Mannheim, 28. Januar 2015. (red/pm) Mit „Kraft der Linie: Graphik des Expressionismus“ werden am 26. Februar 2015 die neuen Ausstellungsräume der Graphischen Sammlung im generalsanierten Jugendstilgebäude der Kunsthalle Mannheim wieder eröffnet. Besucher bekommen dort Werke von Dürer und Rembrandt über Casper David Friedrich bis hin zu Picasso zu sehen.
Information der Kunsthalle Mannheim:
„Sie wird in unmittelbarer Nachbarschaft der historischen „Alten Bibliothek“ ihren permanenten Ausstellungsort beziehen. Dort können künftig Museumsbesucher in wechselnden Sammlungspräsentationen die Werke großer Künstler entdecken – von Dürer, Rembrandt und Tiepolo mit Druckgraphiken vom 15. bis zum frühen 19. Jahrhundert über Caspar David Friedrich und Rodin bis hin zu Chillida und Picasso – mit Zeichnungen, Aquarellen und Druckgraphiken vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart.
Die Graphische Sammlung der Kunsthalle Mannheim gilt als eine der ersten systematischen Sammlungen der Moderne weltweit. Mit über 33.000 Blättern – davon 10.000 Papierarbeiten des 19. und 20. Jahrhunderts – ist sie im deutschlandweiten Vergleich ein stattlicher, mittelgroßer und extrem facettenreicher Bestand mit starken Schwerpunkten.
„Kulturelle Bildung befördern“
„Sie spielt im Selbstverständnis und für das Profil der Kunsthalle Mannheim eine wichtige Rolle“, erklärt Kunsthallen-Direktorin Dr. Ulrike Lorenz. „Es ist eine bewusste Entscheidung, dass wir die historischen Räume wieder ihrem Ursprungszweck widmen und damit an das Gründungskonzept von Fritz Wichert anknüpfen: kulturelle Bildung für alle mit der Graphischen Sammlung befördern.“
„Derart schöne und den konservatorischen Ansprüchen entsprechende Ausstellungsräume für Graphik hatten wir noch nie. In den Gründungsjahren der Kunsthalle Mannheim stand ein Raum neben der Alten Bibliothek zur Verfügung, in dem sich Besucher graphische Blätter vorlegen lassen konnten“, erzählt Dr. Thomas Köllhofer, der seit 1999 für die Graphische Sammlung verantwortlich ist.
„Großer Facettenreichtum“
„Kunsthallen-Direktor Heinz Fuchs richtete ab den 1960er Jahren einen Graphik-Raum ein. Unter Manfred Fath gab es zwar einen Ausstellungsraum, aber in einer unbefriedigenden Durchgangssituation,“ fügte Dr. Kollhöfer hinzu.
Zahlreiche Sammlungskomplexe konnten bislang nur sporadisch oder gar nicht gezeigt werden, so auch die Mannheimer Sammlung des Hofgelehrten und Schiller-Zeitgenossen Anton von Klein. Sie besteht aus 23.000 Blättern – mit Druckgraphiken aller größeren europäischen Schulen vom ausgehenden 15. bis zum frühen 19. Jahrhundert.
Mit Werken von Dürer, Cranach und Rembrandt sind zahlreiche Meister alter Kunst vertreten. Mit Papierarbeiten der Romantik und des Impressionismus ergänzt die Graphische Sammlung thematisch die Schwerpunkte der Gemälde- und Skulpturensammlung. Aber auch Werke des Expressionismus, der Neuen Sachlichkeit und des Informel sind stark vertreten und bilden die Themen der ersten drei Ausstellungen der Graphischen Sammlung 2015.
Unwiderbringbare Verluste
Unter den Nationalsozialisten wurden 1937 über 550 Zeichnungen, Aquarelle und Druckgraphiken sowie 59 Mappenwerke als „entartete Kunst“ beschlagnahmt und anschließend zum Verkauf angeboten oder vernichtet. Obwohl Teile der beschlagnahmten Objekte – darunter ein Großteil der Mappenwerke – gerettet werden konnten, verlor die Kunsthalle Mannheim wichtige Arbeiten insbesondere von Künstlern des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit.
Die so entstandenen Lücken versuchte man nach dem Krieg durch Ankäufe auszugleichen. Weiter ausgebaut wurde der Sammelschwerpunkt der europäischen Bildhauergraphik des 20. Jahrhunderts.
Angekauft wurden vor allem Blätter des Informel, der Gruppen COBRA und Zero. Auch heute bemüht sich die Kunsthalle Mannheim mit ihrer Erwerbungspolitik, auf die vielfältigen Kunstströmungen der Gegenwart zu reagieren.“