren (müssen). Auch hier kann es also nur heißen: Abwarten.
Aktualisierung, 24. März, 14:40 Uhr:
Die Polizei teilte uns auf Anfrage mit, dass sie am Montag Kenntnis von den Vorfällen erhalten hat und ermittelt. Aktuell liegen keine Strafanzeigen vor. Beleidigungen beispielsweise wären ein Antragsdelikt – ohne Anzeige also keine Strafverfolgung. Anders sieht es bei gemeinschaftlich begangener Körperverletzung aus. Dies wäre ein sogennantes Offizialdelikt – hier ermittelt die Polizei unabhängig von Strafanzeigen. Weiter ist die Polizei verpflichtet, mögliche Straftaten zu verfolgen, was sie mit ihren Ermittlungen auch tut. Aktuell ist aus Sicht der Polizei völlig unklar, wer Täter und wer Opfer ist und wie das Geschehen im Einzelnen abgelaufen ist. Dementsprechend hält man sich bedeckt, weil aktuell Beweismittel ausgewertet und mögliche Zeugen vernommen werden. Ein Ersuchen an die Offenbacher Polizei zur Ermittlung der beteiligten Opfer/Täter ist gestellt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt (noch) nicht in der Sache.