Mannheim, 23. Dezember 2014. (red) Der Engineering- und Servicekonzern Bilfinger SE verkauft wesentliche Teile seines Ingenieurbaugeschäfts an den Schweizer Bau- und Baudienstleistungsunternehmen Implenia. Hier sind knapp 1.900 Mitarbeiter beschäftigt, 2014 beträgt der Umsatz rund 600 Millionen Euro.
Von Hardy Prothmann
Der Abschied vom langjährigen Traditionsgeschäft ist uns nicht leicht gefallen. Umso erfreulicher ist es, dass wir mit Implenia eines der renommierten Bauunternehmen in Europa als Käufer gefunden haben. Wir sind sicher, die Division Construction in gute Hände zu geben. Im neuen Konzernverbund verfügt sie über sehr gute Entwicklungsperspektiven,
teilte Interimschef Herbert Bodner per Pressemitteilung mit. „Mit dem zügigen Abschluss und dem positiven Ergebnis des Verkaufsprozesses sind wir sehr zufrieden“, wird Finanzvorstand Joachim Müller zitiert.
Den Nettoerlös beziffert das Unternehmen mit 230 Millionen Euro, wovon aber durch verrechnete Kredite nur ein Viertel übrig bleibt. Bilfinger geht von einem Kapitalzufluss von rund 60 Millionen Euro im ersten Quartal 2015 aus.
Seit Mai wurden Verkaufsverhandlungen geführt. Die Sparte fließt seitdem nicht mehr in die Bilanz mit ein. Der frühere Vorstandsvorsitzende und jetzige Interimschef Herbert Bodner ist ebenfalls bis Mai bestellt. Bis dahin will der Aufsichtsrat einen neuen Vorstandsvorsitzenden gefunden haben, nachdem der frühere hessische Ministerpräsident Roland Koch „einvernehmlich“ im Sommer ausgeschieden war.
Bilfinger musste einen herben Kursrückgang von über 90 auf nunmehr rund 45 Euro hinnehmen, nachdem es mehrere negative geschäftliche Entwicklungen gab. In der Folge trat Herr Koch ab.
Der Konzern mit weltweit gut 70.000 Mitarbeitern ruht künftig auf drei Säulen. Rund 50 Prozent macht die Sparte Industriedienstleistungen aus – hier werden rund vier Milliarden Euro Umsatz gemacht. 2,5 Milliarden fallen auf die Sparte Immobilien und rund 1,5 Milliarden auf das kriselnde Kraftswerksgeschäft. Der Standort der Unternehmenszentrale bleibt in Mannheim.
Für das polnische Ingenieursgeschäft wird noch ein Käufer gesucht. Hier arbeiten rund 750 Personen. Der aktuelle Verkauf bedarf der Zustimmung deutscher und ausländischer Kartellbehörden, mit einem Abschluss ist im ersten Quartal 2015 zu rechnen.