Mannheim/Rhein-Neckar, 27. August 2013. (red) Wenn 100-200 gewaltbereite Chaoten für Stress sorgen, sollte man einen kühlen Kopf bewahren und nicht selbst dem Chaos im eigenen Kopf freien Lauf lassen, wie verschiedene Medien das tun. Klar ist, es muss sich was ändern. Ebenso klar ist, dass dafür viele Beteiligte Hand in Hand arbeiten müssen.
Von Hardy Prothmann
Wenn eine Lokalpostille meint, die aktuellen Randale nach einem Fußballspiel mit „das ist ja wie im Krieg“ beschreiben zu müssen, darf man getrost nachfragen, ob die Verantwortlichen noch alle Tassen im Schrank haben.
Wie im Krieg? So ein Schwachfug. Im Krieg wird scharf geschossen, da explodieren Granaten, da sterben Menschen, überwiegend Zivilisten und Länder und Städte werden zerstört. Leid, Elend, Flucht sind die Folgen.
Hirnverbrannte Berichterstattung
Wer so kommentiert, übernimmt vor allem eins nicht: Verantwortung. Das ist keine solide Stellungnahme aufgrund von Informationen. Keine nachvollziehbare Einordnung einer problematischen Situation, sondern nur inkompetentes Dahinschwadronieren. Wenn dann noch ein Vergleich zu Stuttgart21 gezogen wird, wird es komplett hirnverbrannt.
Zu den Fakten: Klar ist, dass es bei Spielen gegen gewisse Mannschaften in Mannheim immer wieder zu Problemen kommt. Klar ist auch, dass es Minderheiten sind, die die große Gemeinschaft der friedlichen und echten Fans in Misskredit zieht. Klar ist, dass es hohe sechsstellige Summen an Steuergeldern kostet, um die Krawallsituationen zu beherrschen. Und ebenso klar ist, dass dies in Zukunft nicht weiter toleriert werden kann. Für den Waldhof steht die Zeit auf kurz vor zwölf Uhr. Einen „High-Noon“ darf es nicht geben.
Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz will die „Gewalt-Nachspiele“ auch nicht weiter hinnehmen. Das ist gut so.
Doch die Lösung ist bestimmt nicht, irgendwelche sinnfreien Forderungen wie „Führerscheinentzug“ für kriminelle Gewalttäter zu fordern, wie die Lokalpostille einen Polizeifunktionär zitiert.
Unser Rechtsstaat bietet alle Möglichkeiten der Strafverfolgung. Da braucht es keine weiteren Fantasien von „Ordnungshütern“.
Konsequentes Vorgehen
Geboten ist, alle vorhandenen Mittel auszuschöpfen, um dem Mob klar zu machen, dass ein Fußballspiel keine Einladung zu einer Gewaltparty ist, sondern Spiel, Spaß und Freude für viele.
Es ist richtig, die Fan-Clubs mit verantwortlich zu machen, dass sie alles dafür tun, sich von gewalttätigen Vollidioten abzugrenzen. Es ist richtig, mit einem massiven Polizeiaufgebot friedliche Fans zu schützen und die vom Volk übertragene Gewalt auszuüben, um für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Und es ist ebenso richtig, alle denkbaren Lösungen zu prüfen.
Unverständlich ist, wieso eine Übermacht von 1.300 voll ausgerüsteter Polizisten nicht ausreichte, 100-200 Randalierer festzusetzen, ihnen die Teilnahme an kollektiv verübter Gewalt nachzuweisen und sie mit mittels Strafbefehlen und Verurteilungen im Rahmen geltender Gesetze verantwortlich zu machen.
Unverständlich ist ebenso, wieso es auf Seiten der Fans eine Bereitschaft gegeben haben soll, Randalierer zu schützen – wer sich hier mitschuldig macht, muss ebenso lernen, dass er sich an Straftaten beteiligt und die Konsequenzen zu tragen hat.
Unverständlich ist auch, dass man Spiele mit Zuschauerbeteiligung zulässt, bei denen von vorneherein klar ist, dass mit „Schwierigkeiten“ zu rechnen ist.
Naheliegende Lösungen
Die Lösung ist sehr einfach: Es geht kann nicht darum gehen, Vereine kaputt zu machen, indem man jegliche Zuschauerbeteiligung verbietet.
Ganz sicher ist es zulässig, Begegnungen wie Waldhof-Offenbach für eine geraume Zukunft ohne Zuschauerbeteiligung stattfinden zu lassen. Der Konflikt war vorhersehbar und es ist nicht nachzuvollziehen, warum er trotzdem stattfinden durfte.
Es ist sicher auch möglich, einen Großteil der Straftäter zu identifizieren und nach Recht und Gesetz zur Verantwortung zu ziehen und sie bei allen Konsequenzen „des Platzes zu verweisen“ – wenn man das will.
Und es muss auch möglich sein, dass Medien mit Sinn und Verstand verantwortlich statt hirnverbrannt berichten.