Heidelberg/Rhein-Neckar, 13. Februar 2012. (red/pm) Der Schiffverkehr auf dem Neckar ist durch die Eisbildung zum Erliegen gekommen. Die Eisbrecher arbeiten unermüdlich, frei gebrochene Fahrrinnen frieren aber binnen Stunden wieder zu. Wann die Schifffahrt wieder aufgenommen werden kann ist bislang unklar.
Information des Wasser- und Schifffahrtsamt Heidelberg:
“Aufgrund der weiterhin niedrigen Temperaturen und der damit verbundenen Eisbildung an den Schleusenanlagen zwischen Mannheim und dem Hafen Heilbronn ist nun die Schifffahrt auf dem unteren Neckar zum Erliegen gekommen. Am Abend des 10. Februar wurde gegen 21.30 Uhr der letzte sich noch in Fahrt befindliche Kohlefrachter an der letzten Schleuse vor dem Hafen Heilbronn geschleust.
„Die Schiffe, die derzeit keine Möglichkeit haben weiterzukommen, sei es nun zu Tal in Richtung Rhein oder zu Berg in Richtung Heilbronn, bleiben an den Schleusen entlang des Neckars verteilt liegen und warten nun auf die Wiederaufnahme des Schleusenbetriebes“ berichtet Marc Lerch, Leiter des Schifffahrtsbüros im Wasser- und Schifffahrtsamt Heidelberg. Lerch weiter:
Seit gestern Abend sind 10 weitere Frachtschiffe an der ersten Neckarschleuse in Mannheim-Feudenheim angekommen. Für sie ist nun auch erst einmal kein Weiterkommen möglich. Einige Schiffe fahren erst gar nicht in den Neckar rein, sondern warten am Rheinkai in Mannheim auf die Weiterfahrt, da sie so nicht ins bis zu 10 cm dicke Eis im unteren Vorhafen in Feudenheim fahren müssen.
Die Eisbekämpfung geht unterdessen vor den Wehranlagen weiter. Am Abend des 10. Februar konnte der Eisbrecher „Brohl“ des Wasser- und Schifffahrtsamtes Bingen mit einer Notschleusung die Eingangsschleuse in Feudenheim passieren.
Gegen 2.00 Uhr nachts kam er in Neckarsteinach an, wo am darauffolgenden Morgen Treibstoff für seine Weiterfahrt gebunkert wurde. Zwischenzeitlich hat die „Brohl” ihre Position vor dem Wehr in Rockenau bezogen, wo sie die Eisdecke bricht.
Aktuell ist es gelungen vor den Wehranlagen von Ladenburg bis Neckarsteinach offenes Wasser herzustellen. An den Wehren Hirschhorn und Rockenau stellt es sich schwieriger dar.
Der Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes Heidelberg, Jörg Huber, erläutert die ergriffenen Maßnahmen zu Eisbekämpfung:
Morgen früh werden die frei gebrochenen Bereiche zwar wieder zugefroren sein, allerdings bleibt die Eisdicke gering, so dass das erneute Aufbrechen noch möglich ist. Hätten wir bislang nicht jeden Tag das Eis vor unseren Wehren gebrochen, wären mit Sicherheit aufgrund von Eisversatz Eisdicken bis zu 30 cm entstanden, die dann nicht mehr mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln zu brechen sind
Huber weiter:
Wir hoffen auf wärmere Temperaturen nächste Woche, um schnellstmöglich wieder Normalbetrieb am untern Neckar zu haben. Wann die Schifffahrt wieder möglich sein wird, kann derzeit nicht abgeschätzt werden.
Auch am Sonntag läuft die Eisbekämpfung energisch weiter
„Es ist gar nicht so einfach den Überblick zu behalten“ sagt Rüdiger Englert, der stellvertretende Amtsleiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes (WSA) Heidelberg. Englert weiter:
Um die Eisbekämpfung wirksam zu koordinieren, müssen zwölf Staustufen und die zugehörigen Bauwerke und Streckenabschnitte im Blick gehalten werden. Dabei kann dann die Lage in den Schleusenkammern eine andere sein als in den Vorhäfen. Wieder anders sieht es dann manchmal an den Wehren aus und auch auf der freien Flusstrecke wechselt die Eislage mitunter. Und neben den Witterungsverhältnissen sorgen die als Eisbrecher eingesetzten Fahrzeuge für eine stetige Veränderung der Lage.
So kann man diese Lage am unteren Neckar zwischen Mannheim Feudenheim und Heilbronn zusammenfassen:
Auf der Strecke sind immer noch ein erheblicher Teil der Schleusenkammern wegen der Vereisung außer Betrieb. Gerade die Schleusen Feudenheim und Heilbronn – sozusagen die Tore in den Heidelberger Amtsbereich – müssen wegen kältebedingter Störungen und zur Vermeidung weiterer massiver eisbedingter Schäden geschlossen bleiben.
In den Vorhäfen und vor den Wehren läuft unterdessen der Eisbrechereinsatz ständig weiter. Durch den Eisaufbruch und die Eisabfuhr ins Unterwasser konnten die Wehrbereiche und die oberen Vorhäfen weitgehend eisfrei gehalten werden.
Auf den freien Strecken – gerade in den Odenwaldbereich hinein – sind die Eisstärken auf großen und durchgehenden Flächen aber inzwischen so gewachsen, dass auch die schweren eisbrechenden Fahrzeuge teilweise an ihre Grenzen kommen.
Neben den Fahrzeugbesatzungen waren auch viele weitere Bedienstete des Amtes am Sonntag unterwegs, ob Bauhofspersonal zur Störungsbeseitigung oder Streckenarbeiter bei der Anlagensicherung. Auch der Leitungsbereich des Amtes und der Außenbezirke stehen zur Einsatzkoordinierung in ständigem Kontakt.
Gleichzeitig warten rund 30 betroffene Schiffer im Neckar, sowie etwa 20 vor der Eingangsschleuse Feudenheim buchstäblich auf besseres Wetter. Nach den vorliegenden Anmeldungen befinden sich wohl insgesamt 30 weitere Güterschiffe in der Annäherung an den Neckar.
Gefährliche Spaziergänge auf dem Eis
Außer dem anstrengenden Eiseinsatz und der Behinderung der Schifffahrt bereitet den WSA-Vertetern das in den letzten Tagen zunehmende Betreten der Eisflächen durch Fußgänger große Sorge.
So warnt der Schleusenbedienstete in Feudenheim:
Wenn wir den Leuten auch auf der freien Strecke das Spazierengehen auf dem Eis nicht verbieten können, so ist davon doch stärkstens abzuraten. Gerade das Betreten der vorher einmal aufgebrochenen Flächen oder von Eisfeldern im Anlagenbereich ist lebensgefährlich. Was oberflächlich stabil wirkt, kann noch nicht wieder ausreichend gefroren sein. Und auch die Strömungen unter den Eisflächen können die Eisdecke so schwächen, dass Personen ohne Vorwarnung einbrechen.
Nach bisheriger Einschätzung dürfte die Eislage den Neckar noch am Wochenanfang beherrschen. Die Schifffahrt und das WSA hoffen aber auf den zur nächsten Wochenmitte gemeldeten Temperaturanstieg.”