Mannheim, 16. Mai 2012. (red) Heute hat der Katholikentag in Mannheim begonnen. Noch vor der offiziellen Eröffnung haben Reformgruppen am Nachmittag in einer Pressekonferenz ihr Programm vorgestellt. Sie kritisieren die Veranstaltung als „Gala-Event“, das sich nicht den wirklichen Problemen der Kirche zuwende und von oben herab anstatt von untern herauf organisiert sei. Der Leitspruch „Einen neuen Aufbruch wagen“ sei zwar hübsch, aber ohne echte Inhalte, da definierte und neue Ziele fehlten.
Von Hardy Prothmann
Die fünf reformorientierten Organisatoren des Alternativprogramms sind sich einig: Der Katholikentag 2012 in Mannheim ist eine „Gala-Veranstaltung“, die ganz überwiegend nur das thematisiert, was von oben, also den Bischöfen erlaubt worden ist. Klar es gibt ein paar Feigenblatt-Veranstaltungen zum sexuellen Missbrauch. Thema ist der aber nicht. Ebensowenig wie der Zölibat, die Rolle der Frau, Schwule und Lesben, einem zunehmenden Rechtsfundamentalismus, Schwangerschaftsberatung, Laienbeteiligung – die Liste dessen, was dringend diskutiert und entwickelt werden sollte, ist aus Sicht der Veranstalter des Alternativprogramms sehr, sehr lang.
„Die Kirchenleitung hat Angst“, sagt Wolfgang Kessler, Chefredakteur von Publik-Forum. „Wo ist die katholische Kirche zu Hause, bei den Bischöfen oder den Gläubigen?“, fragt der renommierte Sozialethiker und Jesuit Friedhelm Hengsbach. „Ich kann nicht erkennen, dass es eine Erneuerungsbewegung gibt, wenn man sich auf das 50 Jahre alte 2. Vatikanische Konzil bezieht. Das Zentralkomittee der Katholiken agiert handzahm an der Leine der Bischöfe“, sagt Bernd Hans Göhrig, Initiative Kirche von unten. „Es ist schon eine merkwürdige Ignoranz, die da herrscht, wenn man von Aufbruch spricht und Opus Dei* Piusbruderschaft wieder eingliedern möchte“, sagt Thomas Wystrach. Und Christian Weisner von Wir sind Kirche sagt: „Dieser Kirchentag findet unter schwierigsten Rahmenbedingungen statt, wenn die Bischöfe von Dialog reden, aber das Gespräch diktieren wollen, wer worüber wie redet und worüber nicht.“
*(Anm. d. Red.: Wir haben das Zitat korrigiert)
Eine Gruppe von 15 Personen hat das Programm organisiert, bei einem Budget im unteren „fünfstelligen“ Bereich. Zum Vergleich: Der Kirchentag wird ingesamt rund acht Millionen Euro kosten. 3,5 Millionen Euro kommen von Bund, Land und Stadt Mannheim als „Zuschüsse“.
Am Donnerstag wird Friedhelm Hengsbach um 14:00 Uhr eine „Brandrede“ halten: „Eure Sorgen möcht ich haben – worum es wirklich geht“. Am Freitag spricht Eugen Drewermann über „Wege zur Menschlichkeit“ und am Samstag wird über Sexuelle Gewalt in der Kirche diskutiert. Die meisten Veranstaltungen finden in Mannheim-Lindenhof in der evangelischen Johanniskirche statt.