
Der Mannheimer Künstler Franz Schömbs brach mit seinen Werken auch aus dem Format aus, wie bei „Springwerk“.
Mannheim, 30. September 2013. (red/ld) Normalerweise hängt Kunst im Museum. Fans von Mannheimer Künstlern wie Franz Schömbs, Norbert Nüssle und Alice Richter-Lovisa besuchen in diesen Tagen das Rathaus in E5. Seit dem 10. September zeigt dort das Projekt Nachlass-Stiftung für Mannheimer Künstler Werke aus seiner Sammlung, die die Mitglieder des Projekts in den vergangenen acht Jahren aus den Nachlässen gesammelt haben. Anlässlich des Tages der Stiftung findet morgen eine kostenlose Führung durch die Ausstellung statt.
Von Lydia Dartsch
Die zweite Etage des Rathauses in E5 ist wie geschaffen für eine Kunstausstellung: Man läuft lange Gänge entlang. An den Decken sind Lampen angebracht, die die 33 Werke von 12 Mannheimer Künstlern in Szene setzen. Seit dem 10. September sind sie für ein ganzes Jahr hier ausgestellt. Montags bis Donnerstags zwischen 07:30 und 16:30 Uhr können sie bei freiem Eintritt besichtigt werden. Zum morgigen Tag der Stiftung wird es um 17:00 und 19:00 Führungen durch die Ausstellung geben.
Veranstalter ist das Projekt Nachlassstiftung für Mannheimer Künstler. Sie verwaltet Werke von Künstlern, die hauptsächlich in der Stadt gewirkt haben, deren Arbeiten teilweise auch im öffentlichen Raum zu finden sind. Beispielsweise die von Alice Richter-Lovisa. Die gelernte Kindergärtnerin hat sich ihr künstlerisches Schaffen selbst beigebracht. Von ihr ist beispielsweise der Brunnen im Quadrat H6 und der „Native Warrior“ – eine menschenähnliche Figur aus Leiterplatten, der derzeit im Rathaus zu sehen ist.

Silvia Köhler ist Geschäftsführerin der Nachlassstiftung. Von Kunst und den Mannheimer Künstlern ist sie seit ihrem Studium an der Universiät Mannheim begeistert.
Silvia Köhler, Geschäftsführerin der Nachlassstiftung, ist vor allem begeistert von Franz Schömbs – „Avantgardist zwischen den Stühlen“, wie es in der Tafel neben seinen Werken heißt. Die Arbeiten des 1909 in Mannheim geborenen Malers sind lange, bunt bemalte Streifen, die für ihn nur einen Zweck hatten: Sie sollten Bewegung und Licht einfangen. Das auszudrücken sei immer sein Streben gewesen, sagt Frau Köhler. Mit ihm hat sich während ihrer Studienzeit in Mannheim besonders beschäftigt.
Als Ausdrucksmittel habe er den Film entdeckt. Aber anstatt Trickfilme zu produzieren – was zu teuer war – bemalte er lange Streifen und filmte sie ab. So entstanden Filme wie „Die Geburt des Lichts“, der im Frankfurter Filmmuseum gezeigt wird. Drei solcher Streifen hängen nun im Rathaus. In anderen Werken bricht er ganz aus der rechteckigen Form der Leinwand aus. Silvia Köhler findet seine Werke besonders spannend:
Sie erinnern mich an die Pop-Art der sechziger Jahre.
Schräg gegenüber sind die Kollagen von Norbert Nüssle ausgestellt. Von weitem lassen die Bilder Figuren und Szenen erkennen. Je näher man den Bildern kommt, desto deutlicher offenbart sich dem Betrachter ihre Detailgenauigkeit: Bei dem Bild „Bahnhofsvorplatz“ beispielsweise erkennt man Schnipsel von Fotografien, die er von dem Platz und den ihn umgebenden Häusern gemacht hat.
Auch Werke von Ilana Shenhav, Will Sohl, Trude Stolp-Seitz, Hans Graeder, Peter Schnatz, Elisabeth Bieneck-Roos, Gabriele Dahms und Herbert Halberstadt sind ausgestellt. Von Walter Stallwitz wird eine Tür gezeigt, die vor ihrem Abriss in der Sickinger-Schule in T4 und T5 eingebaut waren. Von den ursprünglich 22 Türen hatte das „Projekt Nachlass-Stiftung für Mannheimer Künstler“ 16 in Obhut genommen.

Der Bahnhofsvorplatz, wie ihn Norbert Nüssle in einer seiner Kollagen festgehalten hat.
Gegründet wurde das „Projekt Nachlass-Stiftung für Mannheimer Künstler“ im Jahr 2005 als Unterstiftung der Gemeinnützigen Stiftung des Mannheimer Kunstvereins zur Förderung der jungen Kunst. Ziel des Projekts ist es, die Werke von Mannheimer Künstlern für die Öffentlichkeit zugänglich zu halten. Derzeit betreut sie Nach- und Vorlässe von 12 Mannheimer Künstlern – rund 500 Werke. Eine große Halle im Industriegebiet Rheinau dient derzeit als Lagerstätte.
Immer wieder veranstaltet veranstaltet die Nachlassstiftung Ausstellungen. Im vergangenen Jahr stellte die Stiftung im Ladenburger Rosenhof aus und im Kerg Museum in Schriesheim. Regelmäßig versteigert sie auch die Werke. Mit dem Erlös werden die Projektkosten bezahlt – beispielsweise die Miete der Lagerhalle.
Auf die Idee, eine Ausstellung im Rathaus zu machen, kam Kulturbürgermeister Michael Grötsch, der auch Kommissionsmitglied der Stiftung ist. 150 Gäste waren zur Eröffnung gekommen. Eine große Gelegenheit, diese Werke der Öffentlichkeit zu präsentieren, findet Frau Köhler:
Leider ist es wegen der Öffnungszeiten für manche Leute schwierig, die Ausstellung zu besuchen.
Bei der späteren Führung morgen um 19:00 Uhr haben dann auch Berufstätige eine Chance, die Werke zu sehen.