Weinheim/Rhein-Neckar, 26. Mai 2018. (red/pro) Heute binden die Stadtwerke Weinheim eine neue Wasserleitung an. Diese soll als „Redundanzleitung“ die Versorgungssicherheit für rund 60.000 Menschen sicher stellen. Uns vorliegende interne Protokolle belegen, dass die Stadtwerke dabei nur an sich denken und der Pressesprecher der Stadt Weinheim die misslungene Kommunikation als Ansporn für ein „Späßle“ nimmt.
Von Hardy Prothmann
In der Redaktion von RNB gelten viele Vorschriften. Eine ist: Bei Meldungen der Stadt Weinheim wird zwingend einige Stunden gewartet, bis diese verarbeitet werden, weil meistens noch eine „Korrektur“ kommt.
Aktuell liegt uns eine interne Kommunikation zwischen der Stadt Weinheim und den Stadtwerken Weinheim vor, deren arrogante Unprofessionalität sprachlos macht. Und dringend eine einordnende Korrektur benötigt, damit die Öffentlichkeit sich eine Meinung bilden kann.
Bereits am 16. Mai verschickt der bei den Stadtwerken Weinheim für Werbung zuständige Abteilungsleiter Otto Bräunlein eine email, in der er klare Forderungen an eine Mitarbeiterin stellt, dass „folgende PM im Vorfeld zum 26.05.2018 geschaltet werden muss“.
Es folgt eine Aufzählung der entscheidenden Punkte, die mitgeteilt werden sollen. Und:
Eine Abstimmung um (sic!, Red.: Gemeint ist „zum“) Erscheinungstermin und Kommunikation muss mit Herrn Krämer abgestimmt werden.
Mit „Herrn Krämer“ ist der Geschäftsführer Peter Krämer der Stadtwerke Weinheim gemeint. Diese „PM“ (Pressemitteilung) solle also im Vorfeld des 26. Mai „geschaltet werden“.
Das ist eine interessante Ausdrucksweise, denn typischerweise werden Pressemitteilungen von Unternehmen veröffentlicht und verschickt. Ob Medien diese verwenden, ist deren Sache. Werbung hingegen wird gegen Geld „geschaltet“.
Das wirft die interessante Frage auf, ob Medien, mit denen die Stadtwerke Weinheim „kooperieren“, bereit sind, Pressemitteilungen zu „schalten“, wenn Geschäftsführer Krämer das so wünscht und das mit ihm so abgestimmt ist. Natürlich folgt darauf die Frage, wie unabhängig solche Medien arbeiten, die „abgestimmte Kommunikation“ veröffentlichen?
Die Weinheimer Nachrichten haben die „Anordnung“ bedient (Anm. d. Red.: Wobei wir nicht wissen, ob es vertragliche Beziehungen gibt). Die Tageszeitung „berichtet“ in einer nur teilweise umgeschriebenen („eigenen“) Meldung über die Baumaßnahme. „Korrekterweise“ wird vor dem eigentlichen Bericht die „Quelle“ genannt – nämlich eine Pressemitteilung. Im eigentlichen „Bericht“ fehlt hingegen der klare Hinweis auf eine fast 1:1-Wiedergabe. Es liest sich wie eine eigene redaktionelle Leistung. Und insgesamt ist alles Friede-Freude-Eierkuchen. „Die Presse“ tut so, als habe sie unabhängig berichtet und Herr Krämer hat seine Sicht der Dinge in die Öffentlichkeit gebracht.
So läuft das heutzutage häufig. Die Öffentlichkeit wird häufig hinters Licht geführt. Nicht beim RNB. Wir nennen Quellen immer transparent und tun nie so als ob.
Die uns vorliegende Kommunikation zeigt auf, dass es überhaupt keine Empathie mit 60.000 Menschen gibt, die möglicherweise an diesem Samstag Probleme bei der Wasserversorgung haben könnten.
Guten Morgen Herr Kern,
für Sie vorab zur Info – nächste Samstag kommt etwas auf uns zu!,
schreibt eine Mitarbeiterin der Werbeabteilung des städtischen Betriebs Stadtwerke Weinheim am 18. Mai an den Pressesprecher der Stadt Weinheim, Roland Kern. Neun Tage vor der Baumaßnahme. Das ist viel Zeit für Bürger, sich auf einen möglichen „Wassernotstand“ vorzubereiten.
Es kommt also was „auf uns zu!? Was denn? Wer ist „uns“? Der Bürger oder der Filz? Kritische Fragen von Journalisten womöglich? Fragen, wieso diese Maßnahme erst am 23. Mai mitgeteilt wird? Welche Gründe gibt es dafür? Es ist eine geplante Maßnahme, wieso bereitet man darauf so knapp vor?
Welche Gründe also könnte es geben, eine geplante Maßnahme erst „kurz vor knapp“ zu kommunizieren? Darüber kann man trefflich spekulieren: Irgendwas ist nicht so gelaufen, wie es laufen sollte. Irgendjemand hat gepennt. Irgendjemand will sich wichtig tun und ein „Szenario“ veranstalten. Das allerdings wäre grob fahrlässig. Die anderen Gründe auch.
Die ganz einfache Frage ist: Wieso haben die Stadtwerke Weinheim eine lang geplante Baumaßnahme erst kurzfristig vor der Maßnahme öffentlich kommuniziert, während wie in der Kommunikation belegt, die Feuerwehr, das Gesundheitsamt und große Betriebe lange vorher informiert worden waren? Kommt der Kunde, der Bürger an letzter Stelle, weil nur Konsument ohne Lobby?
Hallo Herr Kern,
bitte wie gestern besprochen die PM heute an die Presse weitergeben – sollte morgen in der Tageszeitung sein!,
schreibt die Mitarbeitern „he“ an Roland Kern, der ihren Wunsch erfüllt und am 23. Mai die „PM“ an seinen Verteiler verschickt. (Die Stadtwerke selbst „veröffentlichen“ die Nachricht erst einen Tag später.) Die Presse“, also die Tageszeitung, also die WNOZ, bringt die als redaktionellem Text plagiierte Meldung erst am 25. Mai, also einen Tag vor der Maßnahme, die, sollte was schief laufen, möglicherweise 60.000 Menschen betreffen könnte.
Die uns vorliegende Korrespondenz zeigt eine unglaubliche Impertinenz auf. Es könnte fassungslos machen, wie Medien aus der Sicht der Werber und Pressesprecher als klar und willig zu steuernde Idioten gesehen werden. Kein Wunder, könnte man meinen, wenn man hinter die Kulissen blickt und versteht, dass große Teile von Medienangeboten „fremdgesteuert“ sind und viele Medien nur so tun, als ob sie berichteten.
(Anm. d. Red.: Leider kann man den Konjunktiv vergessen – große Teile von Medien sind fremdgesteuert. Nicht durch Illuminaten, Merkel oder Putin, sondern durch Systemzwänge wie einbrechende Umsätze. Jeder Medienkonsument, der nicht für Leistung zahlt, verstärkt diesen Effekt.)
(Anm. d. Red.: Hinweis zur Transparenz. Auch bei uns finden Sie Informationen aus „Dritter Hand“. Das sind Pressemitteilungen, die wir weiterverbreiten, weil wir davon ausgehen, dass diese für unsere Leserschaft interessant sein könnten. Wenn wir keine eigenen Kapazitäten frei haben oder meinen, dass eine Recherche nicht notwendig ist, „produzieren“ wir diese Meldungen. Das heißt, wir nehmen sie auf. Oft ändern wir die Überschrift und den Vorspann, um das Thema deutlich zu machen. Dann folgt immer die Quellenangabe: „Information von xy“ und der Originaltext in Anführungszeichen. Wir sind, soweit wir wissen, das einzige Medium bundesweit, das so klar und transparent die Quellen benennt und nicht durch Umschreiben so tut, als sei das eine besondere journalistische Leistung.)
Am 25. Mai erscheint bei WNOZ der von Geschäftsführer Krämer bewilligte Text, der von Abteilungsleiter Bräunlein angestoßen und von der Mitarbeiterin „he“ formuliert wurde und angeblich vom städtischen Pressesprecher Kern stammt als umformulierter, angeblich redaktioneller Beitrag.
Die „PM“ „reicherte“ Herr Kern, der gerne als „Kollege“ mit Journalisten auf „Augenhöhe“ kommuniziert, noch mit einer „humorigen Note“ an:
Also Dusch- und Waschverbot für alle Redakteure!
Was für ein Schenkelklopfer!
Mit Erfolg! „Die Presse“ hat nach unseren Informationen ähnliche Hintergründe wie sie dem RNB vorliegen „zugespielt“ bekommen, war aber offensichtlich (aus Gründen?) nicht bereit , diese transparent zu machen, sondern hat sich für „business as usual! entschieden.
Der Filz zwischen (manchen) Verwaltungen und (manchen) „Pressemedien“ ist (häufig) so dicht, dass jedes Auskämmen für erhebliche Irritationen sorgen könnte, weil gewisse „Knoten“ sich nicht mehr auskämmen lassen, sondern abgeschnitten werden müssten.
Was Herr Kern „humorig“ meinte, ist ein System, das zum Himmel stinkt. Getragen von allen, die mitmachen.
Der neue Oberbürgermeister oder die neue Oberbürgermeisterin von Weinheim haben harte Aufgaben vor sich – der Filz wird die härteste sein.
Transparenz: Die Stadtwerke Weinheim waren über einige Jahre bis zum März 2018 Werbekunde von RNB und haben aus nicht mitgeteilten Gründen die Kooperation vollständig überraschend und ohne jedes Gespräch Mitte März beendet. Dadurch ist uns ein Verlust von Werbeeinnahmen in mittlerer vierstelliger Höhe entstanden. Von uns wurden niemals Pressemitteilungen auf Order der Geschäftsleitung „geschaltet“. Werbekunden haben beim RNB keinen konkreten Einfluss auf die Berichterstattung. Wir trennen strikt zwischen Verlagsgeschäft und redaktionellen Inhalten.
Der Quellenschutz ist uns heilig. Wenn wir Informationen erhalten, die brisant sind, schützen wir die Quelle. So sehr, dass wir im Zweifel auf die Story verzichten, wenn wir die Quelle nicht schützen können.
Im vorliegenden Fall ist die Quelle der Pressesprecher der Stadt Weinheim, Roland Kern, der die interne Kommunikation an einen breiten Presseverteiler offiziell verschickt hat.
Das ist nicht der erste Fehler von Herrn Kern – wir haben das bereits thematisiert. Dieser Pressesprecher ist nach unserer Meinung ein unfähiger Mitarbeiter der Stadt, der ständig Fehler produziert.
Im vorliegenden Fall wurde er unfreiwillig zum „Whistleblower“, der massiv problematische Strukturen aufzeigt, in die er selbst verstrickt ist.
Da auch die Lokalpresse verstrickt ist, wird es vermutlich keine Skandalisierung geben, denn dann müsste man sich ja an die eigene Nase fassen. Warten Sie es ab – weder dpa noch SWR werden berichten und schon gar nicht die Weinheimer Nachrichten.
Das RNB arbeitet politisch und persönlich farbenblind. Wir benennen und berichten, was ist.
Die Kündigung des Werbevertrags durch die Stadtwerke Weinheim haben wir hingenommen – voller Unverständnis, weil sie absolut überraschend kam. Darüber haben wir damals nicht informiert.
In neuem Licht betrachtet, ergibt sich eine öffentliche Relevanz, die wir abgewogen haben. Die arrogante Überheblichkeit, die sich ausweislich der Kommunikation zeigt, ist öffentlich relevant und sollte dringend durch den Gemeinderat beraten werden.
Möglicherweise sollte dringend geduscht und reingewaschen werden. Wasch mich, aber mach mir den Filz nicht nass, könnte aber auch wie üblich als Ergebnis rauskommen.