Mannheim/Rhein-Neckar, 05. Dezember 2013. (red/ms) Tiefe Räume, komplexe Kompositionen: Bis zum 26. Januar 2014 stellt die Berliner Künstlerin Susa Templin „real estate“ im Zephyr Mannheim aus. Sie ist Trägerin des Weldepreises 2013. Vergangenen Samstag fand die Eröffnung statt, bei der auch Welde-Chef Hans Spielmann vor Ort war, um zu erklären, was Bier mit Kunst zu tun hat.
Von Minh Schredle
Es erinnert ein wenig an ein Labyrinth, wie der Raum unterteilt ist: Trennwände lassen oft nur einen schmalen Durchgang, durch den man gerade so ein Blick in den nächsten Raum erhascht, der zum weiteren Erkunden einlädt. Bezeichnend für die Kunst von Susa Templin, denn das ist, was sie am liebsten tut: Räume schaffen und gestalten, die all ihre Geheimnisse erst auf den zweiten Blick preisgeben.
Frau Templin hat 2013 den Weldepreis gewonnen, der seit 1995 verliehen wird. Als Preisträgerin richtete sie in einem Raum des Zephyrs die Ausstellung „real estate“ ein. Dabei ist alles genauestens kalkuliert: Manche ihrer Bilder tragen einen Rahmen, andere nicht.
Die Größenverhältnisse einiger Bilder könnten kaum unterschiedlicher sein: Manche sind kaum faustgroß, das größte dagegen fast acht Meter lang – ein Bildteppich, der von der Wand fällt. Und trotz dieser Ungleichheiten wirkt es überall harmonisch, wie die Bilder arrangiert sind.
Raum schaffen, Raum schöpfen
Was Frau Templin tut, lässt sich grob als „Fotographie“ umschreiben – viele Werke gehen jedoch weit darüber hinaus: Denn häufig entstanden aus den Fotographien Fotokollagen, die Skulpturen artig in den Raum eindringen und so eine beeindruckende Tiefe zeigen.
Vergangenen Samstag wurde die Ausstellung eröffnet. Etwa 50 Menschen aus unterschiedlichsten Altersgruppen sind anwesend, viele kennen sich untereinander. Dass man mit der Eröffnungsrede, die auf 19:00 Uhr angesetzt wurde, etwas warten gelassen wird, scheint keinen groß zu stören.
Stattdessen befasst man sich zunächst mit der Kunst. Die Besucher sind angetan, nehmen sich Zeit, die komplexen Werke ausgiebig zu betrachten. Anschließend unterhalten sie sich angeregt, meistens hellauf begeistert und reden darüber, was sie in den Bildern sehen.
Dann, um 19:20 Uhr geht es mit den Ansprachen los. Insgesamt kommen vier Redner zu Wort, den Auftakt machte Dr. Susanne Wichert. Sie ist die Direktorin des Curt-Engelhorn-Zentrums.
Zunächst bedankt sie sich bei der Künstlerin für den immensen Arbeitsaufwand, der in die Vorbereitung gesteckt worden sei. Anschließend auch bei allen Helfern. Und bei Herrn Spielmann, für die künstlerisch gestalteten Etikette auf manchen Weldeflaschen:
Es ist toll, dass es so etwas gibt und Kunst verbreitet wird. Noch besser ist es natürlich, herzukommen und die Werke im Original anzusehen.
Auch wenn es hier ein bisschen so dargestellt wird, als wären Bierkästen der einzige Weg Kunst zu verbreiten, ist die Idee an sich ein gute: Pro Kasten Weldebier gibt es momentan eine Flasche, auf der ein verziertes Etikett ist. Es gibt fünf verschiedene Motive, von jeweils einem der vergangenen Weldepreisträger.
Ein renommierter Preis?
Doch wie viel ist so ein Weldepreis wert? Nur eine kleine Marketing-Idee oder tatsächlich eine renommierte Auszeichnung? Das versucht Thomas Schirmböck, der Kurator der Zephyr, in seiner Ansprache zu erklären.
Er betont, dass der Preis sich seit den knapp 20 Jahren, die er existiert, nicht nur in der deutschen, sondern sogar in der internationalen Kunstszene etabliert habe und sehr begehrt sei – ich kann schwer beurteilen, welchen Stellenwert der Preis unter Künstlern nun wirklich einnimmt, das Teilnehmerfeld war jedenfalls ist tatsächlich sehr international:
Die meisten nominierten Künstler kamen zwar aus Berlin, es wurden aber auch welche aus London, Barcelona oder Finnland vorgeschlagen. Außerdem schwärmt Herr Schirmböck von der hochkarätigen Jury, in der sich – neben ihm selbst – unter anderem ein Kunstjournalist und Susanne Weiß, die Leiterin des Heidelberger Kunstvereins, befinden.
Sicher alles fähige Leute, die Ahnung von ihrem Fach haben – dennoch entstand der Eindruck, man wolle den Preis ein bisschen besser verkaufen – was ausgezeichnete Preise eigentlich nicht nötig haben sollten.
Bier und Kunst
Natürlich stellt sich noch die Frage, was genau Bier mit Kunst zu tun hat – wenn man mal von Braukunst absieht. Als Herr Spielmann spricht, geht er auf die Geschichte seines Unternehmens ein: In der Mitte des 18. Jahrhunderts sei Schwetzingen ein kulturelles Zentrum für Künstler aller Art gewesen, die bei ihren Festen auch von irgendjemandem bewirtet werden mussten:
Das war die Geburtstunde der Weldebräu GmbH und Co. KG. Ohne Kunst gäbe es uns nicht.
Desweiteren sei Kunst für ihn sehr inspirierend und erfülle einen ähnlichen Zweck, den er auch mit seinen Produkten erzielen wolle: Die Möglichkeit, sich in einer zunehmend hektischen Gesellschaft auch mal etwas zu entspannen und zur Ruhe zu kommen. Mit den „kunstvollen Bierflaschen“ habe man bislang mehr als eine Millionen Menschen erreicht – natürlich ist es das neben aller Kunst auch eine effektive Werbung.
Die Künstlerin selbst kommt nicht zu Wort – zumindest nicht am Rednerpult. Stattdessen unterhält sie sich jedoch anschließend mit den Besuchern und geht ausführlich auf Nachfragen ein.
Abgesehen von den Ansprachen ist die Werbung sehr dezent gehalten. Vor den Türen werden Probe-Bierflaschen verteilt. Im Ausstellungsraum selbst lässt sich das Weldelogo allerdings nirgendwo finden. Abseits aller PR-Überlegungen bekommt man schlichtweg eine beeindruckende Ausstellung geboten.
Bis zum 26. Januar 2014 werden Templins Bilder im Zephyr zu betrachten sein. Informationen über zusätzliche Angebote, wie Führungen, und Preise finden Sie hier.