Mannheim, 22. Mai 2016. (red/ms) Die Meisterschaft ist gewonnen – der eigentliche Traum noch nicht erfüllt: Der SV Waldhof Mannheim wird in der kommenden Woche um den Aufstieg in die dritte Liga spielen. Das Rückspiel findet am 29. Mai in Mannheim statt. Bis dahin dürften tausende Fans – oder besser gesagt: Der gesamte Verein – unter Bluthochdruck zu leiden haben.
Nach einer durchwachsenen Vorjahressaison (Tabellenplatz 13) war der SV Waldhof Mannheim in der aktuellen Spielzeit die beste Mannschaft der Liga – und über weite Strecken der Saison drückend überlegen.
Bereits am 28. Spieltag erschien die Meisterschaft so gut wie sicher und der Traum vom Aufstieg wurde immer realistischer: Mit nur zwei Niederlagen und gerade einmal elf Gegentoren lag der SVW mit sieben Punkten Vorsprung auf Platz 1 – und nur noch sechs Partien verblieben.
Dann kommt es zu Unruhen auf der Führungsebene und Konflikten zwischen Präsidium und Aufsichtsrat. Und zwischenzeitlich bricht die Leistung ein. Zwei bittere Niederlagen folgen aufeinander, die nächste Partie endet unentschieden.
Es wird eng und der Abstand zu Elversberg schmilzt. Nicht nur der Meistertitel scheint in Gefahr – auch die Relegation wirkt nicht mehr ganz so sicher. Die Nervosität der Fans ist förmlich greifbar – und auch auf dem Platz ging viel Leichtigkeit verloren.
Spannender als nötig wäre
Schließlich die Erlösung nach der Partie gegen den SV Spielberg. Nach einem 3:0-Heimsieg steht am 32. Spieltag fest, dass sich der SVW sicher für die Relegation qualifiziert hat. Allerdings unterlag die Mannschaft in der folgenden Begegnung dem direkten Verfolger Elversberg mit 2:1 und rutschte kurz vor Saisonende auf Tabellenplatz 2.
Vor dem 34. Spieltag trennten die beiden Vereine zwei Punkte – Waldhof brauchte für die Meisterschaft also unbedingt einen Sieg und Elversberg durfte nicht gewinnen.
Rechnung erfolgreich beglichen
Das letzte Heimspiel der Saison spielte der SVW gegen den Tabellenletzten, den SV Saar 05 Saarbücken, der deutlich abgeschlagen auf Platz 18 endete. Allerdings gelang es dem SV Saar in der Hinrunde überraschend, den SV Waldhof mit 1:0 zu schlagen. Waldhof Trainer Kenan Kocak kündigte im Vorfeld der Partie an, man habe noch eine Rechnung zu begleichen.
Die Partie sollte sich schnell entscheiden – kurz nach der Halbzeit geht der SV Waldhof bereits mit 3:0 in Führung. Zu diesem Zeitpunkt hatte der SV Saar keine einzige ernstzunehmende Torchance. Die beiden Mannschaften trennten mehrere Klassen.
Schließlich gewinnt der Waldhof mit 5:0 gegen einen vollkommen chancenlosen Gegner – und die Mannschaft schenkt den Fans zum Abschluss ihren höchsten Sieg der Saison.
Allerdings verlief nicht alles gut: Kapitän Hanno Balitsch erlitt zu Beginn der Partei einen Zusammenstoß mit dem Saarler Mathäus Gornik. Er trug eine schwere Platzwunde davon, musste ausgewechselt werden und konnte nicht an den Feierlichkeiten zur Meisterschaft teilnehmen. Die Redaktion wünscht gute Genesung und drückt die Daumen, dass er sich bis zu den Relegationsspielen erholt hat.
Die Spannung im Carl-Benz-Stadion war schnell raus – früh war ersichtlich, dass der Sieg sicher war. Entscheidender würde sein, wie die Begegnung in Hoffenheim ausfällt. Dort spielte zeitgleich der SV Elversberg.
Elversberg patzt
Als in der Schlussviertelstunde der Zwischenstand aus Hoffenheim durchgegeben wird, bricht tosender Jubel los – denn Elversberg liegt mit 1:2 hinten. Damit ist der Waldhof wieder vorne in der Tabelle. Und bleibt das auch, nachdem alle Partien am 34. Spieltag abgepfiffen worden sind.
Nach einem holprigen Schlusssprint gelang es also doch noch, die Saison positiv abzuschließen – dennoch bleibt die Anspannung unter den Fans groß. Denn die wirklich entscheidenden Spiele finden erst in der kommenden Woche statt: Dann wird der SVW gegen die Sportfreunde Lotte um den Aufstieg kämpfen.
Lotte hat die Regionalliga West souverän mit 15 Punkten Vorsprung und bei nur drei Niederlagen aus 36 Spielen als Tabellenerster abgeschlossen. Das wird kein Zuckerschlecken für den SV Waldhof – dennoch ist der Aufstieg durchaus realistisch, denn die spielerischen Leistungen, die der SVW über weite Strecken der Saison gezeigt hat, liegen deutlich über dem Niveau einer Regionalliga.
Spannung für viele fast unerträglich
Trotzdem werden die meisten Waldhof-Fans wohl bis zum kommenden Sonntag unter Bluthochdruck zu leiden haben – die Anspannung lässt sich kaum beschreiben, nachdem die Mannschaft in den letzten Begegnungen der Saison ins Straucheln geriet.
Der SV Saar ist nicht der Maßstab, um sich für die dritte Liga zu messen – allerdings dürfte die Partie den Spielern und Fans einiges an Selbstvertrauen zurückgegeben haben. Der SV Waldhof ließ nicht nur kaum gegnerische Chancen zu – er zeigte sich auch in der Offensive effizient und verwertete nahezu jede Großchance. Daran hatte es zuletzt etwas gehapert.
Die Emotionen bei der Meisterschaftsfeier sind groß und die Stimmung ist sensationell – und wirkt dennoch etwas gehemmt, zumindest für Waldhof-Verhältnisse. Denn das eigentliche Ziel ist der Aufstieg und um den muss noch gezittert werden.
Bei der aktuellen Begegnung waren 5.754 Zuschauer anwesend. Das liegt unter dem eigenen Schnitt (diese Saison etwa 6.500 Zuschauer). Für das Relegations-Rückspiel wird ein ausverkauftes Carl-Benz-Stadion erwartet.
Die Torschützen der Partie
1:0 – Marcel Seegert, 26. Spielminute
2:0 – Jannik Sommer, 36. Spielminute
3:0 – Christoph Fuhr (Eigentor), 49. Spielminute
4:0 – Jannik Sommer, 62. Spielminute
5:0 – Freddy Mombongo, 75. Spielminute