Rhein-Neckar, 16. Juni 2016. (red/pro) Die erste Überblicksauswertung unserer Leserumfrage macht eins klar – unsere Berichterstattung wird gebraucht. Wir bieten unsere Artikel für die Leser/innen kostenfrei an, das macht die Artikel aber nicht kostenlos. Unsere Artikel kosten Geld. Der “Konsum” soll möglichst frei bleiben, damit wir auch Menschen erreichen, die sonst nicht unsere Artikel lesen würden. Wir bitten trotzdem alle Leser um Geld, damit unsere Arbeit finanziert werden kann. Chefredakteur Hardy Prothmann erklärt, warum.
Von Hardy Prothmann
Haben Sie heute schon den Text von Minh Schredle zur “Mitte”-Studie, “Täglich grüßt die Fremdenfeindlichkeit” gelesen? Nein? Dann sollten Sie das tun, wenn Sie sich für Gesellschaft und Politik interessieren. Warum? Weil der Kollege den gesamten Tag an diesem Text gearbeitet hat. Er hat die 170 Seiten im Original durchgesehen. Er hat die Informationen zueinander in Beziehung gesetzt. Er hat andere Texte dazu gelesen und mit mir über den Inhalt seines Textes diskutiert.
Wir bieten politische Bildung
Minh Schredle ist 21 Jahre jung und hat bald sein 20-monatiges Volontariat absolviert. Nach einem hervorragenden Abitur hat er studiert, aber unterbrochen, weil er mit dem Studium nicht zufrieden war und bei uns eine Ausbildung angeboten bekommen hat.
Als Minh Schredle bei uns angefangen hat, wusste er nichts (!) über kommunale Politik. Ein wenig über Politik allgemein. Wie die allermeisten Schüler ist er in Geschichte nie über den Nationalsozialismus hinausgekommen. Nachkriegsdeutschland, Wirtschaftswunder, Adenauer-Republik, 68, Öl-Krise, Deutscher Herbst, Kalter Krieg, Anti-Atomkraft-Bewegung, Wiedervereinigung – alles böhmische Dörfer für einen Einser-Abiturienten, der das beste Deutsch-Abitur abgeliefert hat. Minh ist 1994 geboren.
Irgendwie hatte er von dem ein oder anderen schon gehört – aber echtes Wissen, ein solides Verständnis für Zusammenhänge war nicht vorhanden. Minh, der Einser-Abiturient, ist der beste Zeuge für ein eklatantes Problem im deutschen Bildungswesen. Reale Politik im Hier und Jetzt wird an Schulen nicht vermittelt und auch nicht an Universitäten. Ich weiß das, ich habe selbst Abitur und von 1989-1994 Politikwissenschaften in Mannheim studiert.
Ich bin erst mit 25 Jahren zum Journalismus gekommen, also viel später als Minh. Ich habe damals in Mannheim über die Moschee geschrieben und “Integration” – und denke heute oft, dass es nach dem Prinzip läuft “und täglich grüßt das Murmeltier”. Daraus entstand die Idee zu diesem Text: „Eine unterschwellig schon immer vorhandene Ausländerfeindlichkeit…“. Der geschätzte Spiegel-Kollege Cordt Schnibben meinte zu dieser Collage: “Herausragend.” Man wird diese Texte immer wieder schreiben müssen, weil nie jemand immer alles kennt.
Seit gut dreieinhalb Jahren arbeitet Minh nun für das Rheinneckarblog. Er hat viele Erfahrungen selbst machen müssen, wurde aber immer betreut. Und er hat unglaublich viel gelernt. Vor allem hat er sich aber Respekt erarbeitet – insbesondere seine analytischen Artikel werden in den entsprechenden Fachkreisen hoch gelobt. Für die Qualität, für die Tiefe der Analyse, für die Aufrichtigkeit der Darstellung. Natürlich gibt es auch Leute, die meinen, dies und jenes sei zu wenig berücksichtigt oder gar falsch. Niemand kann es allen recht machen und das ist auch nicht unser Anspruch.
Minh steht als pars pro toto. Wir bilden alle unsere Mitarbeiter weiter. Minh hat gerade zwei Seminare zu “Rechtsradikalismus” und “Politisches Interview” hinter sich. Immer mit dem Ziel, bestmöglichen, verlässlichen Journalismus zur Meinungsbildung der Öffentlichkeit anzubieten. Diese Öffentlichkeit sind Sie und jeder, der unsere Informationen nutzt.
Warum sollten Sie zahlen?
Warum sollten Sie zahlen, wenn andere nicht zahlen? Ganz einfach: Wenn niemand zahlt, kann ich meine Leute nicht bezahlen und am Ende wird dieses Angebot nicht zu finanzieren sein. Wir verdienen doch auch Geld mit Werbung? Das ist richtig. Und damit verdienen wir den Großteil der aktuellen Einnahmen.
Aktuell haben wir erstmals “Probleme” mit einem Werbekunden, der aufgrund unserer Berichterstattung seinen Werbevertrag nicht erfüllen will. Ein einzelner Bericht hat Missfallen erregt. Es geht um rund 4.000 Euro. Wir versuchen das Problem zu lösen und informieren zu gegebener Zeit und nach gegebenen Umständen, wenn es sich nicht lösen lässt.
Und ja. Es ist zutreffend, dass wir “abhängig” sind. Journalistisch sind wir unabhängig und lassen uns weder erpressen noch erfüllen wir Wünsche. Aber wir sind abhängig von Einnahmen. Wer Boykotte gegen uns fordert und durchsetzt (dazu haben im Rahmen der Landtagswahl berichtet), Werbeverträge kündigt oder unsere Kunden unter Druck setzt, der übt negativen Einfluss auf unsere Einnahmesituation aus. Hinter der Redaktion steht ein wirtschaftlicher Betrieb und die Rechnung ist einfach: Einnahmen minus Ausgaben müssen im Plus liegen.
Je mehr unserer Leser/innen also für unsere Dienstleistung zahlen, umso unabhängiger werden wir von wirtschaftlichen Einflüssen durch Werbekunden. An dieser Stelle möchte ich betonen: Die Zusammenarbeit mit unseren Werbekunden ist hervorragend und bis auf den einen aktuell wird gerade deshalb bei uns geworden, weil unsere journalistische Grundhaltung enorm wertgeschätzt wird. Besten Dank dafür! Bitte beachten Sie also die Werbung unserer Kunden und nehmen Sie deren Angebot an. Haben die Werbekunden Erfolg mit Ihrer Werbung bei uns, nützt das den Kunden, uns und auch Ihnen.
Unsere Förderkreismitglieder bekommen exklusiv einen Newsletter – als Dank für die finanzielle Unterstützung. Wir arbeiten an weiteren exklusiven Inhalten, die nur denen offen stehen, die auch dafür zahlen. Beispielsweise die Dokumentation unserer Quellen. Aber auch das ist Arbeit und kostet unser Geld. Und auch das muss finanziert werden – Weiterentwicklungen.
Früher war Journalismus ein sehr lukratives Geschäft – Medien kontrollierten den Informationsfluss. Das ist zunehmend vorbei. Die Zukunft des Journalismus liegt in der Moderation von Informationen, in der Einordnung. Sie bekommen von uns Hinweise auf unser Quellen und wie wir diese bewerten. Das wollen wir exklusiv machen, für zahlende Leser. Um das leisten zu können, brauchen wir wieder – die alte Leier – Geld.
Wir benötigen mehr Geld von Ihnen – den Leserinnen und Lesern
Wir wünschen uns aber mehr finanzielle Unterstützung durch unsere Leserinnen und Leser. Nein, wir wünschen nicht nur, wir benötigen diese. Eine Kommentatorin, die sich sehr kritisch mit unserer Arbeit auseinandersetzt, hat vor kurzem einen wirklich tollen Kommentar geschrieben. Sehr emotional und sehr ehrlich. Das Fazit: Würden alle nur fünf Euro im Monat an uns zahlen, hätten wir auf einen Schlag keine finanziellen Probleme mehr, wir könnten sogar weitere Kollegen einstellen und noch mehr Journalismus anbieten.
Auch das wird in der Leserumfrage deutlich: Man wünscht sich mehr Analyse, noch mehr Themen bei uns. Das bieten wir gerne – wenn wir das leisten können. Dafür muss die Leistung bezahlt sein.
Wir müssen täglich den Mut zur Lücke haben, weil wir viele Themen gerne bearbeiten würden, aber abwägen, ob wir “uns das leisten” können oder wollen. Was wir niemals machen, ist Sie zu täuschen. Wenn wir berichten, dann nicht lückenhaft, sondern umfassend. Lückenjournalismus überlassen wir anderen.
Wir machen Themen nicht nach Klickzahlen
Es gibt sehr viele Themen, bei denen ich entscheide, dass wir uns diese leisten wollen, auch wenn klar ist, dass sie nicht zur den meistgelesensten Texten gehören werden und viel Geld kosten, das man für schnelle “Aufreger” ausgeben könnte. Der Text von Minh gehört dazu. Ich wünschte mir, dass dieser Text ein “Top-Text” sein wird, mit Tausenden von Facebook-Likes, vielen Kommentaren und einer großen Reichweite. Sie können solchen Texten dazu verhelfen, indem Sie den Text lesen, anderen empfehlen, teilen, verbreiten.
Der Text des Kollegen ist lang, komplex und Sie als Leserin und Leser müssen sich diesen erarbeiten. Das ist das, was wir anbieten. Analytischer Journalismus. Lokal, regional und immer wieder brechen wir nationale und internationale Themen auf das Leben hier vor Ort herunter. Und wir sind dabei sehr selbstsicher: Unsere Leserinnen und Leser wissen früher als andere, was ist und sein wird. Insbesondere bei den Themen Asyldebatte und Sicherheit berichten wir immer wieder lange vor anderen Medien, was sein wird.
Statt möglichst viele Themen oberflächlich abzuhandeln, steigen wir tief ein. Wir sind oft aktuell, manchmal kommen wir aber viel später als andere mit unserer Arbeit heraus, weil guter Journalismus Zeit braucht. Und wir sind nicht “gefällig” – oft gehen wir in Konfrontation, aber nicht, weil wir jemanden “frühstücken” wollen, sondern weil wir Probleme erkennen und diese benennen. Dabei machen wir auch Fehler und wenn diese inhaltlicher Art sind, korrigieren wir diese und machen das transparent.
Und was von “Gegnern” immer wieder behauptet wird, ist falsch: Wir schreiben nicht für Klickzahlen, daran verdienen wir nichts, weil wir unsere Werbung nach Festpreisen verkaufen. Und viele Klickzahlen bedeuten nicht viele Spenden.
Wir unterscheiden uns eklatant von Mainstream-Medien
Auch das stellen wir fest: Viele, die schon lange mit etablierten Medien zu tun haben, irritiert unsere Arbeit. Sie glauben gar nicht, wie oft wir hören: “Also von Ihren Kollegen bin ich das anders gewohnt.” Übersetzt: Man hat sich eingerichtet, kritische Nachfragen gibt es kaum, Positionen sind bekannt und werden transportiert. Das ist alles, nur kein kritischer Journalismus.
Damit unterscheiden wir uns eklatant von “Mainstream”-Medien. Wir machen unser Arbeit nicht gegen oder für jemanden, sondern nur mit einem Ziel: Zutreffende Informationen zur öffentlichen Meinungsbildung anzubieten. Ob wir positiv oder negativ berichten, spielt keine Rolle. Es geht nur darum, dass wir zutreffend berichten. Das gefällt nicht jedem und immer wieder werden wir verklagt – die über 40.000 Euro, die das in den vergangenen Jahren gekostet hat, fehlen schmerzlich in unserer Kasse für die redaktionelle Arbeit.
Die “Mainstream”-Medien der Region sind übrigens sehr darauf aus, uns niemals zu zitieren. Sie klauen Stories und Informationen, zitieren so gut wie nie. Das werden sie noch lernen. Da sind wir sicher. Insbesondere weil unsere Leser/innen das auch feststellen.
Krass geht anders…
Der Text “Krass geht anders” hat über 140.000 Leser gefunden – hätte jeder nur einen Euro bezahlt, hätten wir überhaupt keine Finanzierungsprobleme für viele Monate. Was macht diesen Text aus? Sehr viel Erfahrung, sehr viel Recherche über viele Jahre. Ich kann das ehrlich sagen: Ich war vor Ort, rund zwei Stunden, den Text habe ich in etwa zwei Stunden geschrieben. Also vier Stunden Arbeit. Bin ich größenwahnsinnig, wenn ich mir vorstellte, dafür 140.000 Euro zu bekommen? Nein, überhaupt nicht, wenn ich alle meine Erfahrung aus 25 Jahren Journalismus umrechne, ist das vermutlich sogar viel zu wenig. Bundesweit habe ich viele Zuschriften von Polizeibeamten erhalten, zusammengefasst:
Das hat noch niemand so treffend aufgeschrieben. Das ist genau so, wie es ist.
Das Problem von Journalismus ist: Wir erfinden kein Bauteil, das wir in Serie produzieren können. Wir backen keine Brötchen mit einem bestimmten Geschmack. Wir stellen keinen modischen Stoff her. Wir bieten kein “Kino-Erlebnis”, dass für Wochen die Säle füllt und hoffentlich die Millioneninvestition gewinnbringend herein holt. Wir arbeiten täglich an teils vollständig neuen Themen und fertigen Einzelstücke an. Wir sind keine Künstler, aber wir erstellen täglich Kunsthandwerk.
Unsere redaktionelle Linie ist die Achtung des Grundgesetzes und der Rechtsstaatlichkeit. Wir berichten nicht für und nicht gegen irgendjemanden, sondern nur, was wir in Erfahrung bringen und belegen können. Wir bekennen uns zu einem “subjektiven Journalismus”, weil wir Menschen sind, wir können keinen “objektiven Journalismus” liefern. Die Fakten müssen objektiv sein, das Handwerk auch – jeder Autor hat trotz aller Mühen um “Objektivität” immer eine subjektive Sicht und wir machen das transparent deutlich. Auch das schon seit vielen Jahren und lange vor einer Debatte, die aktuell in der Branche geführt wird.
Sie, liebe Leserin, lieber Leser, entscheiden mit ihren fünf, zehn, fünfzehn oder sogar mehr Euro pro Monat, ob Sie unsere Informationen auf Basis unseres unabhängigen Journalismus auch in Zukunft erhalten werden. Sie alle haben die Möglichkeit, freiwillig einen Betrag zu leisten, der unsere Arbeit möglich macht.
Sie zahlen keine Zwangsgebühr wie für ARD und ZDF. Sie schließen keinen Vertrag und kein Abo mit uns ab.
Sie zahlen, weil Sie unsere Arbeit möglich machen wollen und wertschätzen. Sie müssen keine Förderkreismitglied werden, sondern können auch einzeln für Beiträge zahlen, ob per Paypal oder Überweisung. Der höchste Beitrag in diesem Jahr waren 300 Euro – bezahlt aus Anlass für einen einzelnen Artikel. Der Kommentar:
Selten so einen hintergründigen Artikel gelesen. Dafür zahle ich gerne und zwar einen deutlichen Betrag, weil ich davon ausgehe, dass Ihr mir mehr von dem Stoff liefert. Bleibt dran. Den Gauland kann ich nicht leiden, aber ich kann auch nicht leiden, wie die Medien ihre Macht ausnutzen. Deswegen habt Ihr mich tief beeindruckt und davon will ich mehr.
Klar wird es Leser geben, die alles nur für lau wollen. Überlegen Sie mal, was wäre, wenn die sich durchsetzen?
In diesem Sinne
Ihr
Schätzen Sie diese Art von Artikeln? Die Transparenz? Die Analyse? Die Haltung?
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