Mannheim, 17. Juni 2015. (red/pro) Wahlkämpfe kosten Geld – für Flyer, Plakate, Veranstaltungen, „Brötchen“. Die CDU hat 95.000 Euro veranschlagt, um ihren Kandidaten Peter Rosenberger zu unterstützen. Die Mannheimer Liste hat 40.000 Euro für ihren Kandidaten Christopher Probst ausgegeben, der aktuell seine Kandidatur beendet hat. Was die SPD ausgibt, wissen wir nicht, weil eine Anfrage nicht beantwortet worden ist.
Von Hardy Prothmann
Entschuldigen Sie die Überschrift – sie ist bewusst gewählt. Auch die Anführungszeichen. Viel zu oft bedient sich Journalismus martialischer Ausdrücke, um Aufmerksamkeit zu erregen. Das haben wir provoziert und deutlich gemacht und jetzt kann es ums Thema gehen. Eine demokratische Wahl ist weder Häuserkampf noch Krieg – sondern ein demokratischer Kampf um die Mehrheit.
Transparenz

Amtsinhaber Dr. Peter Kurz muss kämpfen.
Wahlkämpfe kosten Geld. Die CDU hat kürzlich bekannt gegeben, dass man 95.000 Euro zur Verfügung hat. Auf Nachfrage hat der Kreisvorsitzende Nikolas Löbel mitgeteilt, dass rund 91.000 ausgegeben worden sind. Man halte daran fest, keine Schulden zu machen, der Wahlkampf muss sich selbst finanzieren – ohne Gelder aus der Kreis-CDU bis auf einen Deckel von 15.000 Euro.
Die Mannheimer Liste hat aktuell angegeben, dass der Wahlkampf 40.000 Euro gekostet hat. Kandidat Christopher Probst hat nach seinem ganz hervorragenden Ergebnis von 15,9 Prozent erklärt, dass er nicht weitermacht, weil das Ziel, sein Wahlprogramm bekannt zu machen und die Mannheimer Liste zu stärken, erreicht sei.
Die SPD Mannheim hat im Vergleich vermutlich mehr Geld als die CDU eingesetzt – die Fülle der Veranstaltungen und Maßnahmen legt das nahe. (Transparenz: Die SPD hat bei uns zu unseren Konditionen geworben, ebenso die Herr Probst, die CDU nicht, auch Herr Sommer (Die Partei) nicht.) Auf unsere Anfrage von gestern an die SPD kam noch keine Antwort – wir ergänzen das, wenn diese eintreffen sollte.
Wahlkampf ist teuer

Herausforderer Peter Rosenberger will die Entscheidung.
Tatsache ist: Wahlkampf ist teuer. Tatsache ist auch – wer die Wahl im ersten Durchgang gewinnen will, gibt alles. Bei der CDU ist das der Fall – bei der SPD auch?
Feste Gelder dürfen beide Lager verplant und ausgegeben haben – vermutlich suchen beide jetzt weitere Spenden für die Verlängerung. Und hier wird es wie auch zuvor interessant – wer sind die Spender? Großspender, viele Kleinspender? Man darf sich von beiden Lagern Transparenz wünschen – im Sinne der Wähler.
Realität ist vermutlich: Das meiste Geld ist weg. Das heißt für die Kandidaten, dass sie „zu Fuß“ gewinnen müssen. Im „Häuserkampf“ – Sie verzeihen den Ausdruck. Also in der direkten Werbung von Haus zu Haus, von Hand zu Hand, von Gespräch zu Gespräch.
Kondition erforderlich
Das ist enorm anstrengend – hier kommt es auf Kondition an. Jede Stimme wird am Ende zählen.
Wir sehen psychologisch die CDU im Vorteil – sie fordert heraus und hat nichts zu verlieren, das macht das Handeln einfacher. Die SPD hat den vermeintlichen Sieg nicht erreicht, hat quasi alles zu verlieren, waren doch alle Oberbürgermeister der Stadt seit 1948 SPD (bis auf Hans Reschke, 1956-1972 – ein Kapitel, das man aufarbeiten sollte).
Herr Rosenberger hat eine Mammutaufgabe vor sich – er erreichte 33,8 Prozent der Stimmen, Amtsinhaber Dr. Peter Kurz 46,8. Das sind 13 Prozentpunkte Unterschied. Wie viele Wähler von Christopher Probst (15,9 Prozent), die die CDU zum „bürgerlichen Lager“ zählt, werden zu Herr Rosenberger wandern? Wie viele bleiben zu Hause? Wie viele wählen letztlich Herr Dr. Kurz, wenn die Stimmen gegen Buga sind, aber für einen Dr. Kurz, der pro Buga ist?
Wohin wandern die Stimmen – wandern sie überhaupt?

Kandidat Christopher Probst hat einen sensationellen Erfolg gehabt und sich zufrieden zurückgezogen.
Alle geschlossen sicherlich nicht. Wird die Wahlbeteiligung noch weiter absinken, wird das vermutlich die Chancen von Peter Rosenberger stark erhöhen. Oder lassen sich aktuell sehr viele Wähler mobilisieren, die die „Ablösung der SPD-Herrschaft“ herbeisehnen? Oder haben Linke und Grüne dem amtierenden Oberbürgermeister im ersten Wahlgang einen „Denkzettel“ verpasst, haben nicht oder Herrn Probst gewählt und sicher nun mit Stimme für Herrn Dr. Kurz die eigene „Machtbasis“?
Das sind nur einige der Fragen, die im politischen Raum diskutiert werden. Die entscheidende Frage, wieso die Wahlbeteiligung seit Jahrzehnten immer weiter sinkt, hängt direkt mit dem „politischem Raum“ zusammen. Darüber aber denkt niemand nach – aktuell geht es nur um die Frage: Wer gewinnt die Macht?
Unsere Prognose ist, dass „Geld keine Rolle mehr spielt“ – der, der im Kontakt mit den Wählern am fleißigsten ist, wird viele Punkte machen. Herr Rosenberger will sich dafür „unbezahlten Urlaub“ nehmen.
Hinweis zu Brötchen: Die SPD hatte am Wahltag „Frühstücksbrötchen“ verteilt.