Heidelberg, 14. Oktober 2015. (red/cr) „So bunt wie bei uns“ – das ist nur ein Bildtitel aus dem Werk von Amalia Grünwald. Aber ein symbolischer. Ihre Bilder sind bunt und strahlen wie die Künstlerin selbst. Die aktuelle Ausstellung in der Hochschule für jüdische Studien Heidelberg im Rahmen der Jüdischen Kulturtage zeigt eine neue Wendung in ihrem Schaffen – die Inspiration durch Paul Klee.
Von Christin Rudolph
Die Bilder der aktuellen Ausstellung in der Hochschule für jüdische Studien Heidelberg im Rahmen der Jüdischen Kulturtage tragen Titel wie „Die Zauberin“, „Pilot“, „Meeresgeplauder“ oder „So bunt wie bei uns“. Bunt und fröhlich geht es bei der Heidelberger Künstlerin Amalia Grünwald wirklich zu – sowohl in den Bildern als auch menschlich.
Durch ihre herzliche Art entsteht bei der Ausstellungseröffnung umgehend eine familiäre Atmosphäre – und diese befördert wiederum den Zugang zu den Bildern.
Immer wieder neue Wendungen
1959 wurde Amalia Grünwald in Santiago de Chile geboren. Ihre Eltern sind jüdische Flüchtlinge aus der Slowakei und Polen. 12 Jahre später wanderte die Familie nach Israel ein. Frau Grünwald studierte Malerei und Kunstgeschichte in Tel-Aviv und Berlin. Seit 1995 lebt sie in Heidelberg. Seit 32 Jahren zeigt sie ihr Schaffen in zahlreichen Ausstellungen unter anderem in Tel-Aviv, Berlin, Philadelphia und Heidelberg.
Die Bilder bei dieser Ausstellung wirken verändert. Frau Grünwald kannte Paul Klee von jeher, aber dieses Jahr hatte sie einen einschneidenden Museumsbesuch. Im Berliner Museum Berggruen werden die Werke von Pablo Picasso, Henri Matisse, Paul Klee und Alberto Giacometti gezeigt.
Inspiration Paul Klee
Als sie dort die Bilder von Paul Klee betrachtete, fühlte sie sich plötzlich inspiriert. Daraufhin hatte sie eine sehr intensive Schaffensphase. Die 25 Bilder, die nun im Foyer der Hochschule für jüdische Studien zu sehen sind, entstanden alle in den vergangenen fünf Monaten. Außerdem mindestens noch einmal so viele, die nicht für die Ausstellung ausgesucht wurden.
Im Vergleich zu früheren Werken sind die Bilder jetzt kleinformatiger. Bei ihnen bedient sich Frau Grünwald teilweise auch anderer Techniken als vorher. Sie benutzt Öl- und Aquarellfarben, Gouache und manchmal auch Acrylfarben.
Eigene Farben
Sie verwendet nur Naturmaterialien. Die Mineralien zerreibt sie selbst und versetzt sie mit Bindemittel. So entsteht eine schier endlose Palette an feinen Farbnuancen, die in den Bildern zart ineinander übergehen.
Dünne Farbschichten lassen den Untergrund durchleuchten. Geschickt setzt Frau Grünwald vereinzelte dunkle bis schwarze Akzente neben hellere Stellen. Durch den Kontrast strahlen die helleren Farben noch mehr.
Figuren in der Bildmitte heben die Motive aus der totalen Abstraktion heraus. Die schwarzen Flecken und feinen Linien der Umrisse der Figuren entstehen mit Ölfarben. In Kombination mit Deckfarben bilden sie einen Gegensatz zu den luftigen Aquarellfarben, die den Bildern Tiefe verleihen. Bei all den Kontrasten bleiben die Kompositionen aber immer harmonisch, selbst beim Einsatz von Komplementärfarben.
Hochschule freut sich über Begegnungen
Dr. Johannes Heil, Historiker für jüdische Geschichte und Rektor der Hochschule für jüdische Studien in Heidelberg, versteht das Foyer der Hochschule als „Raum in der Stadt, an dem man zusammenkommen kann“, die Ausstellung sei nicht nur für das eigene Haus, sondern Begegnungsraum für alle.
Unsere Philosophie ist es, den Begriff der jüdischen Studien nicht ganz so eng zu fassen.
Die Hochschule wolle dazu beitragen, dass Judentum als selbstverständlicher Teil der europäischen Kultur wahrgenommen wird. Mit der Ausstellung leiste man einen Transfer von der Wissenschaft zur Kunst.
Verschiedene Facetten des Judentums
Mit Amalia Grünwald als einer zeitgenössischen jüdischen Künstlerin hat man genau das erreicht. Jüdisches Leben wird in der Öffentlichkeit oft auf den Holocaust oder den Nahost-Konflikt reduziert. In der Realität umfasst es selbstverständlich viel mehr.
Die Bilder von Frau Grünwald vermitteln eine positive Lebenseinstellung und führen zu verschiedensten zwischenmenschlichen Begegnungen. Damit ist die Ausstellung ein gelungener Teil der Jüdischen Kulturtage Heidelberg.
Bis zum 15. November ist die Ausstellung noch im Foyer der Hochschule für jüdische Studien Heidelberg zu sehen.
Mittwochabend um 18:00 Uhr zur Absolventenfeier und Semestereröffnung wird Frau Grünwald noch einmal anwesend sein.