Ludwigshafen, 16. Dezember 2016. (red/pro) Der Fall eines deutsch-irakischen 12-jährigen Tatverdächtigen bereitet Sorge. Laut einem Bericht von Focus soll dieser einen Bombenanschlag auf den Weihnachtsmarkt in Ludwigshafen geplant haben. Sicher ist, es wurde ein Gefäß mit brennbarem Inhalt sichergestellt. Dieses war mit Klebeband umwickelt, in dem sich Nägel befanden. Die Ermittlungen gegen das strafunmündige Kind sind eingestellt. Nun wird offenbar sein „Umfeld“, also die Familie überprüft.
Beim Begriff Bombe tu ich mir schwer. Tatsache ist, es war ein mit pyrotechnischem Pulver gefülltes Glas,
sagt Oberstaatsanwalt Hubert Ströber auf Anfrage. Die Staatsanwaltschaft Frankenthal hat „förmlich“ von Strafverfolgung abgesehen, da es sich bei dem 12-jährigen Jungen um ein strafunmündiges Kind handelt.
Die Umstände ergaben Anlass, die Generalbundesanwalt zu informieren,
teilt Herr Ströber mit. Damit sei der Fall an die zuständige Behörde abgegeben.
Das Magazin Focus spekuliert, der Junge habe einen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Ludwigshafen geplant. Der Fundort der Tasche am Rathaus-Center, in der sich das Glas mit dem brennbaren, aber nicht explosionsfähigen Material befand, liegt weit entfernt vom Weihnachtsmarkt, der sich auf dem Berliner Platz befindet.
Fachleute des Landeskriminalamts Rheinland-Pfalz stellten in der Tasche ein mit einer nicht exakt definierbaren Substanz gefülltes Glas fest. Dabei handelte es sich offenbar um pyrotechnisches Material, wie es in Feuerwerkskörpern Verwendung findet. Die ersten Überprüfungen der Experten hatten ergeben, dass keine Gefahren für die Umgebung bestand.
Im „Focus“-Bericht heißt es, „nach Erkenntnissen der Ermittler sei der stark religiös radikalisierte Junge womöglich von einem unbekannten Mitglied der Terrormiliz Islamischer Staat angestiftet oder angeleitet worden.“ Übersetzt: Dem Focus liegen keine klaren Informationen vor – es handelt sich um reine Spekulation.
Gesichert ist aktuell nur der Vorgang. Die angebliche Bombe war funktionsunfähig, wohl aber eine Art „Imitation“. Die „Zutaten“ – Gefäß, Pulver, Nägel – deuten darauf hin, dass sich der Junge mit dem Prinzip einer Anti-Personen-Bombe auseinandergesetzt hat und zumindest den Versuch unternommen hat, eine solche „Nagel-Bombe“ zu bauen. Bomben von Terroristen sind häufig mit allerlei Material versehen, Metallstücke, Nägel, Münzen oder auch anderen festen Kleinteilen, um die Zerstörungskraft zu verstärken. Nicht die eigentliche Detonation soll Schaden auslösen, sondern die umherfliegenden Teile sollen möglichst viele Menschen verletzen oder töten.
Angeblich soll sich der Gegenstand in einem Rucksack befunden haben, in dem angeblich auch eine Zündvorrichtung gefunden sei. Laut Focus soll der Junge am 26. November versucht haben, den Gegenstand zur Detonation zu bringen. Gefunden wurde am 5. Dezember eine Tasche in einem Gebüsch. Aufgrund der Sicherungsmaßnahmen wurde damals weiträumig abgesperrt.
Ob und wie der deutsch-irakische Junge „stark religiös radikalisiert“ ist, ist völlig unklar. Der Focus spekuliert auf Ähnlichkeiten zu den Attentätern von Ansbach und Würzburg. Diese hatten sich über das Internet selbst radikalisiert. Ob der Junge Verbindung zu Anwerbern des „IS“ hatte, ist ebenfalls völlig unklar. Er wurde in Obhut des Jugendamts überstellt.
Wir warten aktuell auf eine Antwort der Generalbundesanwaltschaft zur Sache und aktualisieren den Artikel, sobald wir diese haben.