Sinsheim, 27. Januar 2017. (red/ric) Zum Abschluss der Hinrunde gewann die TSG in Augsburg souverän und steht in dieser Saison noch ungeschlagen auf dem dritten Tabellenplatz. Am Samstag kommt es zum Spitzenspiel in Leipzig, wo der ehemalige Hoffenheimer Vordenker Ralf Rangnick, mit finanzieller Unterstützung von Dieter Mateschitz, beachtliches auf die Beine gestellt hat. Ein Duell, dass in Zukunft zum modernen Classico der Bundesliga avancieren kann. Da können die Fußball-Traditionalisten sich echauffieren wie sie wollen. Wohin also führt der Weg der TSG 1899 Hoffenheim in dieser Spielzeit? Der Rheinneckarblog wagt einen Ausblick.
Von Riccardo Ibba
Bayer Leverkusen? Schon sieben Punkte hintendran. Schalke 04 ? Nicht der Rede wert. Gladbach und Wolfsburg? Spielen dieses Jahr gegen den Abstieg. Die Schwergewichte der Liga schwächeln gewaltig.
Die Gelegenheit also für Mannschaften, die sich normalerweise im Mittelfeld der Liga befinden, um dieses Jahr an die internationalen Fleischtöpfe zu gelangen. Die Konkurrenten um die Teilnahme an der lukrativen Champions-League heissen in dieser Saison Hertha, Frankfurt und Köln.
Die Hoffenheimer haben sich eine exzellente Ausgangsposition im Kampf um die Millionen verschafft, doch gelingt ihnen in diesem Jahr der große Wurf? Die Aufnahme in den erlauchten Adel des europäischen Fußballs, wäre ein Meilenstein für den Verein und die gesamte Region.
Die Mannschaft
Personell hat sich in der Winterpause nicht viel getan. Mit Danilo Soares wurde ein Aussenverteidiger geholt, der sich nach langer Verletzungspause in Hoffenheim fit gehalten hat und sich in dieser Zeit für einen Vertrag empfehlen konnte.
Zudem wurde mit Dennis Geiger ein junger Mittelfeldspieler mit einem Profi-Vertrag ausgestattet. Der 18-jährige Edeltechniker, entstammt wie so viele Spieler aus der eigenen achtzehn99 Akademie. Das jahrelange investieren in die eigene Jugend macht sich in Hoffenheim schon lange bezahlt.
Der Vertrag mit Steven Zuber wurde bis auf das Jahr 2020 ausgedehnt, Torwächter Oliver Baumann verlängerte sein Arbeitspapier bis 2021.
Verlassen hat den Verein Jin-Su Kim, der in seine Heimat nach Südkorea gewechselt ist. Ebenfalls den Verein verlassen, wird wohl der chilenische Nationalstürmer Eduardo Vargas, der sich möglicherweise den Tigers in Mexiko anschliessen wird.
Doch auch für die kommende Spielzeit wird bereits am Kader gebastelt. Florian Grillitsch wird von 1. Juli an die TSG verstärken. Der 21 Jahre alte Österreicher kommt ablösefrei vom Liga-Konkurrenten Werder Bremen und erhält einen bis zum 30. Juni 2021 datierten Vertrag.
Süle und Rudy zum FC Bayern München
Für die größte Aufregung in der Winterpause sorgte die Ankündigung, dass Niklas Süle und Sebastian Rudy sich im Sommer dem FC Bayern anschliessen werden. Die beiden Leistungsträger haben aber klargemacht, dass der Fokus für das letzte halbe Jahr voll auf der TSG liegt und bis zum Schluss Vollgas angesagt ist. Beide lieferten in Augsburg eine blitzsaubere Leistung ab. Es kann davon ausgegangen werden, dass sie ihren Worten auch die passenden Taten folgen lassen.
Das Trainerteam
Julian Nagelsmann der Unbesiegbare, Wunderkind des deutschen Fußballs, der kommende Jahrhunderttrainer, sogar der FC Bayern soll ein Auge auf ihn geworfen haben. Die Huldigungen an den 29-jährigen Ausnahme-Trainer reissen nicht ab. Nagelsmann lässt den Hype um seine Person lässig abtropfen und konzentriert sich akribisch auf die kommenden Aufgaben. In der kurzen Vorbereitung auf die Rückrunde, lag die Aufmerksamkeit verstärkt auf der Defensive.
Wir wollten in der Vorbereitung an unserer Defensive arbeiten. Sie wird der Schlüssel sein, die Leistungen aus der Vorrunde zu bestätigen. In den bisherigen Spielen haben wir den gegnerischen Mannschaften zu viele Abschlüsse erlaubt und konnten deshalb unser meist dominantes Auftreten nicht so oft in Siege ummünzen, wie ich mir das gewünscht hätte. Ich will, dass wir den Ball nach Ballverlusten schneller und aggressiver wieder zurückholen,
wird der Trainer auf der vereinseigenen Homepage zitiert.
Abseits des Rasens wurden im Betreuerteam derweil Nägel mit Köpfen gemacht. Die TSG hat Athletik-Trainer Christian Weigl bis 30. Juni 2020 an sich gebunden. Neben dem 40-Jährigen wurden auch die Vereinbarungen mit Analysechef Benjamin Glück (30) und Team-Manager Timmo Hardung (27) verlängert.
Der Verein sorgt auf diesen wichtigen Positionen für Kontinuität, die harmonische und erfolgreiche Arbeit im Verbund mit Cheftrainer Nagelsmann ist damit gewährleistet.
Die sportliche Ausgangslage
In der Tabelle geht es eng zu. Hoffenheim hat als dritter nur zwei Punkte mehr auf dem Konto, als der sechste. Zumindest die Qualifikation zur Euro League, scheint bei fünf Punkten Vorsprung auf den Tabellensiebten machbar zu sein.
Der Einzug in die Champions League käme einem Quantensprung gleich, verbunden mit der Einnahme von mindestens 30 Millionen Euro. Dazu müsste Hoffenheim im Endklassement unter den ersten vier Plätzen landen.
Personell kann Coach Nagelsmann beinahe aus dem Vollen schöpfen. Bis auf Lukas Rupp, der auf unbestimmte Zeit ausfällt und Jeremy Tolian, der wohl noch einen Monat pausieren muss, stehen alle Spieler zur Verfügung. Für das wichtige Spiel in Leipzig ist dann auch Pavel Kaderábek wieder einsatzbereit, der zuletzt zwei Wochen ausgefallen war.
Die Mannschaft hat gegen Augsburg am vergangenen Wochenende einen sehr stabilen Eindruck hinterlassen und scheint für die kommenden Aufgaben gewappnet zu sein. Das Match in Leipzig, könnte die Richtung für den Rest der Saison vorzeichnen.
Das Management
Bei Alexander Rosen, dem verantwortlichen TSG-Direktor für Profifußball, laufen die Fäden im Hintergrund zusammen. Mit seiner ruhigen besonnenen Art, leitet er seit April 2013 erfolgreich die Geschicke des Vereins.
Seit 2015 verbuchte die TSG unter seiner Führung, ein sagenhaftes Transferplus von 107 Millionen Euro, beispiellos in Deutschlands Eliteliga. Zudem installierte er im Februar des vergangenen Jahres, den damals unbekannten Trainer Nagelsmann, als Hoffenheim sich in höchster Abstiegsnot befand.
Sein weiteres Hauptaugenmerk, liegt in der konsequenten Weiterentwicklung der achtzehn99 Akademie, dessen Leiter er von 2010 bis 2013 war. Nicht nur Spieler wie Niklas Süle, sondern auch viele Trainer oder angehende Jung-Manager, werden hier ausgebildet.
So sorgt der Verein dafür, dass alle im Profi Fußball wichtige Positionen, auch in Zukunft Top besetzt sind.
Der Übervater des Vereins ist natürlich Dietmar Hopp, der 96 Prozent der Stimmenmehrheit hält. Aus dem dem operativen Geschäft, hält er sich jedoch heraus.
Prognose
Die junge Hoffenheimer Mannschaft, gefällt durch ihr mutiges Offensivspiel in dieser Saison. Das schnelle Umschaltspiel gehört mit zum Besten was die Liga zu bieten hat, zudem ist das Team in der Lage sehr dominant Fußball zu spielen.
Mit Trainer Nagelsmann steht ein gewiefter Taktiker an der Seitenlinie, der bisher durch überdurchschnittliches Coaching während des Spiels aufgefallen ist. Ein klarer Trumpf für Hoffenheim im Kampf um Europa.
Sollten die vielen unglücklichen Unentschieden aus der Hinrunde, zur Rückserie in Siege umgemünzt werden, ist Hoffenheim alles zuzutrauen.