Mannheim/Südwesten, 22. Januar 2021. (red/pro) Die Stadtverwaltung Mannheim und deren oberster Dienstchef, Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz (SPD), bilden sich viel ein auf ihre angeblich fortschrittliche Digitalisierung und eine effiziente Verwaltung. Tatsächlich zeigt ein kurzer „Stresstest“, dass offenbar viele vermeintlich selbstverständliche Informationen nicht per Knopfdruck abrufbar sind und selbst bei dezidierter Nachfrage Tage brauchen, um dann letztlich nur teils beantwortet zu werden.
Von Hardy Prothmann
Ich bin als politischer Journalist mit fast dreißig Jahren beruflicher Erfahrung, lokal, national und international, davon die ersten drei Jahre meiner Arbeit und die vergangenen über zehn Jahre, mit kommunalen Verhältnissen in der Region sehr gut vertraut.
Die Stadt Mannheim ist zwar nur eine kleine Großstadt, hat aber als zweitgrößte Stadt im Südwesten eine Metropolfunktion in der Metropolregion Rhein-Neckar. Und diese Region ist so eine Art „Mini-Deutschland“.
Vor rund 20 Jahren hatte deshalb der Axel-Springer-Verlag hier ein Experiment durchgeführt. Mit der kostenlosen Zeitung, ich glaube, sie hieß „Extra“, sollte getestet werden, welche Zielgruppen man hier in einem Mix aus Großstädten wie Mannheim, Heidelberg, Ludwigshafen und einem eher ländlichen Raum ansprechen kann.
Das Experiment scheiterte, weil offenbar keine geeignete Vermarktungsstrategie gefunden werden konnte. Was bis heute bleibt, ist, dass die Region eine Art „Mini-Deutschland“ ist.
Die RNB-Anfrage an die bedeutendste Kommune, die Stadt Mannheim, mit über 8.000 Mitarbeitern im „Konzern“, zeigt auf, wie wenig vernetzt und strategisch fit diese Stadt ist. Das lässt Schlimmeres für all die kleinen Gemeinden außenrum befürchten.
Wir haben der Stadt Mannheim am Montag, den 11. Januar 2021, einen Fragenkatalog übersandt, bei dem wir davon ausgegangen sind, dass die Antworten nicht unmittelbar vorliegen, aber doch innerhalb von ein, zwei Tagen vorliegen könnten.
Diese Annahme war weit gefehlt. Am 15. Januar beantwortete die Pressestelle der Stadt Mannheim nur rund zwei Drittel der Fragen und kündigte an, die weiteren Antworten nachzuliefern.
Am 21. Januar, also zehn Tage nach unserer Anfrage, haben wir die Stadt Mannheim aufgefordert, nun endlich die restlichen Fragen zu beantworten.
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Dazu haben wir der Mitarbeiterin der Pressestelle auch eine persönliche Mitteilung übersandt, in der unter anderem stand, dass man weiter gerne professionell miteinander arbeiten möchte, aber nicht einverstanden ist, dass auf, aus Sicht des RNB, selbstverständliche Fragen keine Antworten in annehmbarer Zeit verfügbar sind. Nebenbei haben wir angemerkt, dass der Pressechef Ralf Walther von uns nur noch angefragt wird, wenn es gar nicht anders geht, denn diese Personalie ist aus RNB-Sicht ein Totalausfall und der Oberbürgermeister wäre gut beraten, wenn er dieses Problem schnell lösen würde.
Nach unserer Nachfrage kamen dann am Nachmittag des 21. Januar 2021 um 15:20 Uhr die restlichen Antworten mit dem Hinweis, dass man 22 unserer 33 Fragen bereits am Freitag beantwortet hätte, weiter, dass die zuständigen Fachbereiche „weit über das übliche Maß gefordert“ seien und Antworten „qualitätsgesichert“ werden müssten.
Naja. Wir haben erstaunt zur Kenntnis genommen, dass man unsere Fragen durchzählt. Das haben wir dann selbst gemacht und kommen nicht auf 33, sondern 37. Soviel zur Qualitätssicherung. Einige wurden nicht beantwortet. Der Mitarbeiterin haben wir dann noch eine Zusatzfrage geschickt, ok das ist fies, aber manchmal muss man zwicken, um jemanden dazu zu bewegen, mal nachzudenken. Die Einzel-Frage lautete: „Was ist aus der Sicht der Stadt Mannheim der Sinn des Lebens?“. Soviel Sarkasmus und Ironie muss sein, wenn man darauf hingewiesen wird, wie viele Fragen man gestellt hat. Denn die Botschaft ist: „Wie können Sie so unverschämt sein, so viele Fragen zu stellen, auf die wir überwiegend keine Antworten haben?“. Deshalb die Einzelfrage.
Wir dokumentieren hier zunächst unsere Fragen. Dann in einem weiteren Artikel die Antworten bis vergangenen Freitag, dann in einem weiteren Artikel die Antworten am gestrigen Donnerstag.
Und dann haben wir eine große Bitte: Schreiben Sie uns, was Sie davon halten. Und auch, wie man journalistisch einigermaßen zeitnah kritisch arbeiten soll, wenn eine Stadtverwaltung mit über 8.000 Mitarbeitern, einem Oberbürgermeister und fünf Dezernaten, jeweils mit eigenen Presseabteilungen ausgestattet, nicht in der Lage ist, zeitnah solide Antworten auf naheliegende Fragen zu geben.
Schreiben Sie mich persönlich an: chefredaktion (at) rheinneckarblog.de. Schreiben Sie Kommentare. Teilen Sie diesen Artikel und verbreiten Sie ihn.
Teilen Sie uns bitte mit, welche Fragen Sie haben und welche Nachfragen auf die „Teil“-Antworten der Stadt Mannheim.
Als verantwortlicher Redakteur des RNB bin ich im Gegensatz zu vielen anderen Medien sehr ehrlich zu Ihnen: Wir sind hier überfordert. Die anderen auch, die geben das aber nicht zu, sondern sind überwiegend stramm dabei, Propaganda zu verbreiten. Kritischen Journalismus können wir hier kaum erkennen.
Hier die Dokumentation der Fragen. In einem weiteren Artikel folgen die ersten Antworten, dann die restlichen, dann ordne ich das als Journalist ein und auch als Kommunikationsberater. Soviel vorab: Die Kommunikation der Stadt Mannheim ist leider erheblich unprofessionell.
Sie können als Leserin und Leser versichert sein, dass wir bei vielen Fragen vorab selbst recherchiert haben und keine genauen Informationen finden konnten. Wir stressen niemanden über Gebühr – die Pressestelle der Stadt Mannheim fühlt sich aber offenbar erheblich gestresst, weil dort selbstverständliche Arbeiten nie erledigt wurden. Wir haben erst fünf, dann insgesamt neun Arbeitstage abgewartet und mussten letztlich eine Frist setzen, um Antworten zu erhalten. Das ist erbärmlich und unwürdig. Wir haben kein Interesse daran, irgendjemandem Fristen zu setzen, sondern wollen informieren.
Unsere Fragen:
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