Mannheim, 06. September 2019. (red/pro) Die Lokalzeitung Mannheimer Morgen hat wieder mal eine diffuse Skandalisierung versucht – aber diesmal ist Fleisch am Knochen. Nach RNB-Informationen hat die Stadt Mannheim in den vergangenen Jahren rund 2,9 Millionen Euro in das Stadion investiert – und hat sich, obwohl absehbar war, dass der Verein aufsteigt, auf eine jährliche „Miete“ des Stadions durch den SVW 07 von gut 40.000 Euro eingelassen. Das ist ein Spottpreis. Die Stadt Mannheim distanziert sich aber auch von Falschmeldungen.
Von Hardy Prothmann
Laut der Lokalzeitung Mannheimer Morgen soll die Stadt Mannheim gewusst haben, dass der SVW 07 für die Vermietung von Clubräumen an den „Club der 100“ seit 2018 14.000 Euro verlangt.
Auf Anfrage des RNB antwortet Jan Krasko, Sprecher des Dezernats IV „Planung, Bauen, Verkehr und Sport“ unter Leitung von Dezernent Lothar Quast (SPD):
Der Stadtverwaltung ist bekannt, dass ein Raum für den Club der 100 seit Jahren zur Verfügung gestellt wurde und wird. Allerdings war der Stadtverwaltung nicht bekannt, dass hierfür ein Mietzins verlangt wird. Dies haben wir aus der Zeitung erfahren.
Die Zeitung hat dazu den Bürgermeister befragt – der wird zitiert, dass er sich „verwundert“ zeigt. Eine solche Reaktion ist sportlich. Die entscheidenden Frage ist: Hat niemand nach den Konditionen gefragt oder gab es Anweisung, danach nicht zu fragen?
Die Stadt Mannheim verweist auf den Vertrag mit der Spielbetriebs-GmbH SVW 07:
Laut Überlassungsvertrag muss eine Untervermietung der Stadtverwaltung angezeigt werden. Dieser vertraglichen Verpflichtung ist die Spielbetriebs-GmbH nicht nachgekommen. Wir wurden zwar in der Vergangenheit über die Nutzung des Raums durch den Club der 100 vom SV Waldhof informiert, allerdings wurden wir aktuell von einer Mietzinsforderung der Spielbetriebs-GmbH gegenüber des Club der 100 nicht in Kenntnis gesetzt. Diesbezüglich werden wir mit den Beteiligten der Spielbetriebs-GmbH ins Gespräch gehen.
„Ins Gespräch gehen“ ist eine sehr diplomatische Formulierung für – hier wird es mächtig Zoff geben. Oder anders – hier muss es mächtig Zoff geben, hat doch die Stadt sich in erheblichem Umfang für den Verein eingesetzt. Nicht nur die Stadt, sondern der Steuerzahler, denn die Investitionen in das Stadium sind enorm:
Die Stadt Mannheim hat in das Carl-Benz Stadion in den vergangenen Jahren rund 2.863.000 Euro investiert. Im Wesentlichen wurden hiermit die Videoüberwachung, Flutlicht, Beschallungsanlage, Rasenspielfeld und der Brandschutz saniert bzw. ertüchtigt.
Dabei bleibt es nicht. Es stehen weitere Investitionen an:
Im Laufe des nächsten Jahres ist noch die Heizungstechnik für die Rasenheizung zu installieren. Kosten hierfür werden derzeit in der Verwaltung ermittelt.
„Rasenheizung“ in Zeiten von gehecheltem thunbergischem Klimaschutz? Wenn die erstarkten Grünen in Mannheim hier nicht sofort und kompromisslos reagieren, zeigen sie nur, dass Opportunismus auch eine grüne Selbstverständlichkeit ist.
Aber auch die anderen Fraktionen dürfen Fragen stellen – wieso es solche erheblichen Investitionen gibt, aber kaum Forderungen? Wieso weiß man über eine „Nutzung“ Bescheid, fragt aber nicht, zu welchen Konditionen diese erfolgt?
Darf sich ein Bürgermeister Quast schlichtweg „verblüfft“ zeigen, wie die Lokalzeitung diesen zitiert oder muss die Bevölkerung viel eher verblüfft über diese bürgermeisterliche Verblüffung sein? Klare Kante geht anders.
Noch im April 2019 hat SVW-Präsident Bernd Beetz, ein steinreicher Unternehmer, der viel Geld in den Verein investiert hat, betont, dass „kein Blatt“ zwischen den Verein und die Stadt gehe und die Kooperation hervorragend sei – kein Wunder bei diesen Gefälligkeiten bei gleichzeitigem Desinteresse, wie der Verein sich verhält.
Beim SVW 07 knallt es – viele Aufsichtsratsmitglieder sind aktuell zurückgetreten. Es wird viel schmutzige Wäsche gewaschen.
Kann sich die Stadt Mannheim tatsächlich leisten, unbeeindruckt eine „Rasenheizung“ zu planen und zu finanzieren? Insbesondere vor dem Hintergrund, dass im Umfeld des Vereins weiter Widerwärtigkeiten maßgeblich sind? Ist so ein Chaos-Haufen es wirklich wert, städtische Unterstützungen in erheblichem Umfang zu genießen?
Unsere Frage dazu: Wie beurteilt die Stadt jüngste Entwicklungen wie abgeschlagene Figurenköpfe in Kaiserslautern, ein beschmiertes Schwein und Schweineköpfe in Ludwigshafen? Sprecher Jan Krasko:
Solche Aktionen haben mit einer sportlichen Rivalität nichts zu tun, sind verachtenswert und nicht hinnehmbar. Die Polizei hat hier Ermittlungen aufgenommen.
Klar ermittelt die Polizei – das muss sie und erste Ermittlungserfolge gibt es.
Die Stadt Mannheim und hier der Gemeinderat als Souverän müssen in die Debatte gehen, ob weitere Investitionen in diesen Chaos-Verein überhaupt noch irgendeinen Sinn machen.
Der SVW 07 hat sich in den vergangen Jahren sportlich gut entwickelt – das ist super.
Aber „Uerdingen“ ist ein großer Makel und hat enorme Anstrengungen verursacht, den Verein als „normal“ darzustellen.
Jetzt kommen durch die Lokalzeitung Mannheimer Morgen erhobene Vorwürfe des Sozialleistungsbetrugs hinzu (was auch für die Zeitung nach hinten losgehen könnte, wenn es sich um „Vortäuschung von Straftaten“ handeln könnte) wie auch Vertragsbrüche durch den SVW 07 gegenüber der Stadt Mannheim, die erheblich investiert hat, um dem Verein eine gute Infrastruktur zu verschaffen.
Das sind genug Gründe, um eine deftige politische Diskussion zu entfachen – die Frage ist, welche Fraktion sich traut, den Steuerzahler und die Bürger gegen „Fußball“ zu vertreten? Da werden viele einknicken und kneifen und jeder Frage aus dem Weg gehen, wo das eigene Engagement für die „Blau-Schwarzen“ eigentlich endet, wenn man die eigene Glaubwürdigkeit noch bewahren will?
Der SVW 07 ist krasser als eine AfD – die gibt es erst seit 2013, hat aber viel mehr Erfolg als der Traditionsverein. Die AfD steht massiv im Fokus (zu recht), mit der Frage, ob und wie rechtsradikal die Partei ist. Der SVW 07 muss sich diese Frage seit Jahrzehnten stellen und die Antwort ist eindeutig. In Mannheim wurde die rechtsradikale „Superfront“ der Hooligans teils verfeindeter Vereine erstmals aktiv: Hogesa (Hooligans gegen Salafisten).
„Köpfungen“ folgten – die harte Szene rund um den Waldhof treibt den Verein weiter ins Widerliche. Erstaunlich ist, dass ein Bernd Beetz, einst Manager eines „Beauty-Konzerns“, sich diese Schweinereien antut.
Ein international erfolgreicher Manager wie er ist – verständlicherweise – genervt vom provinziellen Habitus vieler „Ehrenamtler“, die halt vor sich hinwurschteln, statt Managementqualitäten zu zeigen. Wären sie harte Hunde, wären sie für den FC Bayern oder Dortmund im Einsatz und nicht für einen Regionallegisten, der erstmals seit langer Zeit in die 3. Liga aufsteigt.
Fußball gilt immer noch als „heilig“ – warum eigentlich, wenn möglicherweise gelogen und betrogen wird, dass sich die Balken biegen?
Immerhin: Die Lokalzeitung meinte gestern noch, die Stadt würde „schweigen“, dass ist nachweislich eine Fake-News. Die Stadt hat sich sowohl gegenüber der Lokalzeitung als auch dem RNB geäußert. Fairerweise sollte man bei Anfragen auch Zeit lassen – beim RNB Standard, beim MM eher nicht.