Mannheim/Worms/Rhein-Neckar, 24. Mai 2013. (red/ld) Was spiegelt die Region am besten wieder? Wein und Industrie dachten sich Ingrid Blanck vom TV 1879 Horchheim bei Worms und Angelika Stark aus Jügesheim. Mit einer Steppaerobic-Choreographie auf Weinkisten gestalten sie die Stadiongala, mit der das Turnfest am 24. Mai endet. 349 Sportlerinnen und Sportlern aus dem Bundesgebiet werden dabei sein. Insgesamt wird die Gala von 2.500 Aktiven gestaltet. Vom Turnfest ist Frau Blanck seit ihrem ersten Mal begeistert. Das war 1987 in Berlin. Und die Mauer stand noch.
Seit ihrer Kindheit ist die 45-jährige Kinderkrankenschwester und Mutter von zwei erwachsenen Töchtern in ihrem Verein aktiv: Zuerst als Sportlerin, später als Gruppenleiterin und derzeit als Trainerin für Aerobic, Steppaerobic und Pilates. Die Weinkistenchoreographie hat sie gemeinsam mit Angelika Stark vom TSG 1895 Jügesheim entwickelt. Bei der Stadiongala wird sie ihr Werk zum ersten Mal in Aufführung erleben, wenn 349 Sportlerinnen und Sportler auf Weinkisten Steppaerobic machen. Die Gala selbst werden 2.500 Aktive aus dem Bundesgebiet gestalten.
Interview Lydia Dartsch
Frau Blanck, eine Choreographie mit Weinkisten: Wie muss ich mir das bildlich vorstellen?
Ingrid Blanck: Wir standen vor der Aufgabe, ein Fitness- und Rhythmusbild zu erstellen, das die Region wiederspiegelt, und was passte zu unserer Region besser als Wein und Industrie?
Das erklärt schon mal die Weinkisten.
Blanck: Wir machen Steppaerobic auf Weinkisten. Das fängt ganz gemütlich an, mit „Ja so en gute Palzwoi“. Da wird erstmal mit dem ganzen Stadion geschunkelt. Dann gibt es einen harten Kontrast zum industriellen Teil. Dort geht es dann strenger zu.
Wenn da 349 Menschen mitsteppen, brauchen Sie aber viele Weinkisten.
Blanck: (lacht) 360! Und das hat gedauert, bis wir alle Weinkisten ausgetrunken hatten. Aber im Ernst: Ich habe bei uns in der Gegend sämtliche Winzer abgeklappert und sie darum gebeten, uns Weinkisten für die Gala zu spenden. Das ganze ist vor allem den rhein-hessischen Winzern zu verdanken und der Lebenshilfe Worms. Die hat die Weinkisten dann in ihren Werkstätten für uns verstärken lassen.
Ich wollte gerade fragen, ob die irgendwie präpariert sind. So eine Kiste hält doch kaum 50 Kilo aus.
Blanck: Die sind EU-genormt und müssen schon etwas aushalten können.
Wie lange trainieren Sie schon für die Stadiongala?
Blanck: An der Choreographie arbeiten wir seit vergangenem Sommer. Dann gab es im Oktober 2012 eine Multiplikatorenschulung vom Deutschen Turnerbund (DTB), in der wir den Trainern der anderen Vereine die Choreographie beigebracht haben. Die haben danach bei sich zu hause angefangen zu trainieren. Wir trainieren also seit einem halben Jahr.
Wie lange dauert denn der Steppteil, der später in der Gala zu sehen sein wird?
Blanck: Das wird eine Minute vierzig Sekunden lang gehen.
Hört sich für mich jetzt nicht sehr anstrengend an.
Blanck: Naja, die Aufführung vielleicht nicht, aber die ganzen Proben sind sehr anstrengend: So eine Weinkiste entspricht der Steppstufe drei. Da muss man die Knie schon gut anheben.
Wie viele Turnfeste haben Sie bis jetzt erlebt?
Blanck: Ich war bei fünf dabei: 1987. 2002, 2005, 2009 und 2013.
Sie sind also ein richtiger Turnfest-Fan?
Blanck: Das Internationale Deutsche Turnfest ist etwas ganz besonderes. Als ich 1987 in Berlin das erste Mal dabei war, durfte ich mit unserem Oberturnwart die Fahne unseres Vereins ins Olympiastadion tragen. Das war so ein tolles Gefühl, wenn alle Fahnen durchs Stadion getragen werden. Da ging die Begeisterung fürs Turnfest los.
Was war das bewegendste, was Sie auf dem Turnfest erlebt haben?
Blanck: Das war nach dem Abschlusskonzert des Turnfests 1987. Das fand am Reichstag statt, im Westteil der Stadt, wenige Meter von der Berliner Mauer entfernt: Das Konzert war vorbei und wir wurden alle langsam ruhiger. Und dann hörten wir von der anderen Seite des Brandenburger Tors, dass sich dort Menschen versammelt hatten, die auch applaudiert haben. Das war ein sehr emotionaler Moment damals.
Über 50.000 Sportlerinnen und Sportler aus der ganzen Welt haben sich für das Turnfest gemeldet. Was macht das Turnfest Ihrer Meinung nach so attraktiv?
Blanck: Ich verbinde damit vor allem die Gemeinschaft: Alles ist so friedlich. Es herrscht eine ganz lockere Stimmung. Dazu gibt es sehr viele Wettkämpfe. So viele, wie beim Turnfest sieht man sonst nicht; vor allem nicht so nah beieinander.
Was werden Ihre Highlights sein?
Blanck: Natürlich die Stadiongala. Da werde ich die Choreographie zum allerersten Mal im Ganzen sehen. Und dann tritt die Steppaerobic-Gruppe, die ich trainiere, in Lampertheim zum Wettkampf an.