Ludwigshafen, 30. Juni 2016. (red/cr) Gokartfahren, Sackhüpfen, Filmschauen – klingt nach Kindergeburtstag? Ist Unterricht. Im Freien. Bei der Verkehrssicherheitswoche an der Jugendverkehrsschule Blies lernen Klassen im zweiten Schuljahr, wie man sich sicher im Straßenverkehr verhält. Aber auch ihre Geschicklichkeit wird getestet und der Zusammenhalt gestärkt.
Von Christin Rudolph
Le-on! Le-on! Le-on!
Leon steckt in einem Sack. Eine Polizistin hat ihm geholfen, hereinzukommen. Seine Klassenkameraden feuern ihn an. Und schon beginnt das Sackhüpfen. Um drei “Verkehrshütchen” herum.
Dann muss er einen Basketball in den Korb werfen. Und drei Bälle in die richtige Reihenfolge sortieren – rot, gelb, grün, wie eine Ampel.
Geschafft! 60 Punkte mehr. Und schon ist der nächste dran.
Leon und seine Mitschüler haben heute Unterricht im Grünen. Sie sind im Rahmen der Verkehrssicherheitswoche an der Jugendverkehrsschule Blies.
Jährliche Aktionswoche
Die Verkehrssicherheitswoche wird seit acht Jahren jedes Jahr von den Verkehrssicherheitsberatern der Polizeiinspektion Ludwigshafen 1 in Zusammenarbeit mit der Stadt Ludwigshafen und der rnv durchgeführt.
Eingeladen werden zweite Schulklassen, die Kinder sind also in der Regel sieben oder acht Jahre alt.
Wir wollten die Lücke schließen zwischen der Fußgängerschulung in der Vorschule und der Fahrradschulung in der vierten Klasse,
erklärt Swen Nußbaum. Er leitet die Verkehrssicherheitsberatung der Polizei in Ludwigshafen und ist bei der Verkehrssicherheitswoche seit Anfang dabei.
Spielerischs Lernen
Diese Aktionswoche funktioniert nach einem ausgeklügelten System: Jede Schulklasse bildet eine Gruppe und wird von ihren LehrerInnen begleitet. In einem Zirkel gehen sie von Station zu Station. Davon gibt es insgesamt sechs.
Um die Kinder zu motivieren und den Zusammenhalt zu stärken, wird daraus ein Wettbewerb gemacht. Jedes Kind startet mit 100 Punkten.
Schließt es eine Übung erfolgreich ab, gibt es Pluspunkte, beim Scheitern Minuspunkte. Für jede Station gibt es eine Zeitvorgabe von 30 Minuten.
Ernster Hintergrund
Wer also schnell ist und sich trotzdem konzentriert, kann mehr Punkte sammeln. Am Ende werden alle Punkte einer Klasse zusammengezählt und die Siegerklasse verkündet.
Für die Kinder ist es reine Spielerei,
sagt Herr Nußbaum. Trotzdem hätten die Übungen einen ernsten Hintergrund. Denn die motorischen Fähigkeiten von Kindern nähmen seit Jahren ab.
Es gibt Kinder, die setzen sich auf Fahrrad und fallen um.
Es gebe ganze Schulklassen, die die Fahrradprüfung im vierten Schuljahr nicht bestehen würden. Umso besser, dass bei der Verkehrssicherheitswoche Geschicklichkeit geschult wird. Aber auch auf Schnelligkeit und Konzentrationsvermögen wird Wert gelegt.
Auch Gokartfahren will gelernt sein
Das absolute Highlight für die Kinder: Zwei Gokart-Parcours – in einem davon kommt es besonders auf die Geschicklichkeit der Kleinen an. Die Kinder müssen Hinternisse umfahren oder darunter durch.
Bei der zweiten Strecke müssen Verkehrsschilder beachtet werden, man soll aber trotzdem “nicht langsam wie eine Schnecke fahren”.
Sicher zu Fuß und mit Bus oder Bahn
Zusätzlich gibt es seit diesem Jahr eine neue Station: Die rnv zeigt einen Lehrfilm über Sicherheit in und um Straßenbahnen und Busse.
Immer wieder werden dazu Fragen gestellt. Wozu ist die weiße Linie am Rand des Bahnsteigs? Hier wird auf viele Gefahren hingewiesen.
Lieber kommt ihr zu spät in die Schule als pünktlich ins Krankenhaus.
In den vergangenen Jahren hatte sich die rnv bereits an der Verkehrssicherheitswoche beteiligt, indem sie die Schüler mit Shuttlebussen zur Jugendverkehrsschule Blies gebracht hatte.
Bei den Kindern kommt das Programm der Verkehrssicherheitswoche scheinbar gut an. Wenn es nach ihnen ginge, könnte der Unterricht wohl häufiger im Freien stattfinden.