Rhein-Neckar/Berlin. (red/pro) Aktualisiert und ergänzt. “Das Papier “Wie wir COVID-19 unter Kontrolle bekommen” wurde unter Mitwirkung des BMI im März 2020 durch externe Wissenschaftler erarbeitet. An der Erstellung des Papiers wirkten Experten aus den einschlägigen Bereichen (unter anderem Gesundheitswesen, Krisenmanagement, Verwaltung und Wirtschaft) mit. Das Papier wurde mit dem Ziel erarbeitet, unterschiedliche Szenarien der Ausbreitung des Coronavirus zum Zeitpunkt der Papiererstellung zu analysieren – unabhängig von der Wahrscheinlichkeit ihres Eintritts. Neben den fortlaufend weiterentwickelten Lagebildern sowie zahlreichen Berichten und Auswertungen floss auch das Dokument in die Diskussion über den weiteren Umgang mit der Corona-Pandemie.”
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Am 24. Dezember stellen wir Ihnen die Inhalte vor, die Sie dann in diesem Text nachlesen können. Kleiner “Vorgeschmack”.
“Um die gewünschte Schockwirkung zu erzielen, müssen die konkreten Auswirkungen einer Durchseuchung auf die menschliche Gesellschaft verdeutlicht werden:
- Viele Schwerkranke werden von ihren Angehörigen ins Krankenhaus gebracht, aber abgewiesen, und sterben qualvoll um Luft ringend zu Hause. Das Ersticken oder nicht genug Luft kriegen ist für jeden Menschen eine Urangst. Die Situation, in der man nichts tun kann, um in Lebensgefahr schwebenden Angehörigen zu helfen, ebenfalls. Die Bilder aus Italien sind verstörend.”
Aktualisierung und Ergänzung, 24. Dezember 2020.
Handelt es sich um ein Staatsversagen oder ein Medienversagen oder beides? Das zunächst als “VS” (Verschlusssache) deklarierte Papier “Wir wir COVID-19 unter Kontrolle bringen” wurde ohne jegliche Nennung der Mitwirkenden beim Bundesministerium des Innern erstellt. Es enthält keine Fußnoten, keine Literaturangaben – überhaupt nichts, was man üblicherweise erwarten könnte, dafür aber sehr klar Aussagen wie:
“Um die gewünschte Schockwirkung zu erzielen, müssen die konkreten Auswirkungen einer Durchseuchung auf die menschliche Gesellschaft verdeutlicht werden:
1) Viele Schwerkranke werden von ihren Angehörigen ins Krankenhaus gebracht, aber abgewiesen, und sterben qualvoll um Luft ringend zu Hause. Das Ersticken oder nicht genug Luft kriegen ist für jeden Menschen eine Urangst. Die Situation, in der man nichts tun kann, um in Lebensgefahr schwebenden Angehörigen zu helfen, ebenfalls. Die Bilder aus Italien sind verstörend.
2) “Kinder werden kaum unter der Epidemie leiden”: Falsch. Kinder werden sich leicht anstecken, selbst bei Ausgangsbeschränkungen, z.B. bei den Nachbarskindern. Wenn sie dann ihre
Eltern anstecken, und einer davon qualvoll zu Hause stirbt und sie das Gefühl haben, Schuld daran zu sein, weil sie z.B. vergessen haben, sich nach dem Spielen die Hände zu waschen, ist
es das Schrecklichste, was ein Kind je erleben kann.
3) Folgeschäden: Auch wenn wir bisher nur Berichte über einzelne Fälle haben, zeichnen sie doch ein alarmierendes Bild. Selbst anscheinend Geheilte nach einem milden Verlauf können
anscheinend jederzeit Rückfälle erleben, die dann ganz plötzlich tödlich enden, durch Herzinfarkt oder Lungenversagen, weil das Virus unbemerkt den Weg in die Lunge oder das Herz
gefunden hat. Dies mögen Einzelfälle sein, werden aber ständig wie ein Damoklesschwert über denjenigen schweben, die einmal infiziert waren. Eine viel häufigere Folge ist monateund wahrscheinlich jahrelang anhaltende Müdigkeit und reduzierte Lungenkapazität, wie dies schon oft von SARS-Überlebenden berichtet wurde und auch jetzt bei COVID-19 der Fall
ist, obwohl die Dauer natürlich noch nicht abgeschätzt werden kann.”
Nur wenige Medien haben die Existenz dieses “Papiers” aufgegriffen – nur ein paar AfD-Abgeordnete hatten eine kleine Anfrage an die Bundesregierung gestellt (Drucksache 19/19459). Dabei bleibt dieses “Strategiepapier” aktuell – viele der getroffenen Maßnahmen werden darin beschrieben und daraus lässt sich ableiten, was in den kommenden Monaten folgen wird:
“Großflächiges Testen vermittelt den von Ausgangsbeschränkungen betroffenen Bürgern ein aktives Krisenhandeln des Staates. Wir müssen von der Methode «Wir testen, um die Lage zu bestätigen» zur Methode «Wir testen, um vor die Lage zu kommen» wechseln (das belegt Südkorea eindrucksvoll). Eine zentrale Erfassung aller durchgeführten und zukünftig erfolgenden Tests ist unabdingbar. Eine Bestimmung der nationalen Testkapazität (Kapazitäten an Tests, med. Personal zur Durchführung, Auswertung) und deren größtmögliche Erhöhung sind überfällig. Dies erlaubt eine mit allen Bürgern geteilte Beobachtung der Ausbreitung und Eindämmung. Ein der Lage angemessenes und schrittweises Eingreifen in wirtschaftliche und gesellschaftliche Abläufe wird dadurch erst ermöglicht und die Akzeptanz und Sinnhaftigkeit von freiheitsbeschränkenden Maßnahmen erhöht.” (Anm. d. Red.: Fettung im Papier)
Es geht also darum, den starken Staat zu vermitteln, um den Willen der Bürgerinnen und Bürger zu brechen. Denn:
“Sollten die hier vorgeschlagenen Maßnahmen zur Eindämmung und Kontrolle der Covid-19-Epidemie nicht greifen, könnten im Sinne einer „Kernschmelze“ das gesamte System in Frage gestellt werden. Es droht, dass dies die Gemeinschaft in einen völlig anderen Grundzustand bis hin zur Anarchie verändert.”
Das Papier beschreibt drei Szenarien: Den “Worst Case”, “Dehnung” sowie “Hammer and Dance”. Der schlechteste Fall würde einen totalen Zusammenbruch des Systems bedeuten, die Holzhammer und Tänzel-Methode den geringsten Schaden – mit 12.000 Toten. Das wurde versucht und nicht erreicht. Es sind aktuell bereits doppelt so viele Tote zu verzeichnen, die “an oder mit” Covid-19 verstorben sind.
Also bleibt vorerst eine Mischung aus Dehnung und Holzhammer.
“Das würde dem Rest der Volkswirtschaft wieder eine rasche Rückkehr in annähernden Normalbetrieb erlauben und die Aussicht eröffnen, dass diese Krise nicht größer wird als die Wirtschafts- und Finanzkrise 2009. Es wäre natürlich am besten, könnte man diese zweite Stufe sofort einleiten und so volkswirtschaftliche Verluste vermeiden. Aber das ist nicht möglich, die Testkapazitäten müssen erst aufgebaut werden. So lange das nicht geschehen ist, bleibt nur der „Holzhammer“ („The Hammer“) der starken sozialen Distanzierung, ungeachtet des genauen Infektionszustands aller Betroffenen.”
Interessant ist, dass im gesamten Strategiepapier kein einziges Mal irgendein Wort fällt, dass den Stamm “impf” in sich trägt. Warum ist das so? Haben die beteiligten “Strategen” schlichtweg übersehen, dass mehrere Unternehmen an einem Impfstoff, einem sogenannten Vakzin” arbeiten? Oder war an in der Frühphase im März 2020 gedanklich noch nicht so weit? Was für Experten sind das, die so fahrlässig denken? Wie durchdacht sind derart entwickelte Strategien?
Klar ist mittlerweile, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) besseres zu tun hatte, als konsequent zu handeln und vor allem die “vulnerablen Gruppen”, also Alte und Vorerkrankte zu schützen – die sterben gerade wie die Fliegen in Altenheimen oder Krankenhäusern.
Statt konsequent in Schutz zu investieren, setzt der Staat weiterhin auf Angst – denn die soll gefügig machen. Und der Großteil des Medienbetriebs, ob öffentlich-rechtlich oder privat macht mit. Kein Wunder, sind doch “Bad News” die “Good News” aus der Logik der Medien.
Im Papier beschreibt die “Dehnung” einen Zeitraum von sieben Monaten mit 220.000 Toten. Beides trifft nicht zu. Der Zeitraum beträgt nun schon gut neun Monate, die Zahl der Todesfälle ein Zehntel der Annahme – bis jetzt. In den kommenden Monate wird diese Zahl deutlich ansteigen und der Dehnungszeitraum wird sich mindestens verdoppeln.
Was bleibt, werden die aktuellen und weitere Freiheitsbeschränkungen sein – verbunden mit der Hoffnung, dass durch hohe Impfquoten bis 2022 eventuell die Rückkehr in ein “normales” Leben möglich sein wird – davon steht aber nichts in dem Papier.
Unbekannt ist auch, ob dieses Papier weitergeschrieben wurde oder ein neues Papier erarbeitet worden ist. Davon muss man ausgehen – doch öffentlich bekannt ist bislang nichts davon. Auch nicht, welchen Erfolg sich die Bundes- und Landesregierungen von den demnächst anlaufenden Impfungen versprechen – zu befürchten ist, dass es auch hier wieder zu einem Versagen der Behörden kommt – nicht, weil in den Behörden nur Idioten arbeiten, sondern weil die politischen Entscheider nicht die richtigen Entscheidungen treffen.