Ludwigshafen, 17. März 2015. (red/pro) Seine Zivilcourage hat ein 30-jähriger Pfälzer aus dem Raum Mutterstadt schwer verletzt büßen müssen. In der Nacht von Freitag auf Samstag will er einer jungen Frau (26) beistehen, die von zwei Männern belästigt wird. Kurz darauf wird ihm „eine Flasche durch’s Gesicht gezogen“.
Von Hardy Prothmann

Nach dem Angriff mit einer Glasflasche musste der Arzt die Wunden mit fast 30 Stichen nähen. Foto: privat
Wir waren in einer Disko, dann kamen zwei Typen und grabschten eine Freundin von mir an und haben sie verbal belästigt,
erzählt der junge Mann, der im IT-Bereich arbeitet. Es ist gegen 2 Uhr nachts. Er sagt ihnen, dass sie weitergehen sollen. Darauf beugt sich einer vor und sagt:
Das ist ein Weib, die nix Wert!
Er fordert die beiden Männer „mit Migrationshintergrund“ auf zu verschwinden. Die Antwort ist eine klare Drohung:
Weißt du wer ich bin? Wir kriegen dich draußen! Wir warten auf dich…
Der junge Mann bleibt ruhig und lässt sich nicht provozieren. Dann erzählt er:
Dass es mir so am Arsch vorbei ging, muss sie so in Rage versetzt haben, dass der eine mich gestoßen und der andere in der gleichen Bewegung mir eine Glasflasche ins Gesicht geschlagen hat. Ich drehte mich zur Seite und wollte mich gerade wehren, als eine junge Frau neben mir schrie „Oh Gott, du blutest“!
Die Glasflasche zersplittert durch den Schlag ins Gesicht – auch der 24-jährige Schläger verletzt sich an der Hand. Die Security der Diskothek hält die Schläger bis zum Eintreffen der Polizei fest – die ermittelt nun wegen gefährlicher Körperverletzung. Der junge Mann wird versorgt, dann in eine Klinik gebracht.
Ich habe mehrere Handtücher durchgeblutet, einen Liter Blut verloren. Die Ärzte haben die Wunden mit fast 30 Stichen genäht. Nur zwei Zentimeter weiter oben und ich hätte mein Auge verlieren können.

Direkt nach dem Angriff – der junge Mann blutet stark. Foto: privat
Welle der Solidarität
Der junge Mann ist geschockt von der Brutalität und der Skrupellosigkeit der Schläger.
Er postet seine Geschichte mit Fotos auf Facebook und schreibt drüber: „So sieht man aus, wenn man Zivilcourage zeigt.“
Innerhalb von drei Tagen wird seine Geschichte mit den beiden Fotos fast 50.000 Mal geteilt, fast 1.ooo Mal kommentiert.
Eine Welle der Entrüstung und vor allem der Solidarität rollt ihm entgegen. „Respekt“, „Danke für Deinen Mut“, „Gute Besserung“ – so fangen fast alle Kommentare an.
Viele beglückwünschen ihn für sein mutiges Verhalten und wünschen ihm baldige Genesung.
Obwohl er krank geschrieben ist und im Gespräch deutlich mitgenommen wirkt, sagt er, dass er jederzeit wieder so handeln würde:
Man darf sich von solchen Typen nicht einschüchtern lassen. Die vielen Menschen, die ihre Solidarität geäußert haben, tun wirklich gut. Das gibt Kraft. Ich möchte mich dafür bei allen bedanken – es sind zu viele, um das bei jedem persönlich zu tun.
Die Polizei Ludwigshafen hat den Vorfall auf unsere Nachfrage bestätigt. Die Schläger, 24 und 26 Jahre alt, sind nach Feststellung der Identität wieder auf freiem Fuß.
Der Anwalt des Geschädigten will prüfen lassen, ob der Angriff als „versuchter Totschlag“ zu werten ist – die Polizei ermittelt bislang wegen „gefährlicher Körperverletzung“. Der Unterschied ist enorm: Körperverletzung wird zwischen drei Monaten bis zu zehn Jahren Haft bestraft. Auf „versuchten Totschlag“ gibt es Gefängnisstrafen zwischen ein und zehn Jahren. Haftstrafen unter zwei Jahren können zur Bewährung ausgesetzt werden.