Mannheim, 19. Oktober 2019. (red/pro) Mit einer massiven Berichterstattung zu angeblich neuen Fakten zum Skandalspiel SV Waldhof 07 gegen KFC Uerdingen vor über einem Jahr, das mit einem Spielabbruch und viel Ärger für den SVW07 endete, hat die Lokalzeitung Mannheimer Morgen sehr viele Menschen gegen sich aufgebracht. Und ebenso den „Medienpartner“ SVW07, der mit deutlichen Stellungnahmen auf die „unsaubere journalistische Berichterstattung“ deutlich reagiert. RNB hat die Causa „Desaster“ nochmals aufgearbeitet. Es gibt keine neuen Fakten zum Relegationsspiel – nur „alternative Interpretationen“, die wenig mit harten Faken zu tun haben.
Unser Faktencheck listet zunächst Zitate aus verschieden Artikeln der Lokalzeitung Mannheimer Morgen vom 14. September 2019 auf. Diese Fundstellen beziehen sich auf Texte, die online auf Morgenweb.de abgerufen werden können. Weiter listen wir einen Fragenkatalog auf, der von RNB an die Polizei gesendet und beantwortet worden ist. Im dritten Teil kommentiert Hardy Prothmann, was vom „journalistischen Foulspiel“ zu halten ist.
Von Hardy Prothmann
Neben der Geschäftsführung des SVW07 und der Stadt Mannheim stand vor allem die Polizei im negativen Rampenlicht der Lokalzeitung Mannheimer Morgen. Die These: Die Polizei wusste „frühzeitig“ über fehlende Ordner Bescheid, hat nichts unternommen und entziehe sich bis heute der Verantwortung: „Vor dem Anpfiff wusste die Polizei über die Unterbesetzung der professionellen Ordner Bescheid“, beginnt der Vorspann eines Textes einer doppelseitigen Berichterstattung am 14. September 2019. Das Thema nimmt die Zeitung sogar auf die Titelseite dieser Ausgabe und schreibt: „Beim Fußball-Aufstiegsspiel zur Dritten Liga zwischen dem SV Waldhof Mannheim und KFC Uerdingen am 27. Mai 2018 hat es schon vor dem Anpfiff Sicherheitsmängel im Stadion gegeben. Das ergaben Recherchen dieser Zeitung. Demnach war sowohl der Einsatzleiter der Polizei als auch der Geschäftsführer des SVW vor dem Anpfiff des Drittliga-Aufstiegsspiels vor fast 25 000 Zuschauern im Mannheimer Carl-Benz-Stadion über eine Unterbesetzung des Sicherheitsdienstes im Stadion im Bilde – ohne entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten.“
In der zweiten Schlagzeile auf dem Titel heißt es: „FUSSBALL WARNUNGEN VOR DEM AUFSTIEGSSPIEL DES SV WALDHOF GEGEN UERDINGEN IM MAI 2018 WURDEN NICHT ERNST GENUG GENOMMEN.“ Doch liest man den Artikel, heißt es „verschiedene Quellen“, „Forderungen von anderer Seite“. Harte Fakten, Belege oder klar benannte Personen tauchen nicht auf. „Vor dem Spiel“ ist die Kernthese, auf die sich diese „Berichterstattung“ stützt. „Vieles spricht nach Recherchen dieser Zeitung dafür, dass mehrere Entscheidungsträger schon vor dem Spiel darüber Bescheid wussten.“ Die Zeitung stellt steile Tatsachenbehauptungen auf: „„MM“-Recherchen haben nun ergeben, dass sich bis heute Führungskräfte von Verein und Polizei den Konsequenzen ihres Handelns öffentlich entziehen.“
Die Frage ist: Wer hat wen wann informiert? Und diese Antwort lag der Zeitung nach RNB-Recherchen auch vor. Polizeioberrat Frank Hartmannsgruber hat, wie die Polizei RNB nochmals bestätigt, „unmittelbar vor dem Spielbeginn “ erfahren, dass es zu wenige Ordner im Stadtion gab. Zu diesem Zeitpunkt waren schon der Großteil der rund 25.000 im Stadion oder auf dem Weg dahin. „Unmittelbar“ heißt etwa eine Stunde, vielleicht auch eineinhalb Stunden. Auf jeden Fall ein Zeitpunkt, an dem man keine Vorplanung mehr vornehmen kann, sondern mit den Umständen zurechtkommen muss. Und das hat der sehr erfahrene und entscheidungsstarke Polizeioberrat denn auch gemacht.
Noch in der ersten Halbzeit schickt er einen Einsatzzug auf die WEST-Tribüne, nachdem es dort zu Handgreiflichkeiten zwischen Uerdinger und Waldhöfer Fans gekommen war. Die Maßnahme sitzt, die Ordnung ist wiederhergestellt. Zwar gab es hier Körperverletzungen, aber soweit bekannt, keine schweren. 320 Polizeibeamte der Polizeipräsidien Mannheim und Einsatz sind vor Ort. 50 Bundespolizisten im Bahnhof. Die Zeitung schreibt: „Eigene Maßnahmen trifft die Polizei, die nach eigenen Angaben mit rund 370 Einsatzkräften vor Ort ist, zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Was sich in der 32. Spielminute schlagartig ändert. Als Patrick Mayer für den SV Waldhof den Ausgleich erzielt und Uerdingen-Fans auf der Westtribüne die Zäune überwinden, suchen Ordner das Weite. Ein angeforderter Einsatzzug der Bundespolizei greift ein.“
Die Zeitung übersieht vollständig, dass der Einsatz von 320 Beamten eine erhebliche „eigene Maßnahme“ ist und offenbar ist dort nicht bekannt, dass die Polizei für die Ordnung im Stadion erstmal nicht zuständig ist – das sind der Verein und der Ordnungsdienst. Und offenbar sind polizeiliche Strukturen dieser Lokalzeitung völlig unbekannt: Kein Bundespolizist hat eingegriffen und schon gar kein „Einsatzzug der Bundespolizei“. Die ist für den Bahnhof und die Schienenverkehrswege zuständig. In der Stadt liegt die Zuständigkeit bei der Landespolizei.
Und selbstverständlich hatte Frank Hartmannsgruber „eigene Maßnahmen“ längst ergriffen und den Einsatzzug strategisch hinter der „WEST“ postiert, so dass dieser auch schnell eingreifen konnte, als es nötig wurde. Insgesamt setzt die Polizei auf Deeskalation und hält sich zurück – wie das auch für das heutige Spiel gegen Halle nochmals deutlich angekündigt worden ist.
Weiter erzeugt die Berichterstattung den Eindruck, im Stadion sei es zu einer erheblichen Anzahl von Verletzten gekommen. Dies trifft nicht zu. Die meisten Verletzten gab es nach Spielabbruch vor dem Stadion, als gewaltbereite Waldhof-„Fans“ die Polizei angegriffen. Die meisten Verletzten gab es bei dieser Gruppe, aber auch vier verletzte Polizisten, einer davon schwer: Er wurde mit einer Tischplatte an den Kopf beworfen, ohne seinen Helm hätte er vermutlich sein Leben verloren.
Insgesamt wird gegen 110 Tatverdächtige ermittelt, 97 davon sind bekannt, teils schon verurteilt. Während die Zeitung ihren „Recherche“-Fokus auf Polizei, Stadt und Verein richtet, gibt es keinerlei Recherchen zu den Gewalttätern, die in Wahrheit verantwortlich für die Randale sind, die zunächst im Stadtion begangen und dann „in der dritten Halbzeit“ draußen fortgeführt worden sind. Warum stellt die Lokalzeitung hier keine einzige Frage zu deren „Verantwortung“?
Immer wieder rekurriert die Lokalzeitung auf die Tatsache, dass es keine Polizei in der OST-Kurve gab und schreibt: „Dies hätte laut dem damaligen Polizeipräsidenten Thomas Köber „in jedem Fall zu Körperverletzungen auf beiden Seiten“ sowie zu „Vorwürfen hinsichtlich unangemessener Polizeihärte“ geführt, wie Erster Bürgermeister und Sicherheitsdezernent Christian Specht auf Anfrage unter Bezugnahme auf das Polizeieinsatzprotokoll erklärte.“ Weiß die Lokalzeitung so gar nichts über Fußballspiele? Selbstverständlich steht die Polizei nicht zwischen Hardcore-Fans, weil die das immer als willkommene Provokation werten. Wenn man jede Menge schwer verletzte Personen haben will, dann stellt man solche Forderungen. Und mit den Quellen nimmt es die Lokalzeitung auch nicht so genau. RNB wunderte sich, dass ein Erster Bürgermeister Christian Specht aus dem Einsatzprotokoll der Polizei zitiert haben soll. Stimmt das? Stimmt nicht, wie unsere Nachfrage bei der Polizei ergab.
Fragen und Antworten
1. Wie viele Polizeibeamte waren eingesetzt: Insgesamt, im Stadion, außerhalb sowie Bundespolizei?
Es waren insgesamt rund 370 Beamte im Einsatz. Davon ca. 50 von der Bundespolizei. Die Anzahl der im Außen- und im Innenbereich eingesetzten Kräfte variierten im Laufe des Einsatzes, sodass hierzu keine explizite Aussage getroffen werden kann.
2. Haben Sie ein zwei Beispiele von Spielen in 2018, wo eine ähnliche Anzahl Beamter im Einsatz war (auch bei anderen Clubs)?
In den beiden Jahren zuvor gab es bereits ähnlich Konstellationen, sprich, der SV Waldhof hatte sich für die Relegationsspiele zum Aufstieg in die 3. Liga qualifiziert. Die polizeilichen Einsatzlagen waren mit der Begegnung SV Waldhof-KFC Uerdingen vergleichbar. Der Kräfteansatz war vergleichbar, ohne näher ins Detail gehen zu können.
3. Von welchen Präsidien waren die Beamten im Einsatz?
Unsere Kräfte rekrutieren sich grundsätzlich immer aus dem Pool des Polizeipräsidiums Mannheim, insbesondere der Einsatzzüge Mannheim und Heidelberg sowie aus dem des Polizeipräsidiums Einsatz.
4. Laut Mannheimer Morgen war die Bundespolizei auch im Stadion im Einsatz. Trifft das zu?
Die Bundespolizei kam nicht im Stadion zum Einsatz.
5. Mussten weitere Kräfte angefordert werden oder war die Zahl der Kräfte die, die Einsatzleiter Hartmannsgruber geplant hatte?
Es wurden keine weiteren Kräfte angefordert.
6. Laut Mannheimer Morgen hat man den Eindruck, dass die Polizei sehr frühzeitig wusste, dass der Sicherheitsdienst unterbesetzt ist. Wann genau hat Herr Hartmannsgruber diese Information erhalten?
Herr Hartmannsgruber hatte kurz vor Beginn der Partie über das Unterschreiten der vereinbarten Anzahl des Sicherheitsdienstes erfahren. Wer dies mitteilte, ist nicht mehr bekannt.
7. Waren Beamte auf der OST im Einsatz? Wenn nein, warum nicht?
Auf der „Ost“ waren keine Beamte im Einsatz, weder vor noch während des Spiels. Das Eskalationsrisiko ist einfach zu hoch. Ein Einsatz im Block selbst, z.B. zur Verhinderung des Zündens von Pyrotechnik ist in dieser Situation schon aus Verhältnismäßigkeitsgründen – in Kauf nehmen schwerster Verletzungen auf beiden Seiten (Polizei und Fans) – nicht angezeigt.
8. Waren Beamte auf der WEST im Einsatz, ab wann und wie viele?
Nachdem die Einsatzleitung erfahren hatte, dass der Sicherheitsdienst auf der „West“ unterbesetzt war, wurde der Sicherheitsbeauftragte angewiesen, dafür zu sorgen, das Personal in der „West“ zu verstärken, was nicht geschah. Deshalb wurden Einsatzkräfte der Polizei in den Block beordert, um schließlich noch während der ersten Halbzeit die Auseinandersetzungen der Uerdinger und Waldhöfer Fans zu unterbinden. Dies gelang auch schnell, da die Polizeikräfte – ein ganzer Zug, rund 30 Beamte – bereits hinter dem Block zur Intervention bereit standen.
9. Wie viele Personen wurden während des Spiels im Stadion verletzt?
Die genaue Anzahl kann nicht beziffert werden. Es waren Fans aus Uerdingen, Waldhof-Fans und Kräfte des Sicherheitsdienstes. Uns wurden zunächst lediglich rund zehn Verletzte bekannt.
10. Wie viele außerhalb nach dem Spiel?
Wie viele Verletzte es letztendlich gab, ist der Polizei nicht bekannt. Dazu liegen keine verlässlichen Zahlen vor. Zunächst waren 45 verletzte Personen bekannt, was auch über eine Pressemitteilung kommuniziert wurde. Allerdings stieg die Zahl insgesamt bestimmt gegen 100. Dies war vor allem auch eine Folge der Auseinandersetzungen mit Waldhof-Fans nach dem Spiel außerhalb des Stadions.
11. Wie viele verletzte Personen waren unbeteiligte Dritte?
Unbeteiligte Dritte dürfte es nur wenige gegeben haben. Wenn überhaupt, dann als Folge von Pyrotechnik und des Einsatzes von Pfefferspray.
12. Wie viele Fans von Uerdingen/Waldhof und wie viele Polizeibeamte?
Die Mehrzahl der Verletzten waren Waldhof-Fans. Insgesamt wurden vier Beamte verletzt, einer davon schwer.
13. Wie viele Personen wurden schwer verletzt, Aufteilung wie Fragen vorher?
Die Anzahl möglicher Schwerverletzter – Abtransport in Kliniken – ist uns nicht bekannt.
14. Wie viele Straftaten und welcher Art konnten festgestellt werden?
Es wurden gegen 97 bekannte und gegen 13 noch unbekannte Tatverdächtige Ermittlungen eingeleitet: Im Einzelnen:
Bekannt:
- (Schw.) Landfriedensbruch: 5
- Widerstand u. tätlicher Angriff: 13
- Körperverletzung inkl. Versuch: 4
- Gef. Körperverletzung inkl. Versuch: 19
- Beleidigung: 43
- Verst. Versammlungsgesetz: 11
- Verst. Sprengstoffgesetz: 1
- Vers. Gefangenenbefreiung: 1
- Unbekannt:
- Gef. Körperverletzung: 5
- Verst. Versammlungsgesetz: 2
- Sachbeschädigung: 3
- Schw. Landfriedensbruch: 1
- Beleidigung: 1
- Tätlicher Angriff: 1
15. Wie viele Tatverdächtige konnten ermittelt werden?
Siehe Frage 14.
16. Gehören die Tatverdächtige eher zum Waldhof-Lager oder zu Uerdingen?
Die große Mehrheit der Tatverdächtigen waren Waldhof-Fans.
17. Wurden Personen in Gewahrsam genommen/verhaftet? Wie viele während des Geschehens, wie viele später?
Während und nach der Spielphase wurden zunächst zehn Personen festgenommen. Im Nachgang – bei Spielen des SV Waldhof in der nachfolgenden Saison – wurden weitere 15 Personen vorläufig festgenommen.
18. Laut Mannheimer Morgen soll jemand bei der Polizei geäußert haben „der Kampf in der Ost ist ohnehin nicht zu gewinnen“?
Diese Aussage wurde während des Spiels nicht getroffen.
19. Laut Mannheimer Morgen hat Herr Specht aus dem Einsatzprotokoll zitiert – erfolgte hier eine Absprache mit der Polizei durch Herrn Specht?
Herr Specht hat nicht aus dem Einsatzprotokoll zitiert, sondern aus dem Protokoll des Sicherheitsgesprächs, das wenige Tage nach dem Spiel ohne Anwesenheit des Einsatzleiters stattfand. Das Zitieren erfolgte mit Kenntnis der Polizei.
20. Konnte ermittelt werden, wie die Pyrotechnik ins Stadion gekommen war?
Nein. Es wird vermutet, dass zumindest ein Teil der Pyrotechnik bereits vor dem Spiel ins Stadion gelangte.
21. Laut Mannheimer Morgen war von Polizei „auf der OST nichts zu sehen“. Trifft das zu, wenn ja, warum?
Siehe Frage 7. Allerdings waren Kräfte außerhalb des Blocks positioniert.
22. Laut Mannheimer Morgen entziehe man sich „den Konsequenzen Ihres Handelns öffentlich“? Trifft der Vorwurf zu? Gab es eine Aufarbeitung des Einsatzes? Wurden dabei Fehler festgestellt? Welche Maßnahmen wurden seither getroffen?
Der Vorwurf, dass sich die Polizei den Konsequenzen ihres Handelns entziehe, weisen wir von uns. Auch den Vorwurf der Mitverantwortung für den Spielabbruch, der eindeutig von den Waldhof-Fans auf der Ost-Tribüne provoziert wurde, weisen wir eindeutig von uns. Dem Eindruck, die Polizei könnte durch falsche oder unterlassene Entscheidungen mitverantwortlich für die Eskalationen sein, die letztendlich zum Spielabbruch führten, treten wir entschieden entgegen. Durch besonnenes Verhalten, aber auch entschiedenes Einschreiten der Beamten in vielen Situationen vor, während und nach dem Spiel, wurde Schlimmeres verhindert.
Grundsätzlich wird im Nachgang jeder Polizeieinsatz selbstkritisch nachbereitet. Darüber hinaus wurde beim Polizeipräsidium Mannheim eine Ermittlungsgruppe hinsichtlich festgestellter und noch zu ermittelnder Straftaten/Tatverdächtiger eingerichtet. Wenige Tage nach dem Spiel wurde ein Sicherheitsgespräch durchgeführt, an dem unter anderem Vertreter der Stadt, der Polizei und des Vereins beteiligt waren. Dabei erfolgten nach einer Schwachstellenanalyse weitreichende Veränderungen baulicher Natur sowie innerhalb des Organisationsablaufs.
23. Kann die Polizei ein Fußballspiel absagen oder von sich aus beenden? Wenn ja, bei welchen Umständen?
Das Spiel kann grundsätzlich nur vom Schiedsrichter abgebrochen werden. Dies darf er bei…
einem Vergehen oder aus einem anderen Grund nach seinem Ermessen zu unterbrechen, vorübergehend auszusetzen oder ganz abzubrechen,
jedem Eingriff von außen zu unterbrechen, vorübergehend auszusetzen oder ganz abzubrechen.
Bevor ein Spielabbruch erfolgt, muss er alle zumutbaren Mittel der Spielfortsetzung ausschöpfen.
Das Angebot des Einsatzleiters an den Schiedsrichter, Absprachen vor dem Spiel zu treffen, wie dies bereits in den beiden zurückliegenden Relegationsspielen der Fall war, wurde zunächst nicht angenommen.
Während des Halbzeitgesprächs in der betreffenden Partie wurde zunächst ein vorläufiges Resümee über die Vorspielphase, die erste Spielphase sowie alle möglichen Szenarien der weiteren Spielphase und der Nachspielphase besprochen. Ein Spielabbruch wurde zu diesem Zeitpunkt nicht in Erwägung gezogen, da, nach Bewertung der Einsatzleitung, ein Spielabbruch ein wesentlich höheres und nicht kalkulierbares Eskalationsrisiko gehabt hätte, als das Spiel fortzuführen. Auch ein Spiel wegen zu geringen Sicherheitspersonals nicht anzupfeifen oder wegen den in der Halbzeit gegebenen Umständen sowie der absehbaren Niederlage ist keine Begründung ein Spiel abzubrechen.
24. Gibt es aus Sicht der Polizei zu diesem Geschehen irgendwelche neuen Erkenntnisse, die eine „Aufarbeitung benötigen“ oder gar Ermittlungen auslösen?
Es liegen uns keine neueren Erkenntnisse vor, die eine nochmalige Aufarbeitung oder eine Fortsetzung der Aufarbeitung bedürfen. Dazu ist nicht nur eine zu lange Zeit vergangen, sondern es gab bereits eine Vielzahl von Polizeieinsätzen bei Risikospielen in den vergangenen Spielzeiten und in der laufenden Saison.
25. Hinweis: Zu allen Fragen, in denen der Mannheimer Morgen thematisiert wird, bitte ich um Hinweis, ob die Antworten auf unsere Fragen in gleicher oder ähnlicher Form dem Mannheimer Morgen vor dessen Berichterstattung vorlagen.
Der Mannheimer Morgen hatte Fragen in ähnlicher Form gestellt. Sie wurden allesamt schriftlich beantwortet. Darüber hinaus gab es bei einzelnen Unklarheiten weitergehende mündliche Erläuterungen.
Kommentar
Wer keine Ahnung von Spielregeln hat oder vorsätzlich bereit ist, Foul zu spielen, sollte erst gar nicht auf den Platz gehen. Das gilt nicht nur für den Sport, sondern auch für den Journalismus. In Zeiten von Fake News und „Lügenpresse“-Rufern ist die gesamte professionelle Branche sehr gut beraten, auf hohem Niveau zu zeigen, warum Qualitätsjournalismus wichtig für die Gesellschaft ist und vor allem, dass man sich auf die Inhalte verlassen kann.
Bei der Lokalzeitung Mannheimer Morgen ist das in erheblichem Maße immer fragwürdiger, aber ebenso wie gewaltbereite Fans im Fußball kein neues Phänomen. Ob die Relotius-Affäre beim Spiegel, die Hatz und Vorverurteilung eines Wettermodertors oder aktuell eine „Kundin“ im ZDF, die sich über „AfD-Hirse“ auslässt und in Wirklichkeit eine grüne Bundestagsabgordnete ist. Einerseits mangelt es vielen Medien an einem inhaltlichen Qualitätsmanagement, andererseits verbreitet sich zunehmend die Haltung, dass man Dinge erfindet, unscharf macht oder weglässt, was eine These unbrauchbar machen könnte. Man überlegt sich, was sein könnte und „recherchiert“ dann das, was zur These passt, den Rest lässt man weg.
So die Doppelthese zu diesem Fußballspiel: Es habe „vorher“ Warnungen gegeben und keiner habe reagiert. Und danach habe sich niemand „verantwortlich gezeigt“. Beides ist völliger Quatsch. Wenn ein Einsatzleiter eine Stunde vor einem Spiel erfährt, dass es Sicherheitsmängel gibt, dann trifft zwar zu, dass dies „bekannt war“, aber eben eine Stunde vorher und da bleibt keine Zeit mehr, irgendetwas an den Gegebenheiten zu verändern. Richtig ist vielmehr, dass es dank der umsichtigen Einsatzleitung von Frank Hartmannsgruber bei den Verletzten überwiegend die getroffen hat, die in Wahrheit verantwortlich für die eskalierende Gewalt sind, nämlich die gewaltbereiten „Fans“, die tatsächlich nur asoziale Typen sind.
Selbstverständlich hat man Konsequenzen aus den Randalen gezogen. Baulicher Art, es wurde die Videoüberwachung umfassend erweitert, die Polizei hat gegen über 100 mutmaßliche Straftäter ermittelt, diese werden der Justiz zugeführt und ganz sicher ist die Polizei auf alle Spiele in Mannheim weiterhin sehr gut vorbereitet. Dass es vergleichsweise wenig verletzte Beamte gab, hängt unter anderem mit der Schutzausrüstung zusammen, aber vor allem durch strategisch gut geführte und gut ausgebildete Kräfte, die sich einem wütenden Mob mutig und entschlossen entgegenstellen, um die öffentliche Ordnung zu sichern. Danke an die Polizei dafür – tolle Leistung von allen 370 Beamten, hätte die Lokalzeitung auch schreiben können. Hat sie aber nicht, sondern versucht die Polizei in den Dreck zu ziehen, mit „frisierten“ und „foul gespielten“ „Fakten“. Dabei ist belegt, dass die Zeitung alle Informationen hatte, um eine ganz andere, vernünftige und angemessene Einordnung leisten zu können. Dann wäre aber die Aufreger-Story kaputt gewesen.
Unterm Strich sind das erhebliche journalistische Fouls und Schwalben, die die Lokalzeitung hier bietet. Das erzeugt überall Schaden. Geschürte Zweifel an der Zuverlässigkeit der Polizei oder der Stadt wie auch des Vereins. Und ein immenser Glaubwürdigkeitsverlust, der pauschalisiert auch andere Medien trifft. Das ist auch der Grund, warum RNB immer wieder andere Medienberichte kritisch betrachtet. Das ist eine Art Selbstverteidigung. Denn bei uns gibt es hohe Standards. Immer wieder gehen wir Thesen nach, die bei genauer Recherche sich in Luft auflösen. Wir bekommen Hinweise über „Schweinereien“, die korrekt recherchiert aber keine sind. Vielleicht lassen sich Fehler aufdecken, aber in den seltensten Fällen ein systematisch problematisches Verhalten. Überall wo Menschen agieren, gibt es Fehler. Die Frage ist, was man dagegen tut oder ob es vorsätzlich passierte – erst dann wird es möglicherweise „zum Skandal“.
Verantwortlich für den Mist ist mal wieder Chefredakteur Dirk Lübke, der schon im Frühjahr mit der haltlosen „Berichterstattung“ über angebliche Skandale zu Turley versucht hat, einen „Scoop“ (so nennt man aufsehenerregende Recherchen) zu landen. Auch hier hat er als Löwe laut gebrüllt und letztlich blieb ihm nur ein Sabberlätzchen. Wann stellt sich eigentlich mal die Dr. Haas-Gruppe öffentlich der Verantwortung und handelt konsequent? Diese Frage bleibt bis heute unbeantwortet.