Hemsbach, 25. März 2015. (red/ld) Die Hebelschule wird zur dreizügigen Ganztagsgrundschule ausgebaut. Weil dann die Schülerzahlen nicht mehr für drei Schulen reichen, soll die Uhlandschule geschlossen werden. Der Unterricht an der Goetheschule geht weiter. Diesen Beschluss fassten die Stadträte am Montag nur ungern.
Von Lydia Dartsch
Der Tagesordnungspunkt 7 fiel am Montagabend niemandem im Rathaussaal leicht: Weder Bürgermeister Jürgen Kirchner, der den Sachverhalt präsentierte, noch den Stadträten, die dazu Stellung beziehen und darüber abstimmen mussten.
Es ist eine schwere Entscheidung, die wir irgendwann hätten treffen müssen. Dass sie in meine Amtszeit fällt, habe ich nicht ausgesucht,
sagte Herr Kirchner. Grund für die Bedrückung war der Punkt 3 des Beschlussvorschlags:
Ab dem Schuljahrgang 2016/2017 werden an der Uhlandschule keine ersten Klassen mehr angenommen.
Die Uhland-Schule läuft aus – ab dem Schuljahr 2016/2017 wird die letzte erste Klasse aufgenommen. Die Goethe-Schule bleibt erhalten. Die Hebelschule wird in eine dreizügige Ganztagsschule in der Wahlform ausgebaut. An vier Tagen sollen die Schüler/innen dort an sieben Zeitstunden unterrichtet und betreut werden.
Die Eltern von 65 Prozent der Kinder wolle das Ganztagsangebot annehmen. Das seien 90 Schüler. „Das ist ein weiterer Schritt für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, sagte Herr Kirchner. Dieser sei von den Familien gewünscht worden.
Das sahen auch die Stadträte so. „Eine Dreizügigkeit bedeutet für die Schüler mehr Wahlmöglichkeiten“, sagte Marlies Drißler (Pro Hemsbach). In der Ganztagsgrundschule hätten die Lehrkräfte auch mehr Möglichkeiten für individuelles Lernen und Differenzierung im Unterricht. Freddy Busse (SPD) sagte, ein lang gehegter Traum der SPD werde wahr: „Die Nachfrage an Ganztagsbetreung wird nicht nur an Kindergärten gestellt, sondern auch an Schulen.“
Entscheidung nicht dem Schulamt überlassen
Christian Falter (CDU) sagte, er wünsche sich, dass die Qualität steigen werde. Denn ab 2020 wird die Uhlandschule geschlossen. Dann wird es nur noch zwei Schulen in der Stadt geben. Grund sind neben der geplanten Dreizügigkeit der Hebelschule niedrige Schülerzahlen.
„Der Rückgang von Schülern wird anhalten und irgendwann hätte uns diese Entscheidung ereilt“, sagte Herr Kirchner. Der Devise „besser agieren als reagieren“ stimmte Herr Falter zu. Wenn der Gemeinderat die Entscheidung nicht treffe, würde irgendwann das Schulamt die Schule schließen, sagte Herr Busse. Dann hätte die Stadt ein Problem.
Welche Schule soll geschlossen werden, welche bleiben?
Wichtig sei es vor allem, dass die Grundschüler, die in diesem Jahr in der Uhlandschule eingeschult werden, dort ihren „Abschluss machen können“ – wie vorgesehen, sagte Thomas Embach (Grün-Bunte Liste). Vor allem solle dieser in der gewohnten Qualität gemacht werden können, sagte er. Herr Falter äußerte die Befürchtung, dass sich unter den Schülern „eine Zweiklassen-Gesellschaft“ zwischen den Schülern der Hebel- und der Uhlandschule entwickeln könnte.
Diskutiert wurde auch darüber, welche der beiden Schulen geschlossen werden soll: Die Uhlandschule oder die Goetheschule. Die Uhlandschule könne beispielsweise als Bürgerhaus genutzt werden, wie Frau Drißler vorschlug. Die Goetheschule biete durch den Altbau ein heimatliches Ambiente und habe viel größere Räume, sagte sie. Herr Falter sagte, dass es mit Erhalt der Goetheschule auf beiden Seiten der Stadt eine Grundschule gebe: Eine im Westen und eine im Osten.
Kosten für Ausbau sind noch nicht beziffert
Ernst Hertinger (Freie Wähler) sagte, dass mit Inklusion und neuen Unterrichtsformen in den kommenden Jahren bauliche Anpassungen an den Schulgebäuden notwendig würden. Michaela Zimmer (CDU) sagte, dass schülergerechte Rettungswege an der Goetheschule nicht zumutbar wären, wenn diese an das Gebäude angepasst würden. Auch habe die Uhlandschule eine eigene Turnhalle – die Goetheschule nicht.
Auch seien die Kosten für den Umbau der Hebelschule nicht klar. „Wir entscheiden ins Blaue hinein“, sagte Herr Falter. Denn man wisse nicht, wie viel die Sanierung der Hebelschule kosten werde und wie die Uhlandschule durch die Stadt vermarktet werden kann. „Da hätten wir uns eine bessere Auflistung gewünscht.“
Öffentlicher Beschluss einer geheimen Vorlage
Zum Schluss der Diskussion stimmten die Gemeinderäte mit jeweils einer Enthaltung von Arthur Brauch (Freie Wähler) für den dreizügigen Ausbau der Hebelschule zur Ganztagsgrundschule, die als Wahl-Ganztagsschule betrieben werden wird – Eltern können wählen, ob sie ihre Kinder ganztätig unterrichten lassen möchten oder nicht. Für die Schließung der Uhlandschule stimmten nur 14 Stadträte und Bürgermeister Kirchner. Fünf stimmten dagegen. Drei enthielten sich.
Dass vieles an dem Thema noch offen ist, zeigt sich auch an einem ungewöhnlichen Umstand: Zwar wurde der TOP öffentlich diskutiert und beschlossen. Eine öffentliche Vorlage dazu gab es jedoch nicht. Eine Vorlage hatten nur die Stadträte, wie die Verwaltung auf Nachfrage angab.
Anmerkung der Redakteurin: In der ersten Fassung des Artikels haben wir geschrieben, dass die Goetheschule in den kommenden Jahren ebenfalls geschlossen werde. Hier lag ein Verständnisfehler vor. Die Goetheschule bleibt erhalten. Die entsprechenden Passagen wurden korrigiert.