Mannheim, 27. August 2014. (red/pm) In der aktuellen Ausstellung des Mannheimer Kunstvereins mit dem Titel „20 prepared dc-motors, 81 cardboard boxes 70x70x70cm, 2014“ von Zimoun und Hannes Zweifel steht nicht das Sehen, sondern vielmehr das Hören im Zentrum des Geschehens. Eingeladen haben die Kuratoren Hortense Pisano und Dr. Martin Stather ein Team aus der Schweiz, das den Mannheimer Kunstverein in eine minimalistische Klangskulptur transferiert.
Zimoun + Hannes Zweifel : 20 prepared dc-motors, 81 cardboard boxes 70x70x70cm, 2014 from STUDIO ZIMOUN on Vimeo.
Man könnte den 1977 in der Schweiz geborenen Künstler Zimoun treffend als Soundarchitekten bezeichnen. Sei es etwa, dass er zuletzt den Innenraum der Kirche Saint-Nicolas de Caen oder jenen im Gegenzug industriell geprägten Ausstellungsraum der Opernwerkstätten in Berlin sowie im Vorjahr das Musée des Beaux-Arts in Rennes in eine Klangskulptur verwandelt, stets beeindrucken Zimouns Rauminterventionen durch den Einsatz einfacher Materialien in Verbindung mit einer ästhetisch reduzierten Formsprache, mithilfe derer es ihm gelingt, die jeweils vorhandene Architektur verblüffend neu zu definieren.
Für den Mannheimer Kunstverein haben Zimoun und der in Bern tätige Architekt, Hannes Zweifel, ein mechanisches System aus an der Decke hängenden Kisten konzipiert. Geplant ist ein schwebender, sich kontinuierlich in Bewegung befindlicher „Baukörper“, der aus vielen Einzelteilen besteht und den ansonsten hohen Ausstellungsraum abtrennt, wodurch dieser, je nach Betrachtungsstandpunkt, verschieden wahrnehmbar wird. Die Masse an Kisten wird in Relation zum Raum und dessen quadratisch angelegten Boden- und Deckenraster stehen.
Komplexe Zusammenspiele und Kettenreaktionen
Alle Kisten sind individuell in Bewegung und treffen aufeinander, wodurch komplexe Kettenreaktionen und Zusammenspiele entstehen. Die daraus hervorgehenden Klänge sind höchst vielfältig und subtil – dumpfes Rumpeln, Kratzen, Schaben, Knacken und Knistern etwa. Die Geräusche werden durch die Hohlräume der Kisten, welche einen Resonanzkörper bilden, zusätzlich verstärkt.
Ermöglicht wird die Ausstellung durch die großzügige Unterstützung der Albert und Anneliese Konanz-Stiftung, von Ritter Sport, der Heinrich-Vetter-Stiftung, Rack & Schuck, Mannheim, Dr. Dr. h. c. Manfred Fuchs und Rudolf Riffel Colorlabor.
Feingliedrige Werke von poetischer Verspieltheit
Zimoun geboren 1977 in der Schweiz, lebt und arbeitet in Bern. Seine Installationen und Klangskulpturen sind ein Zusammenspiel von Mechanik, Bewegung und physisch erzeugten Klängen. Dabei kreiert er feingliedrige Werke von poetischer Verspieltheit – sie sind zugleich einfach und komplex, Resultat von Wiederholung und feinen Abweichungen, von Routine und Zufall.
Als Bausteine verwendet Zimoun Elemente, welche in ihrer Summe und durch die gegenseitigen Interaktionen komplexe Formen in Klang und Bewegung generieren. Er arbeitet häufig mit einer großen Anzahl identischer Elemente aus dem Industriebereich, die er für seine Werke entsprechend präpariert. Dabei interessiert ihn eine künstlerische Forschung an Resonanz, Raum, Bewegung, Material und generativen Systemen, sowie das Kreieren von künstlich erzeugten, aber lebendig anmutenden Inszenierungen.
Zimoun entwickelt seine Werke auch in Kooperation mit Kollegen aus anderen Bereichen, diesmal mit dem Berner Architekt Hannes Zweifel, mit welchem er schon vermehrt zusammen gearbeitet hat. Seine Arbeiten wurden in den letzten Jahren in zahlreichen Ausstellungen in Europa, Nordamerika und Asien präsentiert und mit verschiedenen Preisen und Stipendien ausgezeichnet. Filme und Dokumentationsmaterial zu den vorausgegangenen Soundarbeiten Zimouns finden Sie auf der Homepage des Künstlers unter: http://www.zimoun.net.
Kooperation bei Rauminstallationen
Hannes Zweifel, geboren 1977 in Bern, hat Architektur an der ZHW Winterthur als auch an der UDK Berlin studiert (Diplom: 2004). Seit 2005 hat er als Architekt zahlreiche Um- und Innenausbauten in der Schweiz und europäischen Nachbarländern realisiert. Seit diesem Jahr ist er Mitglied des Fachausschusses für Bau- und Außenraumgestaltung der Stadt Burgdorf . 2013 gründete er zusammen mit Sebastian Holzhausen das Architekturbüro „Holzhausen Zweifel Architekten“ GmbH SIA. Darüber hinaus war Hannes Zweifel seit 2010 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule Luzern tätig. Von 2008 bis 2010 lehrte er Geschichte und Theorie der Architektur an der ETH Zürich. Im Jahr 2008 gründete er sein eigenes Architekturbüro „Hannes Zweifel Architektur.“ Von 2004 bis 2007 arbeitete er mit André Gisler, Gründung von Gisler Zweifel Architekten.
Parallel dazu entwickelt Hannes Zweifel seit mehreren Jahren zusammen mit Zimoun Rauminstallationen im In- und Ausland.
Hortense Pisano lebt als freie Kuratorin und Kunstkritikerin in Frankfurt am Main (www.hortensepisano.de).”