Rhein-Neckar, 14. Dezember 2015. (red/pm) Sieben Kliniken in Mannheim, Heidelberg, Ludwigshafen und Frankenthal schließen sich zu einem „Netzwerk gegen unnötigen Einsatz von Antibiotika“ zusammen. Ziel sei es, vor Ort – sprich, in Krankenhäusern das „Bewusstsein für den sinnvollen Einsatz“ dieser Medikamente zu sensibilisieren und das Antibiotic-Stewardship (ABS)-Netzwerk weiter auszubauen.
Information der Universitätsmedizin Mannheim:
„Vor zunehmenden Antibiotika-Resistenzen warnt die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Um dieser Gefahr entgegenzuwirken, haben sich in der Metropolregion Rhein-Neckar sieben Kliniken zu einem Antibiotic-Stewardship (ABS)-Netzwerk zusammengeschlossen: Die Universitätsmedizin Mannheim (UMM), das Universitätsklinikum Heidelberg, die Thoraxklinik-Heidelberg, die Kliniken Schmieder Heidelberg, das Klinikum Ludwigshafen sowie die Stadtklinik Frankenthal und das SRH Kurpfalzkrankenhaus Heidelberg haben jetzt eine gemeinsame ABS-Geschäftsordnung verabschiedet.

Die Gründungsmitglieder des ABS Rhein-Neckar Netzwerkes
Foto: Dirk Schuhmann
Quelle: Universitätsmedizin Mannheim
Sinnvoller Einsatz von Antibiotika
„Unser Ziel ist es, dass möglichst viele Krankenhäuser in der Metropolregion ABS-Gruppen einführen und vor Ort das Bewusstsein für den sinnvollen Einsatz von Antibiotika schärfen“, sagen die Initiatoren des ABS Rhein-Neckar Netzwerks, der Leitende Apotheker der Thoraxklinik Heidelberg, Stephan Liersch, und Privatdozent Dr. med. Roger Vogelmann, Stellvertretender Klinikdirektor der II. Medizinischen Klinik der UMM.
„Langfristig wollen wir so verhindern, dass Bakterien Resistenzen entwickeln. Deshalb sollen Antibiotika nur dann eingesetzt werden, wenn sie für die Therapie unverzichtbar sind. Außerdem soll für jeden Patienten sorgsam das individuell passende Antibiotikum ausgewählt werden.“
Zusammenspiel von Diagnose und Therapie
ABS-Gruppen führen regelmäßig so genannte Infektionsvisiten auf Normalstationen und in besonderen Risikobereichen wie Intensiv- oder Isolationsstationen durch. Sie setzen sich aus Experten für Infektiologie, Mikrobiologie, Laboratoriumsmedizin, Hygiene und klinischer Pharmazie zusammen. Diese beraten die behandelnden Ärzte zur individuell bestmöglichen Antibiotikatherapie für ihre Patienten.
„Studien zeigen, dass für den Behandlungserfolg das komplexe Zusammenspiel aus Diagnose und Therapie entscheidend ist“, berichtet Dr. Vogelmann, der an der Universitätsmedizin Mannheim bereits im Sommer eine ABS-Gruppe eingeführt hat. „Dabei ist ein Mehr an Sicherheit für die Patienten bei gleichzeitig geringerem Einsatz von Antibiotika nur ein scheinbarer Widerspruch.“
Nebenwirkungen vermindern
Antibiotika töten nicht nur die Infektionsverursacher ab, sondern vernichten auch die natürlichen Bakterien der Darmflora. Dadurch kommt es immer wieder zu Beschwerden wie Bauchschmerzen oder langanhaltenden, teilweise blutigen Durchfällen
„Die Zahl der durch Antibiotika ausgelösten Durchfallerkrankungen hat sich in den letzten zehn Jahren europaweit deutlich erhöht“, erläutert Liersch und ergänzt: „Werden Antibiotika gezielt eingesetzt, gehen auch die unerwünschten Nebenwirkungen zurück.“