Mannheim/Rhein-Neckar, 18. Juli 2013. (red/pro) Die Fans von damals kennen sie – Tanita Tikaram. Die zarte, die schöne, die mit der tiefen Stimme, die warm und überhaupt nicht rauchig ist. Sie ist kehlig, kommt tief aus der zierlichen Frau heraus. Überrascht und fasziniert. Tanita Tikaram tritt am Freitag auf der Seebühne auf und es wird ein sehr besonderes Konzert sein. Unser absoluter Wochentipp – wir verlosen 3×2 Karten.
Von Hardy Prothmann
So ein Interview-Termin mit einem Star geht meist um die Tour, die aktuelle Produktion und allgemeine Fragen, auf die der Star die immergleichen Antworten gibt. Was sollten sie also auch anderes antworten.
Ich mache nicht gerne Promi-Interviews, weil sie ein abgekartetes Spiel sind. Was also Tanita Tikaram fragen? Die Frage, die alle stellen? Mit „Twist in my sobriety“ hatten Sie einen Superhit, den sie nie mehr ansatzweise erreichen konnten.“ Und dann: „Wie gehen Sie damit um, was bedeutet das für Sie, wie hat sie das verändert?“
So doof sind die Fragen gar nicht. Es kommt nur drauf an, wie und wann man sie stellt.
Wenn Song und Person zusammen gehören
Ich bin an der Reihe und eigentlich sollte es ein Video-Interview werden, aber ich hab irgendwas falsch gedrückt, mich auf’s Interview konzentriert und später festgestellt, dass der Take schwer überbelichtet ist. Ich frage:
How about your Sobriety today?
Tanita Tikaram guckt überrascht. Denn alle fragen sie nach der Zeit damals. Sie sagt, dass ihr der Erfolg damals nicht zu Kopf gestiegen ist, was gut war. Und dass sie eigentlich heute noch so ist wie damals. Sobriety passt immer noch. Das Wort kann so viel bedeuten, ernsthaft, nüchtern, bescheiden, schlicht. Tanita Tikaram strahlt das wirklich aus. Dazu eine große Freundlichkeit, ja gar Herzlichkeit gegenüber einem Fremden, der ihr Fragen über sich stellt. Eitelkeit spielt überhaupt keine Rolle. Also frage ich weiter:
Do you feal sometimes twisted?
Tanita prustet los. Wir haben anscheinend denselben Humor. Sie wischt sich sogar eine Träne aus dem Augenwinkel, dann lacht sie, tief und faszinierend, strahlt, wird ernst und sagt:
Ja, klar, das Leben treibt mich um. Wie alle. Ich versuche mit wenig zufrieden zu sein und das geht auch sehr gut.
Tanita Tikaram hat 1988 mit „Twist in my Sobriety“ über vier Millionen Platten verkauft. Das war sensationell. Weil sie nie mehr an diesen Erfolg heranreichen konnte, nennen sie manche ein „One-Hit-Wonder“. Diese Leute haben aber keine Ahnung. Tanita Tikaram hat von 1988-2012 neun Platten gemacht. Also im Schnitt so alle 3,5 Jahre. Bist Du ein wenig faul?
Hey, was sagst Du zu mir? (Sie lacht und amüsiert sich). Ich habe meinen Rhythmus und meine Musik. Die muss sich gut anfühlen. Ich arbeite viel daran. Und manchmal dauert das.
Sie strahlt, nein, sie lächelt mich an.
Mega-Erfolg und Freiheit
Die Antwort ist nicht abgespuhlt. Auch nicht irgendwie. So wie sie aussieht und was sie ausstrahlt, passt das zu dem, was sie sagt. „Sie tickt richtig“ – mit sich, für sich. Und das ist schon mal sehr viel wert.
Hat sie Geld oder braucht sie Geld? Das ist eine gemeine Frage. Macht sie Musik nur so und kassiert aus irgendeiner Geldanlage oder hat sie alles verprasst und muss wieder auf Tournée. Tanita Tikaram hört die Frage, ob sie seit damals eigentlich finanziell gut versorgt sei und was das für ihr Leben bedeutet, so klar, dass es schon fast sensationell ist, weil so selten:
Der Erfolg hat mir finanzielle Sicherheit gebracht. Das macht vieles einfacher. Das ist toll, ich kann meine Musik machen. Und ich gehe auch gerne auf Tour, zu den Menschen. Ich bin oft auf Tour und reise viel, aber manchmal mag ich auftreten, wie bei der Tour jetzt.
Am liebsten hätte ich der Frau an dieser Stelle gesagt, wie schön es ist, einen solchen Menschen zu treffen. Aber das journalistische Interview lief ja noch. Also frage ich. Tanita, von wem hast Du das? Hat das mit Deinen Eltern zu tun, Deine Mutter aus Malaysien, Dein Vater von den Fidschi-Inseln?
Mit einem Mal erzählt sie. Dass sie bis sie zwölf war in einer britischen Kaserne in Münster lebte, vage Erinnerungen hat, an Volksmusiksendungen. Das hat sie überall schon einmal gesagt. Ich frage nach: Ein anderer kultureller Stil? Religion? Sie guckt, prustet wieder, winkt ab und schüttelt sich vor Lustigkeit:
No, no, no (sie muss kurz Luft holen). Meine Eltern sind ganz normale Leute. Sie haben mir Freiheit gegeben und ich habe das Glück, sie nehmen zu können. Und zur Frage vorhin: Ja, der Twist ist da und die Sobriety. Aber damals anders, das ist lang her.
Später wird sie vor geladenen Gästen spielen. Freunde der Seebühne, Förderer. Und was singt sie? „Twist in my sobriety“. Es ist ihr Song. Und er geht unter die Haut. Auch, wenn man den Hit von damals kennt.
Tanita Tikaram wirkt gelassen. Sie spielt mit wenigen Akkorden (my guitar is rubbish, sagte sie im Interview) eine gute Begleitung. Aber ihre Stimme ist es, die die Menschen sofort in den Bann zieht. Sie wirkt zart und entspannt. Tatsächlich ist ihr Körper unter Spannung, sie singt das Lied mit ihrem Körper, vielleicht kommt daher die Tiefe. Die Bewegungen sind fein, manchmal kaum zu merken. Sie ist ein Singer/Songwriter, die Musik und sie sind eins.
Diesen sehr besonderen Menschen in einem Konzert erleben zu können, ist bestimmt ein großes Erlebnis. Deswegen wünsche ich allen Seebühnengäste auch einen unvergesslichen Abend. Ich bin selbstverständlich auch da, weil ich mir das nicht entgehen lasse.
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Wer eine von 3×2 Karten gewinnen möchte (je 30-40 Euro je nach Belegung), schreibt Namen und Adresse an redaktion(at)rheinneckarblog.de und nennt als Betreff die richtige Antwort auf die Frage: In welcher deutschen Stadt hat Tanita Tikaram gelebt? Einsendeschluss ist der 19. Juli, 12:00 Uhr. Viel Glück 😀
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen – wir wünschen den Gewinnern schon fest viel Spaß bei diesem mit Sicherheit tollen Konzert auf der Seebühne im Luisenpark.
Wer sie von damals kennt oder nicht kennt…
Und wer wissen will, was sie heute macht… einfach drauf einlassen. Toller Song.