Mannheim, 15. Oktober 2015. (red/pm) Mit weißem Papier und Kohlestift erschließt die Judith Mall seit 2013 die fiktive Landschaft rund um den Halfway Beach und bietet dem Betrachter szenenhafte Einblicke. Am Samstag um 19:00 Uhr findet die Ausstellungseröffnung von „Beyond Halfway Beach. Zeichnungen von Judith Mall“ im zeitraumexit statt. Kurator von Tilo Schwarz wird einführende Worte sprechen, die Künstlerin wird anwesend sein. Bis 01. November sind die Zeichnungen zu sehen. Der Einrtitt ist frei.
Information des zeitraumexit e.V.:
„Ein zur Seite gezogener Vorhang, Ausblick aufs Meer, ein frisch verlassenes Bett und eine am Boden stehende Reisetasche. Eine gespannte Wäscheleine, die Füße eines Sessels, runde Steinwände, keine Tapete, ein offenes Fenster, ein Bullauge – die kargen und penibel detailliert gefassten Kohlezeichnungen von Judith Mall wirken ebenso kühl und emotionslos wie solche Bilder, die man aus Polizeiermittlungen kennt: Anhaltspunkte um einen Gesamtzusammenhang herzustellen, dem Täter auf die Spur zu kommen.
Wie ein Ermittler fühlt sich auch der Betrachter in der Ausstellung. Denn hinter den Zeichnungen steckt mehr, hinter ihnen scheint es zu brodeln, scheinen tiefe Abgründe zu liegen. Sofort werden Fragen aufgeworfen wie: Wer war es, der das Bett verlassen hat wo ist die Person jetzt? Wo und was kann dieser runde Raum am Meer sein; vielleicht ein bewohnter Leuchtturm, eine Forschungsstation mit integriertem Wohnraum?
Komposition von Momenten und Erzählsequenzen
Genau um diese Fragen geht es der Hamburger Künstlerin in ihren Arbeiten. Es sind in ihren Zeichnungen weniger die Dinge, die sie interessieren, sondern vielmehr die Komposition von Momenten und Erzählsequenzen. Auch sie ist Ermittlerin, Ermittlerin ihrer eigenen Erzählung: Seit 2013 erschließt die Künstlerin ausgehend von einem mysteriösen Turm im Wasser das imaginäre Gebiet rund um den Halfway Beach, weitet es aus, füllt es mit Handlung, lässt Geschichten erwachsen.
In den seltensten Fällen zeigen die schwarz-weißen Zeichnungen, die an Storyboards von alten Noir-Filmen erinnern, Personen, dennoch spürt man ihre Anwesenheit unmittelbar. Judith Mall gelingt es im Ausschneiden, Weglassen und Eingrenzen sowie mit der kühlen Form ihrer Arbeit in außerordentlicher Weise, genau das Gegenteil auszulösen: das Hervorrufen von Stimmungen und Atmosphären, die man fast bis in den Ausstellungsraum hinein spüren kann.
Erzählung in Bildern
In rund 30 Einzelbildern der Serie „Beyond Halfway Beach“ schafft die Künstlerin eine besondere Form der Erzählung, die ohne feste Reihenfolgen, ohne Erzählstruktur ohne Text auskommt und zeigt damit sehr anschaulich, dass Comic mehr ist als Superhelden und Sprechblasen, sondern eine künstlerische Erzählform, bei der die Erzählung hauptsächlich über das Bild transportiert wird.
Der Betrachter ist es, der seine individuellen Worte schafft und mit seinem Blick den Verlauf der Geschichte bestimmt, sie umwirft und wieder neu erfindet.“