Mannheim, 09. September 2015. (red/sl) Aktualisiert. Die Brücke L 542 über die Autobahn 656, die Seckenheim mit Pfingstberg und Hochstätt verbindet, musste im Juli wegen Totalsanierung für ein Jahr gesperrt werden. Dadurch fallen auch die Busse der Linie 40 weg. Als Ersatz betreibt die rnv jetzt Kleinbusse mit circa 40 Sitzplätzen und Möglichkeiten für die Mitnahme mobil eingeschränkter Fahrgäste und Fahrrädern. Wir haben mit Wolfgang Raufelder, Landtagsabgeordneter von Bündnis 90/Die Grünen mit Schwerpunkt Verkehrspolitik, über seine Eindrücke zum Ersatzverkehr gesprochen.
Interview: Sandra Ludwig
Herr Raufelder, die RNV hat aufgrund der Brückensanierung in Seckenheim einen Ersatzverkehr eingerichtet. Wird dieser den Ansprüchen der Fahrgäste gerecht?
Wolfgang Raufelder: Ich finde, der Ersatzverkehr ist unter diesen Umständen wirklich gut gelungen. Im 20-Minuten Takt fahren jetzt Kleinbusse die Strecke über gepflasterte Feldwege zwischen Seckenheim und Rheinau/Hochstätt ab. Insbesondere Schülerinnen und Schüler nutzen die Verbindung, aber auch Anlieger und Menschen, die einen Ausflug in das Naherholungsgebiet Dossenwald machen. Es ist deshalb wichtig, dass die Linie 40 weiter besteht. Für die gesamte Strecke von Seckenheim nach Rheinau/Hochstätt brauchen die Busse 18 Minuten. Das sind zehn Minuten mehr als vorher.
Vor den Sanierungsarbeiten fuhren die Busse alle zehn Minuten und brauchten nur acht Minuten. Jetzt dauert die Fahrt fast doppelt so lang und ist nur alle 20 Minuten möglich. Ließe sich das nicht besser bewältigen?
Raufelder: Ja, diese Einschränkung ist wirklich bedauerlich. Die gepflasterten Feldwege sind allerdings sehr eng, weshalb man an einigen Punkten vermeiden muss, dass sich die Busse im Gegenverkehr begegnen. Außerdem dürfen die Wege aus Sicherheitsgründen nicht schneller als mit 20 Stundenkilometern befahren werden – immerhin sind dort auch Radfahrer und Fußgänger unterwegs. Man muss allerdings positiv hervorheben, dass die Ersatzbusse zwei weitere Haltestellen anfahren, die extra für die Sanierungsphase angelegt wurden. Die eine ist nahe an einem Grillplatz gelegen und die andere direkt am Anfang des Dossenwalds. Das Naherholungsgebiet ist dadurch insbesondere für Senioren besser erreichbar als vor den Bauarbeiten.
Welche Probleme bestehen noch im Zusammenhang mit dem Ersatzverkehr?
Raufelder: Weil die Brücke gesperrt ist, nutzen leider häufig auch Autofahrer unrechtmäßig die Feldwege. Dabei wird die Geschwindigkeitsbegrenzung von 20 Stundenkilometer oft nicht eingehalten. Die Polizei will jetzt mit Radarkontrollen gegensteuern – immerhin haben Anlieger, Fußgänger und Fahrradfahrer in dem Bereich Vorrang. Ihre Sicherheit muss gewährleistet werden. Die Stadträte bauen hier auf die Einsicht der Autofahrer.
Leidet die Qualität der Straßen darunter?
Raufelder: Ja. Die Feldwege müssen nach der Nutzung als Ersatzstrecke neu in Stand gesetzt werden. Es gibt viele Schlaglöcher, die Abnutzung ist hoch. Außerdem müssen wir ein Auge drauf haben, wie sich der Ersatzverkehr weiter auf den Zustand des Gebiets auswirkt. Immerhin stehen Hirschacker und Dossenwald unter Naturschutz. Es ist mir sehr wichtig, die Vielfalt dieser Landschaft langfristig zu erhalten.
Welche Konsequenzen ziehen Sie aus der Totalsperrung der Seckenheimer Autobahnbrücke, die den Einsatz des Ersatzverkehrs überhaupt erst nötig gemacht hat?
Raufelder: Man muss bedenken, dass die Brücke 30 Jahre nicht saniert wurde – es kam nur noch ein Abriss in Frage. Für kommende Sanierungsarbeiten muss deshalb zukünftig Geld eingeplant und beiseite gelegt werden. Lieber steckt man regelmäßig Geld in Sanierungen, als auf Verschleiß zu fahren und als Resultat einen Abriss wie im Fall der Seckenheimer Autobahnbrücke in Kauf zu nehmen. Abgesehen von den Mehrkosten sind in diesem Fall die Bürgerinnen und Bürger die Leidtragenden – sie müssen Umwege und längere Fahrtzeiten hinnehmen. Außerdem können sie das Naherholungsgebiets nur eingeschränkt nutzen.
Anm. d. Red.: Die rnv teilte uns auf Anfrage mit, die Linie 40 würde an einem normalen Arbeitstag im Schnitt gut 2.000 Personen zwischen Seckenheim und Hochstätt befördern. Für den Ersatzverkehr erfasse man keine gesonderten Verkehrszählungen. Allerdings gehe die rnv davon aus, dass es derzeit „etwas weniger Fahrgäste“ wären. Man habe „auf jeden Fall keinen Engpass bei den Kapazitäten auf dem betroffenen Abschnitt“ feststellen können.
Anm. d. Red.: Die CDU-Stadträtin Rebekka Schmitt-Illert hat uns auf Facebook auf die Kostenfrage hingewiesen. Demnach kostet die Maßnahme 4.-500.000 Euro, die von der Stadt getragen werden muss, obwohl eigentlich das Land der Verursacher ist. Da dies eine wesentliche Information ist, bedanken wir uns für den Hinweis und haben diese Anmerkung ergänzt. Hier können Sie eine Information der Stadt Mannheim dazu abrufen.
Gefallen Ihnen unsere Artikel?
Dann machen Sie andere Menschen auf unser Angebot aufmerksam. Und wir freuen uns über Ihre finanzielle Unterstützung als Mitglied im Förderkreis – Sie spenden für informativen, hintergründigen Journalismus. Hier geht es zum Förderkreis.