Rhein-Neckar, 17. Februar 2017. (red/pro) Nach dem durchschlagenden Erfolg des „Pingu-Hypes“ kam es am Donnerstagabend nach exklusiven Informationen des Rheinneckarblog zu einer außerplanmäßigen Sitzung im Innenministerium Baden-Württemberg. Minister Thomas Strobl zeigt sich beeindruckt vom durchschlagenden Erfolg der Pressearbeit des Polizeipräsidiums Mannheim. Weltweit haben Medien über einen im Luisenpark verschwundenen Pinguin berichtet – sogar amerikanische Fernsehanstalten nahmen das Thema auf. Unser Gonzo-Investigativ-Reporter Helle Sema deckt auf, welche Folgen diese Meldung hat.
Satirischer Kommentar: Helle Sema
Des isch där kompledde Wahnsinn,
äußerte sich ein sichtlich zufriedener Innenminister Strobl (CDU). So viel Aufmerksamkeit und Anteilnahme, wie die Meldungen um den verschwundenen Pinguin Nummer 53 erfahren haben, gab es noch nie.
Über 700.000 Facebook-Views. Meldungen weltweit. Anteilnahme von Unmengen von Facebook-Nutzern. Innenminister Strobl forderte in der eilig einberufenen Sitzung Konsequenzen:
Was machet mer jetzt daraus?
Der Leitungsstab Öffentlichkeitsarbeit, in dem die frühere Mannheimer Polizeisprecherin Roswitha Götzmann auch tätig ist, legt umgehend ein Konzept vor. In Zusammenarbeit mit David Faulhaber, ihrem Nachfolger in Mannheim.
Maximale Erreichbarkeit der Volksseele
Kern der neuen Kommunikationsstrategie wird die gezielte Auswahl von emotional „hochwertigen Themen“ sein, wie wir aus internen Kreisen erfahren haben. Nach der strategischen Analyse seien „Emo-Themen“ absolut relevant für eine absolut hohe Aufmerksamkeit ungekannter Dimension und eine „maximale Erreichbarkeit der Volksseele“.
Als erste Maßnahmen werden klassische Meldungen ab sofort niedrig bewertet. Verkehrsunfälle, Einbruchsmeldungen und langweile Diebstähle werden künftig zurückgedrängt. Im Fokus sollen, so die Strategie, „Geschichten stehen, die ans Herz gehen“.
Nach unseren Informationen wurde in diesem engen Leitungsgremium heftig debattiert – in Zeiten von Fake News müsse man sehr sorgsam mit einer solchen Nachrichtenauswahl umgehen, meldeten Kritiker an. Diese Bedenken wurden zerstreut, weil es ja nicht um Fake News, sondern um reale News ginge – zwar wisse man noch nicht genau, wie der Pinguin aus dem Luisenpark geschafft worden und ums Leben gekommen sei, Fakt sei aber, dass er tot außerhalb des Geheges gefunden worden war. Damit sei das Fakt und der Newswert „gigantisch“.
Um den Effekt zu nutzen, müssen man aber auch Erfolge vorweisen. Deswegen werde eine Besondere Aufbauorganisation „Pingu53“ gebildet. Mit zunächst 30 Beamten, Kriminalisten und Spezialisten des LKA:
Ich erwarte hier einen Ermittlungserfolg,
soll Minister Strobl nach unseren Informationen unmissverständlich gefordert haben. Die Bevölkerung erwarte nach dem NSU-Desaster und den Terroranschlägen ein „Zeichen“, dass der Staat die Kontrolle habe – da werde man doch wohl so einen Pinguin-Ripper stellen können?
Mamis sollen Mörder stellen
Immerhin sei der Pinguin ja auch so was wie ein „Flüchtling“ und „schutzbefohlen“ – man müsse der Bevölkerung klar machen, dass der Rechtsstaat funktioniert, so die einhellige Meinung.
Als erste Maßnahme soll es eine umfassende Videoüberwachung im Luisenpark geben. Zudem werden private Ermittler eingesetzt, also schwangere Polizeibeamtinnen oder solche mit Kindern, die sich unter die Besucher des Luisenparks mischen. Denn das Landeskriminalamt geht davon aus, dass der Täter an den Ort des Verbrechens zurückkehrt.
Wenn wir schon keine Pinguine mehr beschützen können, wen dann?,
machte Herr Strobl den Ernst der Lage deutlich. Als weitere Strategie wurde vereinbart, sich insbesondere auf Tierhalter zu konzentrieren, die ihre Tiere nicht gut behandeln würden. Sollte man diese dingfest machen und an den Pranger stellen, sei die emotionale Wirkung enorm und würde helfen, das subjektive Sicherheitsgefühl zu stärken.
Auf Anfrage haben sowohl das Innnenministerium als auch das Polizeipräsidium Mannheim unsere Informationen als „haltlos“ zurückgewiesen. Man wisse nicht, woher – so wörtlich – „dieser Schwachsinn“ stamme. Es handle sich um eine Fake News.
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